Esslingen ohne Kögel? Ein früherer Oberbürgermeister konnte sich das schlicht nicht vorstellen. In wenigen Tagen schließt das Traditionsgeschäft in der Altstadt nun nach 122 Jahren für immer. Wie das Modehaus wurde, was es für viele Jahrzehnte war.

Die Annonce zur Geschäftseröffnung hat Alexander Kögel aufbewahrt. In einer riesigen Anzeige kündigte sein Urgroßvater Friedrich im April 1902 den Start seines Manufakturwaren-Geschäfts am Rathausplatz 13 in der Esslinger Altstadt an: Angeboten wurden Gardinen, Aussteuerartikel, Bettfedern sowie Baumwollwaren. Aber zum Sortiment gehörten auch etwa 200 Stück Herrenkleiderstoffe und 200 Stück Damenkleiderstoffe. Bis etwa 1900, meint Alexander Kögel, hätten die meisten Menschen ihre Kleidung noch selbst genäht. Doch die industrielle Produktion von Hemden, Hosen oder Leibchen lief zu dieser Zeit an. Sein Vorfahre habe daher auch recht schnell sein Warenrepertoire auf Kleidung umgestellt. Dieser Tradition sind seine Nachfolger treu geblieben: Das Modehaus Kögel beim Postmichelbrunnen bietet noch bis Samstag, 27. Januar, Bekleidung an. Dann schließt es seine Pforten.