Der Gemeinderat hat entschieden: das XXXL-Möbelhaus am Ludwigsburger Stadtrand darf kräftig ausgebaut werden. Unumstritten ist das nicht. Vor allem das dazugehörige Verkehrskonzept provoziert Ärger.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Am Ende der Debatte hat dann Peter Griesmaier das Mikro gegriffen, und der SPD-Stadtrat holzte sofort los. Er hatte offenbar den recht arroganten Auftritt eines XXXLutz-Managers im Bauausschuss nicht vergessen, jetzt, im Gemeinderat, schlug Griesmaier zurück. XXXLutz habe bei der Planung der Möbelhaus-Erweiterung am Stadtrand von Ludwigsburg in „reinrassig-feudalistischem Stil agiert“ und wie im Absolutismus nur die eigenen Wünsche durchgedrückt, klagte er. Die Firma habe keine Spur Kompromissfähigkeit gezeigt. „Müssen wir uns das bieten lassen?“, rief der Stadtrat in den Saal. „Ich glaube: nein!“

 

Die Mehrheit allerdings sagte: ja. Mit 24 Ja-Stimmen gegen 15 Nein-Stimmen entschied der Gemeinderat am Donnerstag , dass XXXLutz das Möbelhaus von 15 000 auf 25 000 Quadratmeter vergrößern darf und im Zuge dessen eine direkte Anbindung an die B 27 erhält. Zwar äußerten zahlreiche Stadträte die Sorge, der neue Knotenpunkt werde die angespannte Verkehrssituation auf der Bundesstraße verschlimmern. Aber es zeichnete sich früh ab, dass nur eine Minderheit bereit sein würde, wegen der Verkehrsproblematik das ganze Vorhaben zu riskieren.

Vor allem das Verkehrskonzept ist umstritten

Bisher müssen Kunden einen Umweg über die Monreposstraße fahren, um von der B 27 zu XXXLutz zu gelangen. Dies soll sich ändern, wenn nach dem Ausbau deutlich mehr Menschen in dem Haus einkaufen. Diese sollen nach dem Willen des Unternehmens aus beiden Richtungen der B 27 über eine kleine Straße vor dem Möbelhaus direkt in die Tiefgarage fahren können – und auf demselben Weg zurück.

Daran entzündet sich die Kritik, weil damit an dieser Stelle mehr Querverkehr auf der B 27 entsteht. Schon heute bilden sich dort häufig Staus. Doch der XXXLutz-Manager hatte im Bauausschuss unmissverständlich erklärt, dass es ohne die Direktanbindung auch keinen Möbelhaus-Ausbau geben werde. Die Stadträte standen unter Druck.

Denn der Ausbau ist unumstritten, die Stadtverwaltung will ihn, die Stadträte wollen ihn – auch, damit XXXLutz zu einer Konkurrenz für das Hofmeister-Möbelhaus in Bietigheim-Bissingen wachsen kann. Der Verwaltungsausschuss hatte die Erweiterung mit großer Mehrheit befürwortet, der Bauausschuss das Verkehrskonzept abgelehnt. „Wir sind in einem kommunalpolitischen Dilemma“, sagte Hans Schmid im Gemeinderat. Der Bürgermeister geht auf Basis eines Gutachtens davon aus, dass der zusätzliche Verkehr nicht spürbar sein werde.

Die Stadt knüpft ihre Zusage an Bedingungen

Die CDU hatte in der Sitzung erfolglos einen Antrag eingebracht, der weitreichende Einschränkungen vorsah. Im Kern wollten die Unionschristen und Teile der FDP, dass die Direktanbindung an die B 27 auf Lieferverkehr oder die Abholung von Waren beschränkt wird – und alle anderen Kunden wie bisher einen Umweg fahren.

Die Mehrheit des Gremiums folgte indes dem Konzept der Verwaltung, das zwar die Forderungen von XXXLutz erfüllt, die Umsetzung aber an Bedingungen knüpft. Die Grünphase an der Ampel vor dem Möbelhaus wird auf fünf Sekunden begrenzt, um die Belastung für die Bundesstraße zu minimieren. Die Kosten für die Verlängerung der Abbiegespur und die Verbreiterung der Zufahrtstraße muss das Unternehmen tragen. Die Beschilderung muss so angelegt sein, dass Kunden sowohl den direkten Weg als auch die alte Strecke über die Monreposstraße nutzen, damit sich der Verkehr verteilt. Dies seien Wünsche der Stadt, die XXXLutz erfüllen müsse, sagte Schmid. „Es ist nicht richtig, dass sich das Unternehmen überall durchgesetzt hat.“ Fast fatalistisch klang das Fazit der Freie-Wähler-Stadträtin Gabriele Moersch: „Dann hoffen wir mal, dass das alles nicht in einem XXXL-Verkehrschaos endet.“