Der Lärmaktionsplan könnte für geplagte Anwohner ein erster Schritt in diese Richtung sein. Denn täglich brausen durchschnittlich 10 000 Autos durch die Straßen. Doch konkrete Maßnahmen zum Lärmschutz kann nur die Verkehrsbehörde anordnen.

Mönsheim - Mönsheims Mitte an einem Werktag um 17 Uhr: Die Berufspendler brausen dicht an dicht durch den Ort. Wer die Hauptdurchgangsstraße überqueren möchte, muss oft ziemlich lange warten und dann mutig eine Lücke erwischen. Über die L 1134 fahren an Werktagen durchschnittlich rund 10 000 Autos. Die Fußgängerwege sind stellenweise äußerst schmal. Auf der Höhe des Rathauses steht ein Schild, mit dem Anwohner gegen die Verkehrslawine protestieren. „Unser schönes Mönsheim: Dorf ok, Verkehr hässlich“ heißt es darauf. Dass sich etwas ändern muss, darüber ist man sich in der kleinen Heckengäugemeinde einig – und das nicht erst, seit der Lärmaktionsplan diskutiert wird.

 

So entwickelten denn auch die rund 60 Mönsheimer bei der Vorstellung eines Gutachtens durch die Fachleute in der Alten Kelter konkrete Ideen: Eine durchgehende Tempo-30-Zone auf der L 1134 im Bereich der Ortsdurchfahrt, eventuell auch nur nachts, eine Lärmschutzwand für den Bereich der Jahnstraße oder Straßenschwellen. „Wenn die hoch genug sind, fährt man langsamer“, so ein Vorschlag. Gutrun Bentele vom beauftragten Ingenieurbüro entgegnete, dass gerade Schwellen noch mehr Lärm verursachen, vor allem wenn Lastwagen darüberfahren „Da scheppert es jedes Mal“.

Autobahn-Umleitung führt durch den Ort

Den Vorschlag, die Laster durch Verbote ganz aus dem Ort herauszuhalten, lehnte die Fachbehörde bereits ab, weil die L 1134 auch als Umleitung für die Autobahn dient, wie der Bürgermeister Thomas Fritsch erläuterte. Auch die Idee, Flüsterasphalt aufzubringen, stand bereits im ersten Entwurf des Lärmaktionsplans. Sie wurde aber ebenfalls von der Behörde verworfen, weil ein solcher Belag nur außerhalb geschlossener Ortschaften verwendet werde, so Fritsch. Ein Besucher brachte das Thema Ortsumfahrung ins Gespräch. Der Bürgermeister relativierte diesen Gedanken jedoch: „Das würde noch Jahre dauern, selbst wenn eine kommt. Wir müssen aber sofort etwas machen.“

Schon mehrfach beschäftigten sich Gemeinderat und Verwaltung mit dem Plan gegen den Lärm, der aufgrund von EU-Vorgaben jetzt in allen Kommunen erstellt werden muss. Die Gemeinde ließ auf eigene Kosten ein Gutachten anfertigen, das sie nun den Bürgerinnen und Bürgern vorstellte.

Als der vom Lärm am stärksten belastete Bereich wurden die Leonberger und Pforzheimer Straße berechnet, dort auch besonders im Kurvenbereich, wo bereits Tempo 30 gilt. Aber auch an der Iptinger Straße und unterhalb der Jahnstraße wird Handlungsbedarf gesehen.

Die Reduzierung auf Tempo 30 von der Ortseinfahrt aus Richtung Leonberg kommend bis fast zur Ausfahrt auf Höhe der Abzweigung Wimsheimer Straße wäre eine mögliche Maßnahme. Im weiteren Verlauf der Pforzheimer Straße sollte dann entlang der Bebauung anstatt bisher 70 künftig nur noch 50 gefahren werden dürfen. Auch für die Iptinger Straße und den unteren Teil der Wimsheimer Straße wird Tempo 30 vorgeschlagen. All dies müsste von der Verkehrsbehörde angeordnet werden. Der Bau einer Lärmschutzwand wäre Sache des Landes als Straßenbaulastträger. Daneben können besonders vom Lärm geplagte Bürger Schallschutzfenster beantragen.

Verkehrsbehörde muss Lärmschutzmaßnahmen anordnen

„Mit einem solchen Plan möchte man die Bevölkerung über die tatsächlichen Belastungen informieren und sie durch eine Verringerung des Lärms vor den gesundheitlichen Folgen von Lärm schützen“, sagte Professor Dominik Kupfer. Der Freiburger Verwaltungsjurist hat sich mit der rechtlichen Seite beschäftigt. Er erklärte auch gleich „den Haken an der Sache“. Die Gemeinden seien zwar zuständig für die Aufstellung des Plans. Die Umsetzung der Maßnahmen liege in der Regel bei den Fachbehörden, also beispielsweise dem Straßenverkehrsamt beim Landratsamt.

In den nächsten Wochen wird der Gemeinderat weiter am Lärmaktionsplan arbeiten. Im Frühsommer wird das Werk öffentlich ausgelegt, im Sommer soll es verabschiedet werden. Die wesentlichen Forderungen darin werden wohl Temporeduzierungen und die Lärmschutzwand sein, eventuell als langfristige Maßnahme die Ortsumfahrung, so Bürgermeister Fritsch. Das aber entscheidet der Gemeinderat.

Zumindest zeitweise könnten demnächst die Anwohner zu mehr Ruhe kommen, denn die Pforzheimer Straße wird von der Kurve in Richtung Ortsausfahrt für ein dreiviertel Jahr immer wieder gesperrt sein. Ab März wird die Straße samt Kanälen und Leitungen in einzelnen Bauabschnitten weitgehend komplett saniert.