Die Strauß-Tochter Monika Hohlmeier gestaltet in Brüssel die EU-Flüchtlingspolitik mit. An eine Rückkehr nach München denkt sie auch deshalb nicht, weil ihr Einfluss im Europaparlament beträchtlich ist.
Brüssel - Sie ist keine, die in Brüssel mit ihrer Herkunft hausieren geht. Viele nicht-deutsche Abgeordnete in der Europäischen Volkspartei wissen gar nicht, dass Monika Hohlmeier Tochter der konservativen Legende Franz Josef Strauß ist. „Unprätentiös“ oder „freundlich“ sind die Attribute, die Kollegen verwenden, um die CSU-Politikerin und Obfrau der EVP im Innenausschuss zu beschreiben, die in der Flüchtlingskrise eine zentrale Rolle im Parlament spielt.
Vom Vater hat sie aber wohl die inhaltliche Härte geerbt, die den Kollegen links von ihr nicht behagt. „Schwer zu überzeugen“ sei Monika Hohlmeier, sagt ein Ausschussmitglied, mithin eine „Hardlinerin“, die nun etwa über eine Liste sicherer Drittstaaten „das Asylrecht in Europa faktisch abschaffen“ wolle. Bei einem Auftritt vor Parteifreunden in Bayern klingt das schon mal so: „Ich bin es leid, dass wir Europäer immer so tun, als wären wir Schuld an allen Problemen auf der Welt.“
Frühzeitig auf einen Verteilungsschlüssel geeinigt
Aber Brüssel, wo sie seit 2009 als Europaabgeordnete arbeitet, ist etwas anderes. Dort geht es um Kompromisse, die sie auch innerparteilich suchen muss mit ihrer Stellvertreterin Roberta Metsola aus Malta, das schon eine Flüchtlingskrise hatte, als die in Deutschland noch kaum einen interessierte. Schon vor einem Jahr hätten die beiden gemeinsam einen Verteilungsschlüssel für Krisenfälle als Parteiposition durchgesetzt, erzählt Monika Hohlmeier.
Die gängige Praxis im Parlament, möglichst liberale Positionen abzustimmen, um so dem Rat der eher konservativen EU-Innenminister etwas abzutrotzen, gefällt ihr dennoch nicht: „Für mich als Koordinatorin ist wesentlich, dass die Haltung meiner Fraktion in einem Kompromiss noch erkennbar ist“, sagt sie, „da habe ich gelernt, auch mal hart zu sein.“ Und zwar in alle Richtungen. Auch Regierungen und EU-Kommission, die die UN-Flüchtlingslager in der Türkei oder dem Libanon nicht ausreichend unterstützen oder kürzlich den Haushalt für humanitäre Hilfe kürzen wollten, bekommen ihr Fett weg: „Die Verantwortlichen haben bis vor kurzem die Situation völlig unterschätzt.“
Viele Analysen des Vaters treffen noch zu
In ihrem politischen Alltag spielt der Vater kaum eine Rolle. „Ich bin 53 Jahre alt, und mein Vater ist seit über 25 Jahren tot – da müsste ich psychisch schon schwer angeschlagen sein, wenn ich mich dauernd fragen würde, was er jetzt machen würde“, meint sie lachend. Wenn es aber um Europas Grundkoordinaten geht, wälzt sie schon mal die Straußschen Abhandlungen aus der Nachkriegszeit: „Viele Analysen von damals treffen auch heute noch zu - darunter die, dass sich Nationalstaaten und ihr einzelbezogenes Handeln in wesentlichen großen Fragen überlebt haben.“
Europapolitik macht Bayerns frühere Kultusministerin daher aus Überzeugung und nicht als Übergang, bis die Wunden der Münchner CSU-Affäre verheilt wären. „Meine Arbeit im ,melting pot‘ Brüssel ist hochinteressant, und ich will hier bleiben“, sagt sie zumindest, „das habe ich auch so mit Horst Seehofer besprochen.“ Sie habe schon 1993 eine Europakandidatur erwogen, was der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber jedoch abgelehnt habe. Deshalb sei es auch „keine Flucht aus München“ gewesen, als Karl-Theodor zu Guttenberg 2009 für Oberfranken aussichtsreiche Bewerber für die Europaliste suchte.
Wortführerin in innenpolitischen Fragen
Warum sollte sie auch gehen, da sie „inzwischen zur Wortführerin geworden“ ist in allen innenpolitischen Fragen der größten Fraktion im Europaparlament geworden ist, wie einer aus der Fraktion sagt? Sie spricht besser Englisch als viele ihrer Kollegen, passables Französisch dazu. Und nicht zuletzt sind „die Anfragen der EU mehr als spannend und eine große Herausforderung“, sagt Monika Hohlmeier selbst, die auch im Haushaltsausschuss sitzt: „In dieser Lage für Europas Finanzen und die EU-Flüchtlingspolitik an verantwortlicher Stelle mitzuarbeiten – mehr geht doch kaum.“