Der Naturschutzbund Nabu Baden-Württemberg kann zwei Moorflächen im Allgäu und im Schwarzwald renaturieren. Möglich macht’s eine Spende des Autobauers Daimler, der insgesamt 929 000 Euro für das Projekt überweist. Dabei soll es aus Sicht des Nabu nicht bleiben.

Hinterzarten/Isny - Der Naturschutzbund Nabu freut sich über 920 000 Euro, die die Daimler AG zweckgebunden gespendet hat. Mit dem Geld sollen die Moore in Hinterzarten im Schwarzwald und im Bodenmöser bei Isny im Allgäu wieder hergestellt werden. „Wir bedanken uns im Namen von Moorfrosch, Bekassine und Sonnentau“, sagte der Nabu-Landesgeschäftsführer Uwe Prietzel bei der Vorstellung des Projekts „Moore mit Stern“.

 

Dieses Umweltengagement des Autobauers sei nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt, sondern auch zum Klimaschutz. Neben der Verbrennung von Kohle und Öl sei die fortschreitende Zerstörung der Moore einer der größten Klimaschädlinge. Global betrachtet binden nach Angaben von Nabu-Mann Prietzel Moore mehr Kohlenstoff als Wälder: „Gesunde Moore sind mächtige CO2-Tresore.“

Nachhaltigkeit sei ein Bestandteil „des täglichen Handelns“ bei der Daimler AG, sagt Lothar Ulsamer, der Leiter der Abteilung für föderale und kommunale Projekte. Das Unternehmen investiere nicht nur in die Senkung des CO2-Ausstoßes der Fahrzeugflotte, sondern auch in umweltschonende Produktions- und Verfahrenstechniken. Die Unterstützung des Moor-Projektes des Nabu sei daher folgerichtig.

„Ein Glücksfall für die Gemeinde Hinterzarten“

Die Naturschützer haben sich für die Renaturierung der beiden Moore im Schwarzwald und im Allgäu entschieden, weil dort mit der Spendensumme relativ schnell naturschutzfachlich ziemlich viel erreicht werden könne und es auch bereits erste Vorüberlegungen gab, sagte der Sprecher des Nabu, Hans Huber. Alle betroffenen Flächen sind im Besitz der öffentlichen Hand. Das rund 80 Hektar große Hinterzartener Moor – das größte im Schwarzwald – sei noch in einem verhältnismäßig guten Zustand. Dennoch hätte sich die Gemeinde als Eigentümerin die Wiederherstellung finanziell kaum leisten können, sagte der Bürgermeister Klaus-Michael Tatsch. Das Projekt ist für ihn deshalb ein Glücksfall. Auch deshalb, weil dadurch die einzigartige Naturlandschaft wieder ins öffentliche Bewusstsein gebracht werde.

Deutlich mehr geschädigt ist das rund 740 Hektar große Moorgebiet Bodenmöser, das zu den größten Schutzgebieten Baden-Württembergs zählt. Dort wurde zum Teil noch bis in die 80er Jahre Torf abgebaut. Die biotopschädlich Entwässerung des Gebietes geht zum Teil darauf, zum Teil auf landwirtschaftliche Nutzung zurück.

Mehr Unternehmen für Moorschutz gewinnen

Jetzt beginnen die Fachplanungen zur Wiedervernässung. Mithilfe von Sperren sollen die alten Entwässerungsgräben geschlossen und damit der Wasserstand auf großer Fläche erhöht werden. Ein kompliziertes Verfahren, bei dem darauf geachtet werden muss, dass keine Anrainer „nasse Füße“ bekommen. Binnen drei Jahren soll das Pilotprojekt abgeschlossen sein.

Der Nabu hofft darauf, dass das Beispiel Schule macht. Das Ziel sei, Gelder für die Wiederherstellung weiterer Moore zu akquirieren und weitere Unternehmen dafür zu gewinnen. Das für den Naturschutz zuständige Ministerium für den Ländlichen Raum begrüßt die Kooperation. „Wir freuen uns, dass die Daimler AG den Schutz unserer Moore als wichtige gesellschaftliche Aufgabe erkennt und entsprechend handelt“, sagte Marcus Lämmle vom Ministerium und sicherte die fachliche Unterstützung zu. Auch der frühere CDU-Umweltminister und zuständige Wahlkreisabgeordnete Ulrich Müller zeigte sich erfreut über die Zusammenarbeit von Nabu und Daimler. Allerdings sei es für ihn „völlig unverständlich“, dass Grün-Rot jüngst einen CDU-Antrag zu Gunsten des Moorschutzes abgelehnt habe.

Moore binden Kohlendioxid

Bis vor zweihundert Jahren war Baden-Württemberg reich an Mooren. Heute sind 95 Prozent davon zerstört: entwässert, abgetorft und umgewandelt in Acker- und Grünflächen.
Heute gibt es noch rund 38 000 Hektar Moorfläche in Baden-Württemberg. Diese finden sich vor allem im Allgäu und in Oberschwaben, auf der Baar, im Schwarzwald und am Oberrhein. Die größten Moore sind das Federseeried im Kreis Biberach (3300 Hektar), das Pfrunger Ried im Kreis Sigmaringen (2600 Hektar) und das Wurzacher Ried im Kreis Ravensburg (1700 Hektar).

Moore sind Kohlendioxidspeicher, da unter Luftabschluss organisches Material nicht abgebaut wird. In trocken gelegten Mooren startet ein Zersetzungsprozess, der das gebundene Kohlendioxid (CO2) frei setzt. Durch die Renaturierung von bis dahin intensiv genutzten Mooren verwandeln sich die CO2-Emissionsquellen in CO2-Senken. Deshalb fordert der Landesnaturschutzverband, dass die Renaturierungen alsKohlendioxid-Zertifikate handelbar sein