Es sei eine Zufallstat gewesen, sagte der 48-jährige Angeklagte vor dem Stuttgarter Landgericht.

Stuttgart - Mehr als ein Jahrzehnt nach dem gewaltsamen Tod des elfjährigen Tobias aus Baden-Württemberg hat ein 48-jähriger Mann vor Gericht ein umfangreiches Geständnis abgelegt. Er habe den Jungen missbrauchen wollen und erstochen, als dieser um Hilfe schrie, berichtete der Angeklagte am Donnerstag vor dem Landgericht Stuttgart. Zahlreiche Details brachte der Bäcker zur Sprache - so grausam, dass nicht nur die Mutter des Opfers, sondern auch einige Zuhörer mehrfach in Tränen ausbrachen. Mutter, Vater und der ältere Bruder von Tobias treten im Prozess als Nebenkläger auf.

 

Angeklagter: "Dann kam mir halt die blöde Idee"

Auf einer Fahrradtour habe er den Jungen am 30. Oktober 2000 am Weiher in Weil im Schönbuch (Kreis Böblingen) sitzen sehen, erzählte der Angeklagte. Zuvor hatte dem Gericht von seiner sexuellen Neigung berichtet, sich selbst zu verletzen. „Und dann kam mir halt die blöde Idee, mit dem kannst du das jetzt mal machen.“

Er bat den Jungen um Hilfe beim Einstellen seiner Fahrradbremsen, das Kind folgt ihm. Als er hinter einem Schuppen sein Messer zeigte, schrie der Junge um Hilfe. Bei dem folgenden Gerangel sah er seinem Opfer zum ersten Mal direkt in die Augen. „Ich habe in seinen Augen den Tod gesehen, die Todesangst halt.“ Dann setzte sein Verstand aus, erzählte der Angeklagte. Er erinnere sich nur noch an die Geräusche. Laut Anklage hatte er 38 Mal auf den Jungen eingestochen und ihm dann ein Körperteil abgeschnitten - wie er selbst einräumt zur Befriedigung seines Triebs. Tobias verblutete.

Ermittler stoßen per Zufall auf Angeklagten

„Das war all die Jahre meine Angst, dass ich es nochmal machen könnte“, sagte der 48-Jährige. Deshalb habe er sich bewusst von Orten mit vielen Kindern ferngehalten. Mit der Zeit sei seine Neigung und auch seine Todessehnsucht immer extremer geworden. Auch an Selbstmord habe er gedacht. „Aber wenn ich jetzt hier sitze, bin ich froh, dass ich es nicht gemacht habe.“ Die Eltern von Tobas sollten wenigstens wissen, was passiert sei.

Erst durch einen Zufall waren Ermittler mehr als ein Jahrzehnt nach der Bluttat bei Recherchen zur Kinderpornografie auf den ledigen Bäcker gestoßen. Ein Abgleich seiner DNA mit Spuren vom Tatort verlief positiv. Bevor die Polizei ihn fasste, war die Hoffnung fast erloschen, den Täter noch zu finden.