Pistorius' Versuch, sich aller Verantwortung zu entledigen, geht so weit, dass er sich bei der Darstellung der Vorgänge in der Tatnacht am 14. Februar des vergangenen Jahres in eigenartige Formulierungen verstrickt. Statt zu sagen, dass er auf die Toilettentür zielte, redet er davon, dass sich „der Lauf der Pistole auf die Toilettentür gerichtet“ habe. Und dass sich die vier Schüsse aus seiner Handwaffe gelöst hätten, sei nicht wirklich beabsichtigt sondern ein „Unfall“ gewesen. „Sagen Sie doch endlich mal klar, dass Sie Reeva umgebracht haben“, raunzt ihn Nel wie ein erzürnter Vater an – und geißelt ihn später auch noch dafür, dass er die an Steenkamps Eltern zu Beginn seiner Aussage gerichtete Entschuldigung zu einem öffentlichen „Spektakel“ gemacht habe, statt im kleinsten Kreis für den angeblich verhängnisvollen Irrtum um Verzeihung zu bitten.  

Im weiteren Verlauf des Kreuzverhörs ändert Nel dann seinen Ton. Am zweiten Tag, dem „psychologischen“, ist der Staatsanwalt damit beschäftigt, den Angeklagten als fast schon krankhaften „Egoisten“ darzustellen: Vor allem mit Hilfe der zahllosen Whatsapp-Botschaften zeigt der Ankläger auf, dass der amputierte Läuferstar selbst in der jungen Liebesbeziehung mit Steenkamp ausschließlich an sich selbst und seine Karriere dachte. Schließlich am dritten Tag, dem Freitag, die kriminologische Beweisführung: Jetzt hat sich Nels Stil und Ton in den eines Sherlock Holmes verwandelt. In immer neuen akribischen Analysen des Tatorts und -hergangs wird Pistorius' Darstellung seziert: Fast stundenlang werden Details wie die Position des Ventilators, der Verlauf seines Kabels und die Lage von Reevas Jeans ausgewertet. Dabei verstrickt sich Pistorius immer wieder in Ungereimtheiten oder Widersprüche, die er seiner Müdigkeit oder dem Vergessen zuschreibt. Noch ist es Nel nur gelungen, die Darstellung des Angeklagten als eher unwahrscheinlich und nicht als völlig ausgeschlossen bloß zu stellen. Das Kreuzverhör wird am Montag fortgesetzt.