Mal liebevoll und hilfsbereit, dann wieder intrigant und gewalttätig: Eine junge Frau erzählt vom Zusammenleben mit einem mutmaßlichen Mörder. Womöglich hätte sie um ein Haar das Schicksal von Katharina K. geteilt.

Stuttgart/Backnang - Was geht im Inneren von Daniel E. vor? Diese Frage stellt sich wohl jeder, der den Prozess um den Mord an der jungen Backnangerin Katharina K. beobachtet. Die Aussage seiner Ex-Freundin gibt am siebten Prozesstag einen gewissen Einblick in das Innenleben des Mannes, der eine zweifache Mutter getötet haben soll – ihre Erzählung erinnert erschreckend an das Zusammenleben von E. und dem späteren Mordopfer.

 

„Ich wusste, das ist ihr Untergang“, berichtet die Zeugin jetzt vor dem Stuttgarter Landgericht von ihren ersten Gedanken, nachdem sie von der Beziehung Katharina K.s mit Daniel E. erfahren hatte. K. sei augenscheinlich ein ähnlicher Typ wie sie gewesen. „Sie war mir so ähnlich – mit den hellen Haaren, freundlich lieb. Da war mir alles klar“, sagt die heute 27-Jährige.

Um das Jahr 2013 war sie selbst mit E. zusammen gewesen – eine Zeit, die sie heute lieber verdränge. Heute ist sie verheiratet, hat ein Kind, wirkt selbstbewusst. Damals sei das anders gewesen: Sie habe einen schwierigen familären Hintergrund, sie habe gerade eine Azubi-Stelle gefunden und sei darüber froh gewesen. Mit lediglich einem Hauptschulabschluss, ohne Führerschein und auf Wohnungssuche habe sie Daniel E. kennengelernt und sei recht bald mit ihm zusammen nach Burgstall gezogen.

Entging die junge Frau nur knapp Katharina K.s Schicksal?

„Am Anfang ist Dani ein sehr lieber, witziger und hilfsbereiter Mensch gewesen“, schildert sie. Er habe viele Rechnungen bezahlt, eine Küche gekauft, man sei gemeinsam in den Urlaub gefahren. Aber er habe auch eine andere Seite gehabt. Die zeigte sich etwa, als er sie nach einem Streit bei ihrem Ausbildungsbetrieb zu Unrecht des Diebstahls bezichtigte. Als er drohte, sie in den Keller zu sperren, weil sie dort niemand schreien höre. Oder als ihre geliebte Katze an schweren Verletzungen starb – die wohl von einem Tritt Daniel E.s herrührten, wie die junge Frau später erfuhr.

Als sie ihn einmal voller Wut zur Rede stellte, eskalierte die Situation. „Als hätte jemand einen Schalter umgelegt“, erinnert sich die 27-Jährige. Daniel E. habe sie geschlagen, zu Boden gestoßen und gewürgt. „Mir wurde schwarz vor Augen. Ich dachte, jetzt ist kurz vor Sense“, schildert sie. „Da war kein Gefühl in seinen Augen – einfach nur kalt.“ In etwa so, davon sind die Ermittler überzeugt, muss vier Jahre später Katharina K. gestorben sein.

Der heutige Nachmittag ist für den Prozess mitentscheidend:

Die heute 27-Jährige hatte Glück: Daniel E. ließ von ihr ab. „Er hat dann geheult und sich tausendmal entschuldigt.“ Eine richtige Beziehung hätten sie danach nicht mehr geführt – sie habe die Wohnung gebraucht und die beiden seien sich aus dem Weg gegangen. E. habe ihr immer wieder auch Leid getan, mindestens eine Anzeige gegen ihn zog sie zurück. „Er kann andere Personen gut einlullen und weiß, was er wie sagen muss“, beschreibt ihn die Ex-Freundin. Besonders mit Frauen komme E. gut klar – aber auch ein homosexueller Immobilienmakler habe sich in ihn verliebt. „Dani hat sich das zunutze gemacht.“

Einer hat den Schilderungen der Zeugin vor Gericht besonders aufmerksam zugehört: Der psychiatrische Sachverständige Peter Winckler wird heute nachmittag sein Gutachten zur Schuldfähigkeit von Daniel E. präsentieren. Da E. sich bislang nicht geäußert hat, muss er sich dabei wohl vor allem auf Zeugenaussagen und bisher bekannte Gerichtsunterlagen stützen.