Müllberge am Stuttgarter Flughafen Auch Fischdosen sind im Handgepäck tabu

Lebensmittel mit Flüssigkeit gehen an Tafelläden. Foto: Ines Rudel

Tonnenweise Müll fällt bei den Sicherheitskontrollen am Flughafen Stuttgart an, denn vieles, was Passagiere im Handgepäck haben, darf nicht mit in den Flieger. Was mit Lebensmitteln, Scheren, Spielzeugpistolen und Co. passiert.

Tonnenweise Bastelscheren, Einwegfeuerzeuge, Spielzeugpistolen und Lebensmittel sammeln die Mitarbeiter an den Sicherheitskontrollen des Stuttgarter Flughafens jedes Jahr ein. Das alles dürfen Reisende nicht mit an Bord nehmen. Deshalb landen die Gegenstände im Abfallwirtschaftsbetrieb des Flughafens, der sie sortiert, entsorgt oder zur Wiederverwertung freigibt. „Viele sind einfach achtlos und bereiten sich nicht auf ihre Reise vor“, sagt Karl-Heinz Geber, der Abfallbeauftragte des Flughafens Stuttgart.

 

Auf der Westseite des Airports haben Geber und sein Team ihren Arbeitsplatz. In Containern sind die Gegenstände gelagert, die an den Kontrollstellen der Bundespolizei abgegeben werden. „Wenn die Reisenden an Bord wollen, müssen sie Spraydosen, teure Lotionen oder auch Scheren da lassen und das Eigentum aufgeben“, erklärt Geber das Verfahren. Er wundert sich, „dass trotz aller Information so viel bei uns im Müll landet.“ Lebensmittel wie Konservendosen, luftdicht verschlossene Marmelade oder Getränke spendet der Abfallwirtschaftsbetrieb an die Tafel oder an die Karlshöhe in Ludwigsburg. Dort kommen sie bedürftigen Menschen zugute, die für wenig Geld in den Läden einkaufen dürfen. Scheren und Messer dagegen dürfen nicht gespendet werden, sagt Geber: „Die muss der Schrotthändler auf unsere Kosten entsorgen.“ Messer und Metallfeuerzeuge landen ebenfalls im Abfall. „Wenn möglich, wird der Müll wiederverwertet oder in Energie umgewandelt.“ Doch oft bleibt nur der Restmüll.

Sonnencremes dürfen nicht mit an Bord

Beim Rundgang durch die Container ist der Abfallbeauftragte oft erstaunt, was die Menschen alles an Bord mitnehmen wollen. Bei den Urlaubern sind Sonnencremes ein Klassiker. Wer wenig reist, der vergesse schnell mal, dass Flüssigkeiten mit mehr als 100 Millilitern nicht mit ins Flugzeug dürfen. Die kleinen Fläschchen oder Döschen müssen in einen durchsichtigen Zip-Beutel passen – zwei davon sind nicht erlaubt. Für die Unkenntnis hat Stefan Schumacher, Abteilungsleiter für Entsorgung und Abwasser am Flughafen, ein gewisses Verständnis. Deshalb findet er es wichtig, „dass der Flughafen und die Bundespolizei da immer wieder aufklären“. Denn es koste nicht nur Zeit, wenn Dinge an den Kontrollstellen aussortiert werden müssen. „Da manches nicht mehr verwertet werden kann, kostet uns die Entsorgung viel Geld.“ Da will er gegensteuern.

Um auch weniger erfahrene Fluggäste fit zu machen und um zu informieren, wie man das Handgepäck richtig bestückt, hat der Stuttgarter Flughafen in Kooperation mit der Bundespolizei einen kurzen Film produziert. Auf der Homepage des Flughafens und in den sozialen Medien Tiktok und Instagram werden die Fluggäste darüber informiert, was sie an Bord mitnehmen dürfen – und was nicht. Auch die Bundespolizei gibt auf ihrer Webseite Tipps. Beate Schleicher, die Sprecherin des Flughafens, hofft darauf, dass sich die Fluggäste über diese Kanäle schon vor der Reise informieren: „An der Sicherheitskontrolle ist es fürs Umpacken zu spät, denn da ist das andere Gepäck schon aufgegeben.“ Dass etwa eine Ananas mit ins Handgepäck darf, ein Glas Nutella-Schokocreme dagegen nicht, mag manche erstaunen. Und auch streichfähige Lebensmittel wie Camembert oder Marmelade sind verboten. Fischkonserven sind ebenfalls tabu, weil sie mit Öl oder Lake hergestellt werden.

Was an den Kontrollstellen in die Mülleimer kommt, landet beim Abfallwirtschaftsbetrieb. „Auf dem Gelände wird der gesamte Müll gelagert und sortiert, der am Flughafen anfällt“, so Stefan Schumacher. Dazu gehören alte Möbel, Altglas und ausgemusterte Plastikstühle. Ein Container ist voll mit ausgedienten Kabeln. In einem anderen haben die Mitarbeiter Metall gesammelt. „Dafür bekommen wir Geld“, erklärt Geber. Sobald jedoch andere Stoffe dabei sind, muss der Flughafenbetreiber für die Entsorgung zahlen.

Auch der Abrieb der Flugzeugreifen von der Start- und Landebahn landet beim Abfallwirtschaftsbetrieb. Verschmutztes Wasser wird in einer Kläranlage auf dem Gelände aufbereitet. Da arbeitet das Team auch auf vergleichsweise kleinem Raum mit aufwendiger Klärtechnik. In Tanks landet Abwasser von der Enteisung und vom Vorfeld. „Mülltrennung am Flughafen ist komplex“, sagt Karl-Heinz Geber. In den Terminals gibt es sogenannte Müll-Inseln. Da trennen die Fluggäste Plastik, Papier und Restmüll schon mal vor, was nach den Worten des Experten „immer besser funktioniert“.

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