Ein Eselspaar überschreitet offiziell als erstes das neue Stahlbauwerk über den Remsecker Musenbach, das eine Betonkonstruktion ersetzt.

Vorsichtig setzt Alex ein Bein vor das andere. „Er ist ziemlich schüchtern und vorsichtig“, erklärt Rolf Müller, der neben Alex geht. Alex’ Gefährtin Lilly ist neugieriger und schaut ihn von der anderen Seite her ermutigend an. Die Grautiere Alex und Lilly gehören zum vierbeinigen Team der Goldesel-Touren von Rolf Müller und sind sonst im Einsatz zugunsten des Kinder- und Jugendhospizes in Stuttgart.

 

In anderer Mission unterwegs

Diesmal freilich sind die beiden Tiere in anderer Mission unterwegs – zur Eröffnung der Musenbachbrücke im Schleichverkehrs-Dreieck zwischen dem Flugplatz Pattonville, Aldingen und der viel befahrenen Straße zwischen der Straßenbahn-Endhaltestelle in Remseck und Stuttgart-Mühlhausen.

Was durchaus heikel ist, sagt Müller. Denn die Tiere dürften unter keinen Umständen nach unten schauen. Durch den Boden der neuen Stahlkonstruktion kann man nämlich immer noch ansatzweise sehen, mit welcher Geschwindigkeit der einstmals zahme Kornwestheimer Gänsbach nach dem Dauerregen der letzten Zeit in Richtung Schwarze Seen ins Tal Richtung der Stuttgarter Gemarkung rauscht.

Die neue Brückenkonstruktion ist der Grund, wieso sich eine stattliche Delegation aus dem Remsecker Gemeinderat mit Oberbürgermeister Dirk Schönberger an der Spitze und Pressesprecher Philipp Weber an diesem verregneten Nachmittag in die Natur aufgemacht hat. Statt ein Band zu durchschneiden, habe man sich überlegt, lieber Alex und Lilly die Brücke als erste überschreiten zu lassen, erläutert er. Und so überqueren die beiden zutraulichen Vierbeiner an der Seite von Dirk Schönberger als erste offiziell das neue Bauwerk.

Nicht mehr verkehrssicher

„Die frühere Betonbrücke wurde jetzt durch eine Stahlkonstruktion ersetzt“, berichtet Dirk Schönberger. Jetzt sei der Übergang nur noch für Fußgänger, Radfahrer und Vierbeiner zugänglich. Christian Rygol, Leiter des Fachbereichs Städtische Infrastruktur, sagt, dass früher oft die Tonnagebeschränkung von 1,5 Tonnen überschritten worden sei und das Bauwerk deshalb nicht mehr verkehrssicher war. Nach längerem Vorlauf mit Gutachten und Genehmigungsverfahren sei der Bau ab September rasch vorangekommen. „Unsere technischen Dienste haben sich engagiert dabei eingebracht“, freut sich Schönberger.

Christian Rygol ergänzt, dass die Mitarbeiter des Städtischen Bauhofs mit viel Herzblut am Brückenbau beteiligt waren. „Für sie war das eine tolle Motivation“, erinnert er sich. „Endlich durften sie einmal etwas anderes machen als Reparaturen und Grünschnitt“. Dass dadurch die Baukosten geringer ausfielen als veranschlagt, freut wiederum den Remsecker Rathauschef.

OB: „Eine schöne Weihnachtsgeschichte“

Während sich Alex und Lilly nach den aufregenden Erlebnissen mit ihren Betreuerinnen und Rolf Müller auf den Heimweg zum wohlverdienten Abendessen machen, zeigt Dirk Schönberger journalistischen Sachverstand. Der Bericht über die neue Brücke – „das wird eine richtig schöne Weihnachtsgeschichte“, ist er sich sicher. Schließlich komme ja auch ein Esel drin vor.