Kuriose Museen entstehen oft aus dem skurrilen Hobby von besonderen Menschen heraus. Es gibt Personen im Land, die vor Jahrzehnten angefangen haben, Schweinefiguren zu sammeln. Andere sammeln Bikinis, die von historischen Personen wie Marilyn Monroe getragen wurden. Wiederum andere sind aus einer Diktatur geflohen und haben ihrer Vergangenheit in der DDR eine ganze Ausstellung gewidmet. In vielen Städten in Baden-Württemberg findet man daher die verrücktesten Museen über Themen, mit denen man sich normalerweise wohl nie beschäftigen würde, im Nachhinein aber erstaunt sein kann, was man doch gelernt hat. Ein Überblick:
1. Schweinemuseum in Stuttgart
Das Schweinemuseum im ehemaligen Schlachthof in Stuttgart-Ost bezeichnet sich als das größte Schweinemuseum der Welt. Natürlich legt das die Frage nahe, wie viele Museen es auf der Welt überhaupt gibt, die sich dem Säugetier gewidmet haben? Jedenfalls hat diese Sehenswürdigkeit in Stuttgart mit einer stolzen Zahl von 50 000 Exponaten eine über Jahrzehnte angehäufte Sammlung vorzuweisen, die sicherlich andere Museen in den Schatten stellen könnte. Die 2022 verstorbene Erfinderin und Gastrolegende Erika Wilhelmer war bekannt dafür, dass sie eine Leidenschaft für die Tiere hatte und daher eine Sammlung mit verschiedensten Objekten zu dem Thema ein Leben lang angesammelt hatte. 2010 schaffte sie es sogar, als Gast bei Stefan Raabs Late-Night-Sendung TV Total aufzutreten.
Neben der beachtlichen ehemaligen Säuli-Tram im Schweinstil, die schon vor dem Gebäude Aufmerksamkeit erregt, gibt es auch im Museum einiges zu sehen. In 27 Themenräumen erhält man einen vielseitigen Eindruck zu dem Motto des Hauses. Die „Metzgerei“ zeigt wissenswertes zum Thema Schlachten. Im Wildschweinwald erfährt man etwas über den Lebensraum von Wildschweinen. Und überall unzählige Schweinefiguren, im Bikini aus Plastik oder als Wandschmuck in Uniform.
2. Pfahlbautenmuseum in Unteruhldingen (Bodenseekreis)
Auch mit Pfählen dürften sich Menschen, die sich nicht gerade mit der Steinzeit beschäftigen, nur im seltensten Fall auskennen. Umso kurioser dürfte es sich anhören, dass das Pfahlbautenmuseum in Unteruhldingen zuletzt die rekordverdächtige Summe von 13,8 Millionen Euro in die Hand genommen hat, um ihre Freilichtausstellung am Bodensee für neue Besucher aufzupeppen. Das Interesse scheint also doch da zu sein. Die rekonstruierten Pfahlbauten, die so wie sie am Bodensee stehen, dort schon vor 4000 Jahren gestanden haben sollen, wurden 2011 zum Weltkulturerbe ernannt.
Bei schwachen Besucherzahlen und den harten Coronajahren hatte der private Verein, der die Verantwortung über diese Attraktion hat, zuletzt auch mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Dabei gibt es einiges dort zu sehen. Man erhält Einblicke in Geschichte, in Architektur, erlebt Unterwasserwelten – und all das unter freiem Himmel. Zu den Attraktionen, die zuletzt neu hinzukamen, zählt auch ein Einbaum, der aus vielen kleinen Holzteilen besteht.
3. Bikini-Art-Museum in Bad Rappenau (Region Heilbronn-Franken)
Die Betreiber des Bikini-Art-Museums machen gerne darauf aufmerksam, mit was für einer peniblen Recherchearbeit es verbunden war, die Erkenntnisse zu gewinnen und Raritäten zu finden, die sie im Namen der Bademodekultur in Bad Rappenau für Besucher ausstellen. Und die Sammlung wächst stetig weiter. Erst dieses Jahr haben sie für 27 500 Dollar ein Badeanzug der Baywatch-Schauspielerin Pamela Anderson ersteigert. Vor Kurzem gab es auch eine Sonderausstellung zum Todestag der Soul-Sängerin Amy Winehouse, für die sie 15 originale Kleidungsstücke der Künstlerin ausgestellt haben. Weltweit hätten die Betreiber des Museums mit Zeitzeugen gesprochen, um sich Geschichtswissen, über die Bademode anzueignen.
2020 wurde das Bikini-Art-Museum am Autohof Bad Rappenau an der A 6 eröffnet. Auf 2000 Quadratmetern hat der Sammler und Gründer des Museums Alexander Ruscheinsky einige weitere modische Raritäten ausgestellt. Ein wahres Goldstück befindet sich auch unter den Exponaten: Die einzige erhaltene Einzelanfertigung von Louis Réard – ein goldener Bikini aus dem Jahr 1948.
4. Schwäbisches Schnapsmuseum Bönnigheim (Kreis Ludwigsburg)
Das Modell einer Schwarzbrennerei, eine Ausstellung über die Brenntechnik beim Schnaps und natürlich eine eigene Schnapsverkostung – all das gibt es im Schwäbischen Schnapsmuseum in Bönnigheim im Kreis Ludwigsburg zu besichtigen. Die Betreiber des kultigen Museums haben sich über die Jahre hinweg dem alkoholhaltigen Getränk auch über Sonderausstellungen auf kuriose Weise genähert.
Beispielsweise mit Exponaten zum Thema Kriminalballistik, Rezepten für Vorratshaltung im Glas oder einer Ausstellung, die Krimi-Autorin Agatha Christie gewidmet war. Im Museum gibt es auch ein Glas eingedünstete schwarze Johannisbeere aus dem Jahr 1944 zu sehen. Unter Leitung von Kurt Satorius gab es aber auch Ausstellungen über Schnapswerbung oder dem Mythos Geburt.
5. DDR Museum Pforzheim
Eindrücklich wird im einzigen DDR-Museum Baden-Württembergs in Pforzheim das Leben in der letzten deutschen Diktatur durch Gegenstände aufgearbeitet. Beispielsweise mit Stoffteilen in Einmachgläsern, die Duftproben von verdächtigen Personen zu Zeiten der DDR beinhalten sollen. Der Gründer des Museums, Klaus Knabe, war selbst aus der DDR geflohen und hatte anhand von Erinnerungsstücken, die er später im Leben zu sammeln angefangen hatte, im Jahr 1998 ein Museum in seinem Wohnhaus in Pforzheim gegründet. Nach seinem Tod 2012 wurde das Museum von einem Verein weitergeführt.
Besucher sind vor allem Schüler, denen anschaulich die Geschichte der DDR nähergebracht werden soll. Verschiedene Schwerpunkte beispielsweise über Jugend in dem System, sollen gerade Heranwachsende ansprechen. Im Garten steht auch ein originales Stück der Mauer. Immer Sonntags hat das Museum geöffnet und bietet ab 14 Uhr eine Führung an.
6. Deutsches Fleischermuseum in Böblingen
Natürlich gibt es auf den fünf Etagen des Deutschen Fleischermuseum einiges über Schlachterhandwerk zu erfahren. Man findet Schlachtbeile, alte Wurstmaschinen und kunsthistorische Auseinandersetzungen mit dem Thema Wurstherstellung und Fleischverzehr.
Unter der Leitung von Christian Baudisch ist das Museum im „schrägsten Haus Böblingens“ jedoch auch zu einem Schauplatz für ungewöhnliche zeitgenössische Kunst geworden. Die Künstlerin Judith Samen hat in diesem Jahr unter dem Thema „Verletzlichkeit“ neben Porträts von Menschen auch rohes Fleisch ausgestellt. Letztes Jahr gab es eine Party unter dem Motto des blutigen Italo-Kinos. In einem Interview betonte Baudisch, dass es nicht nur um Werbung zum unreflektierten Konsum von Fleisch ginge in dem Museum. Vielmehr findet auch eine tiefere Auseinandersetzung mit einigen kuriosen Entdeckungen statt.
7. Ostereimuseum in Sonnenbühl (Schwäbische Alb)
Über die Öffnungszeiten des Ostereimuseums in Sonnenbühl braucht man sich sicherlich nicht wundern. Es ist vor allem in der Osterzeit, in der sich Besucher in das Museum verirren können. 1993 haben sich eine Gruppe von Menschen aus Sonnenbühl zusammengetan, um jenem Objekt, das als Symbol für das Leben verstanden werden kann, eine eigene Ausstellung zu widmen.
In dem historischen Gebäude befinden sich auf einer Etage ausschließlich Unikate – 1000 Eier und Eierobjekte, die von unterschiedlichsten Tieren in allen Größten stammen. Auf manchen Eier befinden sich filigrane Kunstwerke, die darauf gemalt wurden, andere wurden bestickt. Bei den Ausstellungen kann man in der Regel auch Handwerkern dabei zusehen, wie sie Eier selbst dekorieren.
8. Strafvollzugsmuseum in Ludwigsburg
Im April 2023 konnte Susanne Opfermann, die Leiterin des Strafvollzugsmuseum in Ludwigsburg, einen besonderen Coup landen. Die Kunsthistorikerin sicherte sich exklusiv Gegenstände aus dem berühmten Gebäude, in dem in Stammheim die RAF-Prozesse gehalten wurden. Das Museum wurde daher unter anderem um eine Liege bereichert, in der vermutlich eine RAF-Terroristin medizinisch versorgt wurde. Aktuell befindet sich das Museum in Ludwigsburg im Umbau und hat daher unregelmäßige Öffnungszeiten.
Wer sich dennoch hineinverirrt, findet unterschiedlichste Folterinstrumente, die im Laufe der Jahrhunderte an Gefangenen angewendet wurden, eine Guillotine oder eine massive Gefängnistür. Andere dürften sich für das sogenannte Englische Hemd interessieren – das war eine Art Zwangsjacke, in der Gefangene im 19. und 20. Jahrhundert so fixiert wurden, dass sie sich nicht bewegen konnten. Das Museum ist also nichts für schwache Nerven und was für Neugierige über die Geschichte des Strafvollzugs.