Das NABU-Vogelschutzzentrum in Mössingen nimmt verletzte Wildvögel auf. Der Platz ist vor allem im Sommer begrenzt. Jetzt wird um- und angebaut.

Seit 30 Jahren kümmert sich ein kleines Team im Landkreis Tübingen um verletzte, kranke und hilfsbedürftige Wildvögel – immer mit dem Ziel, die Tiere gesund in die Freiheit zu entlassen. Um die Voraussetzungen für ein Leben in der Natur zu schaffen, arbeiten die acht Angestellten auch an Projekten wie dem Monitoring häufiger Brutvögel im Land und betreiben Umweltbildung, beispielsweise mit Schulkindern. „In erster Linie kümmern wir uns aber um die Vogelpflege“, erklärt Daniel Schmidt-Rothmund, seit 2000 Leiter des NABU-Vogelschutzzentrums Mössingen, das dem NABU-Landesverband Baden-Württemberg unterstellt ist.

 

Großvoliere stößt an ihre Grenzen

Vor allem im Sommer, wenn die Jungvögel ihre Nester verlassen, platzt das Vogelschutzzentrum oft aus allen Nähten. Und übers Jahr landen hier über 1000 Tiere – Singvögel, Greifvögel, Reiher, Störche. Hier ist fast alles vertreten, was Flügel hat und in Baden-Württemberg heimisch ist. Schnell stößt da vor allem die einzige Großvoliere an ihre Grenzen, in der auch größere Tiere Flugübungen machen können. Letztes Jahr fand daher bereits der symbolische Spatenstich für den Neubau der Vogelpflegestation statt. Auch die Unterbringungsmöglichkeiten für kleinere Vögel sind in die Jahre gekommen und werden neu gebaut. Neu dazu kommt endlich die dringend benötigte zweite Großvoliere. Als eine Ausgleichsmaßnahme für die Erweiterung wurde ein Laichgewässer für Frösche, Kröten und Molche ausgebaggert, das bereits besiedelt ist. Bis alle Baumaßnahmen abgeschlossen sind, wird es wohl mindestens bis Ende 2026 dauern. Die geschätzten Kosten in Höhe von über drei Millionen Euro werden mit vom Land getragen und durch Spenden finanziert.

Keine Scheu vor Menschen

Neben zahlreichen Singvögel Arten werden auch immer wieder Greifvögel und Störche an den Rand der Schwäbischen Alb gebracht. „Einmal hatten wir sogar einen Gänsegeier zum Auswildern. Er wurde in Norddeutschland gefunden und bei uns in die Freiheit entlassen“, erinnert sich der Biologe. Dank einem Sender kann das Mössinger Team den Geier orten und weiß, dass er inzwischen in Nordspanien unterwegs ist. Die Entlassung der Vögel zurück in die Freiheit ist das Ziel – egal ob kleiner oder großer Patient. Allerdings schafft das höchstens die Hälfte aller eingelieferten Vögel, der andere Teil stirbt oder muss eingeschläfert werden. Häufig landen auch Jungvögel im Zentrum, die hier gar nicht hingehören. „Viele junge Vögel sind nach dem Verlassen des Nestes noch unbeholfen und sitzen in Wiesen oder Wäldern auf dem Boden“, erklärt Daniel Schmidt-Rothmund. Die hilflosen und meist auch zutraulichen Jungen, die oft noch keine Scheu vor Menschen kennen, werden dennoch weiter von ihren Eltern gefüttert und versorgt und sollen in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Daher ist es gut, Vögel, die sich auffällig verhalten und nicht wegfliegen erst einmal zu beobachten!