Nachdem die alte Kita bei einem Brand im Mai 2021 zerstört wurde, kommt der größere Neubau der Kindertagesstätte am Wasserturm in Schorndorf-Oberberken voran.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Droben am First, direkt neben dem bunt geschmückten Richtbaum, steht Zimmerermeister Peter Hägele in traditioneller Kluft und schaut in die Menge. Hoch hält er sein leeres Weinglas, aus dem er und jeder seiner Kameraden eben noch einen tiefen Schluck genommen haben; auf das Wohl der Bauherren, Planer und die Festgäste. Dann schleudert er sein Trinkgefäß mit Wucht gen Erdboden und ruft: „Nun Glas zerschmettere im Grunde, geweiht sei dieser Bau zur Stunde!“ Das Glas tut, wie ihm befohlen und zerbirst in Tausend Stücke – Scherben bringen Glück!

 

Alte Kita in wenigen Stunden komplett zerstört

Der Bau, von dem Hägele spricht, ist die neue, öffentliche Kindertagesstätte im Schorndorfer Ortsteil Oberberken. Knapp drei Jahre ist es her, da fiel die alte Kita im SOS-Kinderdort einer Brandstiftung zum Opfer, brannte lichterloh und wurde in wenigen Stunden komplett zerstört. Die Rauchschwaden waren bis ins entfernte Rathaus zu sehen, berichtet Schorndorfs Erster Bürgermeister Thorsten Englert beim Richtfest für den Neubau. „Ich bin froh, dass damals niemand wirklich zu Schaden gekommen ist.“ Mehr als hundert Feuerwehrleute waren im Einsatz, zwei hatten sich leicht verletzt. Nun freue er sich mit allen Beteiligten darauf, dass die „idyllisch am Ortsrand gelegene und von Wiesen umgebene“ Kita wie erhofft zum Ende des Jahres fertig wird. „Schorndorf ist eine wachsende und junge Stadt“. Die neue Kita ist ein absoluter Gewinn für Familien und uns als Stadt.“ Davon ist auch Rolf Huttelmaier, Leiter des Schorndorfer SOS-Kinderdorfs, überzeugt: „Dieser Neubau steht nicht nur für Wände und Räume, sondern auch für die Entfaltung von Träumen, Lachen, Lernen und gemeinsamen Abenteuern – wir schaffen mit dieser Kita einen Platz für Erinnerungen, welche die Kinder ein Leben lang begleiten werden.“

Auch Oberberkens Ortsvorsteher Siegbert Doring sowie Kay Vorwerk, Vorstandsmitglied des SOS-Kinderdorfvereins, und der Leiter der Stabsstelle Bau beim SOS-Kinderdorf Deutschland, brachten ihre Freude über den Baufortschritt des großzügigen, lichtdurchfluteten Gebäudes zum Ausdruck, nicht zu vergessen den Dank an alle Beteiligten und die Spender. Bis zur geplanten Fertigstellung ist nicht nur baulich, sondern auch finanziell noch ein enormer Kraftakt zu bewältigen. Durch den Anstieg der Preise betragen die Baukosten aktuell rund vier Millionen Euro, und ein erheblicher Teil der Maßnahmen ist noch nicht finanziert.

Verlängerte Öffnungszeiten und Ganztagsangebot

Die Konzeption sieht vor, dass es möglichst ab Herbst ein zeitgemischtes Betreuungsangebot mit verlängerten Öffnungszeiten im Umfang von 35 Stunden pro Woche bis hin zur Ganztagsbetreuung mit 40 Wochenstunden gibt. Der Neubau ist größer als der alte, es wird dort eine Versorgungsküche für die Kindermahlzeiten geben sowie einen schönen Essensraum, das neue „Kinderrestaurant“. Auch ein großzügiger naturnaher Außenbereich mit gemeinschaftserlebnisfördernden Spielgeräten ist bei der Neuplanung berücksichtigt worden. Lukas Link, Leiter der Kita-Einrichtung, ist schon jetzt mehr als zufrieden und kann die Eröffnung kaum erwarten – also ein Daumen hoch? „Zwei Daumen hoch! Wir freuen uns riesig!“

Einer der Brandstifter ist untergetaucht

Und was ist aus den beiden mutmaßlichen Brandstiftern geworden? „Der 14-Jährige ist untergetaucht, von dem habe ich nichts mehr gehört“, sagt Rolf Huttelmaier. Der seinerzeit Zwölfjährige werde in einer anderen Einrichtung in der Region betreut und habe große Fortschritte in seiner Entwicklung gemacht. Beide hätten nie beabsichtigt, die Kita niederzubrennen. Es war ein Streich, der aus dem Ruder lief, sagt Huttelmaier. Statt Hilfe zu holen, seien die Buben damals davongerannt. „Der Brand war ein Schock und schmerzt noch heute, aber ich bin heilfroh, dass der Junge mittlerweile auf einem guten Weg ist.“