Ich war von September 2009 bis August 2010 mit dem Verband „Weltwärts“ in Ghana, in einem Ort, der mit dem Auto anderthalb Stunden von der Hauptstadt Accra entfernt liegt. Dort habe ich an einer Schule Aufklärungsarbeit in Sachen Aidsprävention geleistet. Man muss sich aber darauf einstellen, dass man in erster Linie selbst der Lernende ist. Es wäre auch überheblich zu sagen, dass man mit 19 Jahren in ein Land kommt, um die Leute dort zu belehren.

 

Ich wollte damals einfach raus aus Deutschland und hatte gehofft, dass ich vielleicht mit einem kritischeren Blick auf diese Gesellschaft aus dem Ausland zurückkehre. Und meine Perspektive hat sich tatsächlich um hundert Prozent verändert. Vor allem auch durch die Vor- und Nachbereitung meines Auslandsaufenthaltes bin ich für gesellschaftspolitische Fragen sensibilisiert worden.

Ich sage immer, dass ich in Ghana am meisten über mein eigenes Land erfahren habe. Vieles, was hier selbstverständlich ist, ist gar nicht so selbstverständlich: Das können ganz banale Fragen sein, etwa ob es nötig ist, dass wir täglich Fleisch essen. Als problematisch empfinde ich heute die Berichterstattung über Afrika, das meist nur mit Begriffen wie Krieg oder Korruption in Verbindung gebracht wird. Der Rest wird einfach ausgeblendet.

Ich würde jedem empfehlen, ein Jahr als Freiwilliger im Ausland zu verbringen. Man muss aber klar sagen, dass das keine einfache Zeit ist. Ich war viel mit mir selbst beschäftigt, als ich mit der Situation konfrontiert war, mein vertrautes Umfeld verloren zu haben. Wichtig ist zugleich, dass man sich zum Beispiel über Erfahrungsberichte im Internet über die jeweilige Entsendeorganisation informiert. Es gibt sowohl größere als auch kleinere Organisationen, die nicht besonders empfehlenswert sind.

Simon Ansel aus Esslingen ist 23 Jahre alt und studiert Wirtschaftswissenschaften.