Nach dem Rücktritt von Wolfgang Dietrich werden beim VfB Stuttgart die Karten neu gemischt. Der Name Jürgen Klinsmann könnte nach Informationen unserer Redaktion bei der Neuaufstellung eine Rolle spielen – vielleicht als Vorstandsvorsitzender der VfB-AG mit einem Vereinspräsidenten Buchwald oder Allgöwer?

Stuttgart - Das Vorhaben befand sich in der finalen Phase. Noch im Laufe dieses Jahres, so bekräftigte Wolfgang Dietrich am Sonntag auf der denkwürdigen Mitgliederversammlung, wolle er einen Vorstandsvorsitzenden für die VfB-AG präsentieren. Als Favorit des Präsidenten galt der frühere Düsseldorfer Clubchef Robert Schäfer. Nach Dietrichs Rücktritt allerdings dürften die Karten ganz neu gemischt werden. Nach Informationen unserer Zeitung könnte es auch ein alter Bekannter werden, der den VfB an vorderster Front zurück nach oben führen will: Clublegende Jürgen Klinsmann (54).

 

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„Mein Herz schlägt immer noch für den VfB“, ließ der Weltmeister von 1990 im vergangenen Oktober aus Kalifornien verlauten und fügte an: „Ich merke, dass es mich mit meiner Erfahrung aus fast 40 Jahren und meinem Netzwerk in den Profizirkus zurück zieht. Ich bin für alles offen und kann mir auch eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen.“ Daran, so hört man, hat sich nichts geändert.

Er könnte die gespaltenen Anhänger einen

Im vergangenen Frühjahr zerschlug sich ein möglicher Einstieg Klinsmanns bei seinem Ex-Club. Offenbar hatte er sich mehrfach mit Dietrich ausgetauscht – zusammengekommen sind beide Parteien nicht. Jetzt ist Dietrich nicht mehr im Amt – folgt nun ein neuer Vorstoß vonseiten des Zweitligisten?

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Als Teamchef der deutschen Nationalmannschaft hatte sich Klinsmann 2004 daran gemacht, die verkrusteten Strukturen beim DFB aufzubrechen und die Grundlagen für die goldene Ära unter seinem Nachfolger Joachim Löw zu legen. Ganz ähnlich ist nun die Situation beim VfB: Die Mannschaft abgestiegen, viele Fans vom Verein entfremdet. Gesucht wird daher nicht nur ein neuer Clubchef mit Visionen und Tatkraft, sondern auch eine Identifikationsfigur, die in der Lage ist, den gespaltenen Anhang wieder zu versöhnen.

Ist der VfB also ein Fall für Klinsmann?

Attacke von Wilfried Porth

Ganz so einfach ist es nicht. Einerseits fragen sich viele, ob Klinsmann inzwischen nicht zu weit und zu lange weg ist von den Geschehnissen und Entwicklungen im deutschen Profifußball und beim VfB. Sein letzten Job im operativen Geschäft als US-Nationaltrainer endete im November 2016. Zuvor war sein einziges Gastspiel in der Bundesliga nach der aktiven Karriere als Trainer des FC Bayern blieb 2008/2009 glücklos geblieben. Seit März dieses Jahres ist Klinsmann Fernsehexperte bei RTL.

Sollte Klinsmann nun tatsächlich als AG-Chef nach Stuttgart zurückkehren, wäre andererseits zu klären, wer auf den Stuhl des Vereinspräsidenten steigt. Mögliche Kandidaten wären Guido Buchwald oder Karl Allgöwer, die beim Anhang großes Ansehen genießen und in dieser Konstellation vor allem repräsentative Aufgaben übernehmen könnten.

Vom Aufsichtsrat wiederum ist die Position des Vorstandsvorsitzenden zu besetzen. Dort sitzt allerdings auch der Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth. Eine Zusammenarbeit mit Klinsmann ist nach heutigem Stand eher schwer vorstellbar. Was Porth von dem 108-maligen Nationalspieler hält, wurde erste Ende April in einem Interview mit unserer Redaktion deutlich: „Ich verstehe, dass Fußballer nach ihrer Karriere eine Aufgabe im Management suchen. Dazu braucht es in diesem auch wirtschaftlich hochprofessionell gewordenen Geschäft aber die Kenntnisse und Kompetenzen, um – in unserem Fall – eine AG zu führen.“

Porth stärkte Dietrich

Gleichzeitig stärkte der Vorstand des VfB-Ankerinvestors damals Wolfgang Dietrich vehement den Rücken: „Genau so einen Präsidenten wollten wir.“ Nun braucht der VfB einen neuen Anführer.

In unserer Bildergalerie blicken wir auf die Amtszeit Dietrichs zurück