Die beiden elfjährigen Schülerinnen Martha Beckmann und Marie Lesch sammeln Unterschriften dafür, dass der VfB Stuttgart eine Mädchenabteilung gründen soll. Das hat die Fußball-Nationalspielerinnen Almuth Schult und Alexandra Popp so beeindruckt, dass sie sie zu einem Videotelefonat eingeladen haben.

Architektur/Bauen/Wohnen: Andrea Jenewein (anj)

Stuttgart - Die beiden elfjährigen Schülerinnen Martha Beckmann und Marie Lesch sammeln Unterschriften dafür, dass der VfB Stuttgart eine Mädchenabteilung gründen soll. Das hat die Fußball-Nationalspielerinnen Almuth Schult und Alexandra Popp so beeindruckt, dass sie sie zu einem Videotelefonat eingeladen haben.

 

Marie: Wie seid ihr beiden in Wolfsburg denn auf unsere Petition aus Stuttgart aufmerksam geworden?

Almuth Schult: Ich will immer über alles informiert sein, was den Frauenfußball betrifft. Den Internetsuchdienst Google kann man so einstellen, dass man immer alle neuen Informationen dazu erhält. So bin ich auf den Zeitungsartikel der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten gestoßen. Und ich fand toll, was ihr macht. Unsere Stürmerin Alexandra Popp war auch beeindruckt. Deshalb haben wir uns überlegt, dass wir uns gerne mit euch austauschen wollen.

Marie: Müsst ihr euch an Coronaregeln halten? Wir bei der SG West dürfen ja wie alle Vereine gerade gar nicht trainieren . . .

Alexandra Popp: Im Training selbst nicht, dafür aber werden wir zweimal die Woche getestet.

Almuth Schult: In der Kabine müssen wir immer eine Maske tragen. Und treffen dürfen wir uns außerhalb des Trainings auch nicht. Das ist nicht schön, aber wichtig.

Martha: Wie seid ihr zum Fußballspielen gekommen?

Alexandra Popp: Mein Papa und mein großer Bruder haben Fußball gespielt. Ich war immer auf dem Fußballplatz dabei. So hat das angefangen

Almuth Schult: Das war bei mir ganz ähnlich. Ich habe drei ältere Geschwister – und bin dann mit fünf Jahren selbst in einen Verein eingetreten. Dort habe ich, bis ich 16 Jahre alt war, mit Jungs zusammen gespielt.

Marie: Wir spielen auch manchmal mit den Jungs im Verein. Das ist schon anders, oder?

Alexandra Popp: Ja. Mit Jungs zusammen zu spielen hat mich weitergebracht. Ich spiele dadurch noch heute sehr körperbetont. Das heißt aber nicht, dass man es in einer reinen Mädchenmannschaft nicht schafft, so weit zu kommen.

Martha: Jungs gehen oft härter in die Zweikämpfe . . .

Almuth Schult: Ich denke, dass Mädchen und Frauen oft fairer sind, obwohl wir auch mal foulen. Aber wir wollen es anders machen als die Männer. Wir wollen Vorbild sein.

Wir haben vor unserer Haustür einen kleinen Bolzplatz. Da haben wir vor Corona immer mit den Jungs gespielt. Wenn die uns nicht kennen, wählen Sie uns immer als letztes in die Mannschaft, weil sie nicht ahnen, dass Mädchen auch Fußball spielen können. Im Spiel können wir dann überzeugen und beim nächsten Mal machen sie beim Wählen keinen Unterschied mehr.

Alexandra Popp: Aber dann habt ihr ja alles richtig gemacht: Ihr habt den Jungs auf dem Platz gezeigt, dass ihr richtig gut Fußball spielen könnt.

Almuth Schult: Das macht doch am meisten Spaß: Durch Leistung zu überzeugen. Vor allem, wenn man vorher diese Vorurteile sieht.

Marie: Warum setzt ihr euch für Gleichberechtigung ein?

Almuth Schult: Für uns war und ist es wichtig, dass sich schon Mädchen und Frauen vor uns dafür starkgemacht haben, weil das uns das Leben leichter macht. Und wir möchten nun gerne der nachfolgenden Generation die Sache leichter machen. Ich möchte, dass es meiner Tochter – und auch meinem Sohn – später mal anders geht. Dass einfach diese Welt ein kleines bisschen besser wird. Und dazu gehört auch Gleichberechtigung.

Martha: Was macht ihr, um den Frauenfußball zu stärken?

Almuth Schult: Wir reden mit dem Nachwuchs – wie jetzt mit euch. Und wir machen uns bei Funktionären dafür stark, dass Frauenfußball mehr in den Mittelpunkt rückt. Bei Fernsehanstalten haken wir nach, ob nicht mal wieder ein Spiel gezeigt werden könnte. Dann hören wir oft: „Aber wir haben doch erst vergangenes Jahr eins übertragen.“ Es ist nicht immer leicht, aber wir bleiben dran.

Alexandra Popp: Das wünschen wir uns auch für euch: Nehmt den Mut, den ihr habt, auch weiterhin mit. Wenn euch etwas stört, dann sagt das frei heraus.

Almuth Schult: Genau. Man sollte dabei natürlich immer einen guten Ton treffen und am besten schon Lösungen vorschlagen. Sportlich gesehen wünschen wir euch beiden, dass ihr mal in unsere Fußstapfen tretet.