In Horb kommt es zu einem Übergriff zweier Hexen auf eine SWR-Moderatorin – vor laufender Kamera. Doch wo liegen die Grenzen bei Umzügen, und wie verhalten sich die Zünfte auf den Straßen?

Baden-Württemberg: Lea Krug (lkr)

Nachdem es in Horb am Neckar (Kreis Freudenstadt) zu einem Übergriff zweier als Hexen kostümierter Narren gab, äußern sich mehrere Zünfte und Vereine über die Szenen, die beim SWR in einer Liveübertragung gezeigt wurden.

 

Zwei Hexen der Narrenfreunde Seebronn hatten Ende Januar bei einem Umzug eine Moderatorin in die Zange genommen und sich mit ihr über den Boden gerollt. Umklammert befand sich die Frau dabei in der Mitte. Als eine der beiden Hexen wieder aufgestanden war, deutete diese Geschlechtsverkehr mit Stoßbewegungen gegenüber der Frau an, wie der „Schwarzwälder Bote“ zuerst berichtete. Der Verein der Männer sperrte die beiden Narren für den Rest der Saison. Laut SWR-Pressestelle sollen sich die beiden bei der Moderatorin inzwischen entschuldigt haben. Weiter wolle sie sich zu dem Thema nicht äußern.

Doch auch innerhalb einiger Narrengruppen ist der Vorfall Thema. „Wir vermitteln all unseren Gruppen, dass Belästigung einfach nicht geht“, sagt Frank Gann, 1. Vorsitzender der Narrenzunft AHA Weil der Stadt. Bei Narren gelte seit jeher der Spruch: „Jedem zu Freud, keinem zu Leid“. Die Hexen im Verein gäben darauf sogar einen Schwur ab. Festgeschriebene Regeln gibt es nicht. „Wir sensibilisieren“, sagt er.

Während sich in der Clubkultur der Einsatz von sogenannten Awareness-Teams, also Kontaktpersonen für etwaige Notfälle, durchsetzt, gebe es vergleichbare Ansätze bei der Fasnet bislang nicht, meint Gann. Mit solchen Problemen gehe man dort anders um. Offen gibt der Vorsitzende zu: „ Es gab schon Vorfälle.“ Bei einem viele Jahre zurückliegenden Übergriff sei schließlich auch ein „Häsverbot“ – also ein Verbot des Maskentragens – erteilt worden.

Keine „Ballermann-Fasnet“

Grenzen gebe es außerdem beim Thema Alkohol, auch wenn das ein oder andere Glas für viele bei der Fasnacht per Definition dazugehöre. „Wir wollen nicht, dass Narren betrunken auf der Straße liegen. Wir distanzieren uns deshalb auch von der Ballermann-Fasnet“, sagt Gann.

Eine praktische Zusammenfassung für die Albernheiten der Hexen liefert Anselm Säger, 1. Zunftmeister der Historischen Narrenzunft Villingen: „Maximal an die Haare.“ So laute das Motto, etwa wenn es um einen Angriff mit Konfetti gehe. Auch in Hinblick auf die vielen Kinder bei den Umzügen sei es wichtig, die Grenzen im Blick zu behalten. Es gehe schließlich um den Spaß, niemand solle ernsthaft gekränkt oder verängstigt werden.

Vereinsverbot droht in Wernau

„Unsittliche Berührungen und Ähnliches würden bei uns bis zum Vereinsausschluss führen“, macht Markus Mirbauer, 1. Zunftmeister der Wernauer Narren, deutlich. Glücklicherweise habe sich in den vergangenen Jahren die Frage nicht gestellt. „Wir hatten so etwas nicht“, sagt er. Außerdem gebe es in seinem Verein – wie in vielen anderen auch – sogenannte Laufnummern. Trotz Kostüm und Maske könne man nachvollziehen, wer auf den Straßen unterwegs sei.