Der Stuttgarter Schauspieler Heinz Weiss ist tot. Fernsehzuschauer kannten ihn aus der Sendung "Traumschiff" und den "Jerry Cotton"-Filmen.

Stuttgart - Wie erst am Mittwoch bekannt wurde, ist der Schauspieler Heinz Weiss bereits am vergangenen Wochenende im Alter von 89 Jahren in seinem Wohnort Grünwald bei München gestorben. Millionen von Zuschauern ist er in erster Linie aus der ZDF-Filmreihe "Das Traumschiff" in Erinnerung. Dort hat er bis 1999 17 Jahre lang die Rolle des verständnisvollen Kapitäns Heinz Hansen gespielt. Selbst wenn die Rolle keine besonders große Herausforderung gewesen ist, so belegt sie doch, wie sehr dieser Mann mit Leib und Seele Schauspieler war. Als er das "Traumschiff" verließ, war er immerhin fast achtzig.

Trotzdem hatte die Karriere des gebürtigen Stuttgarters erst vierzig Jahre zuvor begonnen; zumindest in Sachen Popularität war Weiss ein Spätstarter. Obwohl er in den sechziger Jahren einer der gefragtesten deutschen Kinoschauspieler war, startete seine Laufbahn 1959 in dem damals noch jungen Medium Fernsehen: Er war bereits Ende dreißig, als er durch die Hauptrolle in dem Mehrteiler "So weit die Füße tragen" quasi über Nacht berühmt wurde.

Strapaziöse Dreharbeiten


Die sechsteilige Verfilmung des Romans von Josef Martin Bauer war eine der ersten nennenswerten Eigenproduktionen des deutschen Fernsehens. Fritz Umgelters Drama über die Erlebnisse des Soldaten Clemens Forell, der 1949 aus einem sibirischen Kriegsgefangenenlager flieht, war ein echter Straßenfeger.

Für Weiss war die Verkörperung von Clemens Forell naturgemäß keine Rolle wie jede andere. Abgesehen von einer Nebenfigur in dem typischen Fünfziger-Jahre-Film "Wenn die Conny mit dem Peter" (1958) war der Mehrteiler sein erstes ernstzunehmendes Engagement. Die Dreharbeiten waren äußerst strapaziös. Vor allem aber konfrontierten sie ihn mit eigenen Erlebnissen: Weiss war während des Krieges schwer verwundet worden. Als Spätfolge dieser Verletzung erlitt er in hohem Alter eine Blutvergiftung, sein rechtes Bein musste amputiert werden. Wie so viele andere stand er 1945 mit leeren Händen da. Er fand zur Bühne und spielte gut zehn Jahre lang Theater, ehe er dank "So weit die Füße tragen" den Durchbruch erlebte. Der Erfolg der TV-Produktion legte ihn zunächst jedoch auf Uniformrollen fest.

Weiss landet in der nächsten Schublade


Das Image war zwar lästig, brachte ihm 1963 aber immerhin neben Topstars wie Steve McQueen, Charles Bronson oder James Coburn eine kleine Rolle in John Sturges’ Hollywood-Kriegsfilm "Gesprengte Ketten" ein. Kurz drauf landete Weiss in der nächsten Schublade: An der Seite des amerikanischen Schauspielers George Nader wirkte er zwischen 1965 und 1969 als FBI-Agent Phil Decker in acht "Jerry Cotton"-Filmen mit.

Der künstlerische Gehalt dieser Produktionen war sicherlich überschaubar, aber gerade beim jungen Kinopublikum hatten die Filme enormen Erfolg. Mit dem proklamierten Tod von "Papas Kino" durch den neuen deutschen Film ging dann auch die Kinokarriere von Heinz Weiss zu Ende. Dem Fernsehen dagegen kam der erfahrene Schauspieler gerade recht.