Jürgen Holtz und Claus Biederstaedt, zwei deutsche Schauspieler: Der eine stabilisierte das System, der andere brachte es ins Wanken. Im Abstand von wenigen Tagen sind beide, mittlerweile hochbetagt, gestorben.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - Ungerechterweise schieben sich manchmal einzelne Rollen vor ganze Lebensleistungen. Bei Jürgen Holtz, Berliner, Jahrgang 1932, war es die TV-Figur des Motzki aus dem Wedding, der sich auch drei Jahre nach dem Ende der DDR noch nicht einkriegen konnte über den Wahnsinn der Wiedervereinigung. Motzki folgte einer Idee des Autors Wolfgang Menge, der das Publikum zwanzig Jahre zuvor bereits mit dem Obermotzki Alfred Tetzlaff (Heinz Schubert in „Ein Herz und eine Seele“) konfrontiert hatte. Holtz und Schubert, kantige Schauspieler mit Explosionspotenzial, verschmolzen jetzt gewissermaßen – wie ihre Systeme. Aber ihre sehr eigene Widerständigkeit behielten sie.