Der SPD-Altstadtrat und Ehrenvorstand des Heslacher Waldheimvereins ist mit 83 Jahren gestorben

S-Süd - Heslach und der Stuttgarter Süden sind seine persönliche Heimat gewesen, die SPD seine politisches Zuhause. Den „Mann für alle Fälle“ hat man ihn gerne genannt – ein Wortspiel, das er als Ehrentitel empfand. „Ich strebe nicht nach Höherem, nach Ämtern und Würden, ich will den Menschen nahe sein und für die Leute etwas tun und erreichen.“ So hat Walter Mann seine Motive dafür beschrieben, warum er sich über Jahrzehnte ehrenamtlich engagiert hat: in der Kommunalpolitik, aber auch in Vereinen und Initiativen wie der Aktion Weihnachtsmann und Co.

 

Walter Mann, 1929 im Stuttgarter Bahnhofsviertel geboren, hatte die Volksschule besucht, als Jugendlicher hier die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs überlebt. Das Lehrerseminar konnte er wegen des Zusammenbruchs 1945 nicht beenden; stattdessen ging er in die sogenannten Arbeitsausschüsse, um die Versorgung der Bevölkerung wieder in Gang zu bringen. Als 19-Jähriger wurde er Polizeibeamter, als er 1989 in Pension ging, hatte er mehr als 40 Berufsjahre hinter sich, die meisten als Ermittlungsbeamter beim Staatsschutz des Landeskriminalamtes; über Jahre hatte er sich als Personalrat um die Belange seiner Kollegen gekümmert. Öffentlich wahrgenommen wurde Walter Mann als glänzender Organisator, als Freund der Geselligkeit und, politisch betrachtet, als konservativer Sozialdemokrat. Das Wort vom „Genossen“ mochte Walter Mann nicht sonderlich; seiner Partei hat er es mitunter nicht leicht gemacht – sie ihm auch nicht.

Gründer der Heslacher Hocketse

1969 war der ÖTV-Gewerkschafter Walter Mann in die SPD eingetreten und für sie in den Bezirksbeirat Süd gegangen. 1971 wurde er an die Spitze des Waldheimvereins Heslach gewählt. In den mehr als 30 Jahren seiner „Regentschaft“ holte Mann die Größen der Sozialdemokratie ins berühmteste deutsche Waldheim jener Zeit: Helmut Schmidt und Gerhard Schröder, Willi Brandt und Bruno Kreisky, Hans Jochen Vogel und Walter Momper. 1973 rief Mann die „Heslacher Hocketse“ ins Leben. Und nur wenige wissen, dass er sich schon in den Siebzigern an der Organisation der Faschingsumzüge beteiligt hatte. Der „Möbelwagen“ und der „Rosenmontag“ ernannten ihn zum Ehrensenator.

Der Sprung in den Gemeinderat erfolgt 1971

1971 gelang Walter Mann der Sprung in den Gemeinderat, wo er bis 1989 kommunalpolitisch tätig war, danach noch einmal von 1992 bis 1994. Der Sport und die Wohnungsfrage, das Soziale und der Tourismus, die Stadtplanung und der Verkehr – das waren seine Themen. 1988 hatte er für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten. Helga Ulmer, eine Weggefährtin und seinerzeit Fraktionschefin der SPD im Rathaus, sagte jetzt über Walter Mann: „Er war immer konstruktiv und unglaublich zuverlässig. Er war wirklich nah an den Menschen, immer solidarisch mit uns, dabei musste er politisch manche Kröte schlucken. Er war eine Säule unserer Ratsfraktion.“ Seinen Wunsch, Nachfolger des Verkehrsdirektors Peer-Uli Faerber zu werden, habe man ihm damals nicht erfüllen können. Das habe ihn schwer getroffen.

Auch nach dem Ende seiner kommunalpolitischen Laufbahn ist Walter Mann im Süden aktiv geblieben, hat als Berater der Brauerei Hofbräu vieles angestoßen und möglich gemacht. Als er und seine Frau ihre Wohnung im Süden aufgeben mussten, zogen sie nach Musberg, wo er seine letzten Lebensjahre verbracht hat. Bei der Trauerfeier am gestrigen Donnerstag hat Baubürgermeister Matthias Hahn, auch ein Freund und Wegbegleiter, Walter Mann gewürdigt: als ein Urgestein, dem die Stuttgarter SPD vieles zu verdanken hat.