Nachtflohmarkt in Schorndorf Nächtliche Schatzjagd in der Manufaktur

Passt? Ein Schnäppchenjäger betrachtet sich beim Nachtflohmarkt in der Schorndorfer Manufaktur im Spiegel. Foto: Gottfried Stoppel

Der Nachtflohmarkt in der Schorndorfer Manufaktur punktet mit einem besonderen Flair, den sowohl Verkäufer als auch Käufer schätzen. Am Freitag wurde wieder Krimskrams von Kleidung bis Kunst angeboten – mit Musik, Essen und Getränken bei entspannter Atmosphäre.

Die „Flohmarkthaie“, wie sie Andrea Kostka, die Geschäftsführerin der Schorndorfer Manufaktur, nennt, sind als erstes da. Noch vor der offiziellen Eröffnung des Nachtflohmarkts um 19 Uhr wollen sie sich die besten Beutestücke sichern. „Die kommen mit den Händlern rein und hocken ihnen beim Auspacken im Nacken“, sagt Andrea Kostka. Das sei oft nicht angenehm, aber kaum zu verhindern. Professionelle Händler lehnten sie aber ab, auch wenn sich der eine oder andere unerkannt einschleiche. „Wir wollen Privatleute, und im Sinne der Nachhaltigkeit wiederverwerten, statt wegwerfen.“

 

„Wie könnten unsere Plätze doppelt belegen“

Erhard Schaukal war einer, den Andrea Kostka und ihr Team gerne beim Nachtflohmarkt gesehen haben. Doch leider, so die Geschäftsführerin, sei er in diesem Jahr zum ersten Mal nicht mehr dabei. Der Porzellansammler habe sich aus Altersgründen zurückgezogen. Große Geschäfte hatte der mittlerweile 83-Jährige zwar nie auf dem Nachtflohmarkt gemacht, aber sein Angebot – Geschirr der Schorndorfer Porzellanfabrik, auf deren Gelände im Hammerschlag die Manufaktur steht – sei besonders gewesen und habe hergepasst. Schaukals angestammten Standort im ersten Stock hinten im Gang sind die Organisatoren schnell wieder losgeworden. „Wie könnten unsere Plätze doppelt belegen“, sagt Andrea Kostka.

Auch Sandra und Ingo Fritz gehören zu den Verkäufern, die sich die Organisatoren für den Nachtflohmarkt in der „Manu“ wünschen. Das Ehepaar aus Urbach betreibt Flohmarktverkäufe aus Spaß an der Freude und hat in Schorndorf ein buntes Sammelsurium im Angebot. Vieles davon, was so mancher vielleicht auch als Kruscht, Plunder und Trödel bezeichnen würde, aber für andere Schätze sind, stamme aus einer Haushaltsauflösung in Urbach, erzählt Sandra Fritz. Aus dem Haus einer älteren Dame hätten sie ziemlich viel Reichsmark und Inflationsgeld mitgenommen. „Die letzten Scheine, die wir davon noch hatten, haben wir gerade verkauft.“ Für die mehr als 100 000 Mark und ein paar alte Fotos hätten sie 7,15 Euro bekommen, berichtet Sandra Fritz. Und auch für die Gasmaske, aus dem Nachlass der Urbacher Seniorin, habe es in Schorndorf sofort einen Interessenten gegeben. „Die besten Sachen sind halt fast immer sofort weg.“

„Ums Geld geht es uns nicht, sondern um die Nachhaltigkeit“

Doch es gibt immer noch genügend, darunter ein sechsteiliges braunes Suppenservice. Ein junger Mann möchte zwei Tassen und zwei Teller davon, „weil wir doch nur zu zweit sind“. Für vier Euro zieht er glücklich mit seinem Pärchengedeck von dannen. Viele alten Dinge seien doch viel zu schade, um sie wegzuwerfen, erklärt Sandra Fritz, während Gatte Ingo CDs zum Preis von zwei Euro unter die Leute bringt. „Ums Geld geht es uns nicht, sondern um die Nachhaltigkeit und den Spaß, den wir auf Flohmärkten haben.“ Und der Nachtflohmarkt in der Manufaktur zähle zu ihren Favoriten, sagt Sandra Fritz. „Wir sind von Angang an dabei, wir mögen es hier. Es läuft Musik, es gibt Essen und Trinken, und die Leute sind ganz entspannt.“

Wie Marie Kechagias, die mit suchendem Blick, aber völlig gelassen an den Tischen mit Krimskrams, Klamotten, Spielzeug oder Büchern vorbeischlendert. „Es ist toll, dass ich nach dem Geschäft hier in Ruhe stöbern kann, und so ist Einkaufen ja auch umweltfreundlich“, sagt die Inhaberin des Schorndorfer Salzhauses. „Wenn ich schöne Steine oder Klamotten finde, dann gebe ich auch gerne ein paar Euro mehr als verlangt wird. Das erstaunt alle, denn anscheinend macht das sonst keiner.“ Aber sie sei zufrieden mit ihrer Ausbeute und honoriere das auch gerne, erklärt Marie Kechagias.

„Drei Euro habe ich dafür bezahlt, ein echtes Schnäppchen“

Glücklich ist auch Inge Rac-Rosteck. Die Schorndorferin ist mit ihren zwei Enkeln da, denen sie ein paar Euro in die Hand gedrückt hat, damit sie auf eigene Faust die Stände durchforsten und sich was Kleines leisten können. Derweil hat Inge Rac-Rosteck selbst Zeit zum Kramen und ist dabei auch fündig geworden. „Ist das nicht ein süßes Kleid“, sagt sie und hält das blaue Viskose-Hängerchen in die Höhe. „Drei Euro habe ich dafür bezahlt, ein echtes Schnäppchen.“

Drei Euro kosten auch die Gürtel bei Renate Boughdir-Hauber, die Stammgast beim Nachtflohmarkt ist. Sie sind neuwertig und würden im Geschäft sicher um die 30 Euro kosten, sagt die Verkäuferin. Auch sie hat viel Nippes vor sich, viel Porzellan, aber auch Schmuck. Ihre Ware, so erzählt Renate Boughdir-Hauber, komme aus Haushaltsauflösungen oder es seien Geschenke von Nachbarn, Freunden und Bekannten, die wüssten, dass sie gern auf Flohmärkte geht. „Die sagen, nimms du mit, bevor ich es wegwerfe.“

Hallenflohmarkt
 Im Bürgerzentrum in Waiblingen, An der Talaue 4, findet am Samstag, 3. Februar, ein großer Hallenflohmarkt statt. Geöffnet hat er von 9 bis 14 Uhr.

Mädelsflohmarkt
Einen Flohmarkt für Mädchen gibt es am Samstag, 10. Februar, 12 bis 15.30 Uhr, im Waiblinger Bürgerzentrum.

Kinderbasar
 Einen sortierten Kinderbasar organisiert der Förderverein des Kinderhauses Pfarrstraße am Samstag. 9. März, in der Justinus-Kerner-Halle in Welzheim, Rienharzer Straße 51. Eingekauft werden kann von 14 bis 16.30 Uhr. Schwangere und Rollstuhlfahrer haben ab 13.30 Uhr Einlass.

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