Buhsturm für „Don Carlos“: In der Stuttgarter Oper wird Lotte de Beers Inszenierung der Verdi-Oper „Don Carlos“ nicht gut aufgenommen. Doch vielleicht liegen die Dinge komplizierter als manche denken.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - Lotte de Beers Inszenierung von Giuseppe Verdis französischer Früh-Einrichtung des „Don Carlos“ (vom Dirigenten Cornelius Meister in vielerlei Hinsicht mustergültig präpariert), erlebt in der Staatsoper einen relativen Buhsturm. Aber die Dinge liegen womöglich ambivalenter, als es eine Schwarz-weiß-Sicht, die das Setting nahelegt, suggeriert. Utopische Momente werden mit historischen gemischt: eine gewöhnungsbedürftige, reizvolle, naturgemäß nicht geschlossene Narration, die das Private als das Politische verkauft. Alle spielen mit dem Rücken zur Wand. Und Don Carlos ist die Zeitbombe der Erzählung, die, namentlich in den diskussionsbedürftigen Kinderszenen, stark auf Hanekes Film „Das weiße Band“ verweist.