Der aus Stuttgart stammende Regisseur Alexander Tuschinski ist Autodidakt. Jetzt hat er Preise für seine Arbeit in den USA gewonnen.
Stuttgart - Es gibt viele Bezeichnungen, die auf Alexander Tuschinski zutreffen. Autorenfilmer könnte man den jungen Mann, Jahrgang 1988, aus dem Stuttgarter Westen nennen. Komponist ebenso. Oder Schauspieler, Kameramann, Cutter. Ja selbst Produzent. Denn wenn der umtriebige Tuschinski, eigentlich Student, in seiner Freizeit einen Film oder einen Videoclip dreht, übernimmt er die meisten Rollen am Set selbst. Auf drei Independent-Festivals in den USA hat er für zwei seiner Werke nun eine Aufmerksamkeit erhalten, die ihn selbst überrascht.
Park City, Las Vegas, Pasadena - wenn Tuschinski von seinen Reisen und seinen Preisen der vergangenen Wochen spricht, dann wirkt er nachhaltig berauscht. Da saß er nun in der ehemaligen Silber- und Goldgräberstadt Park City im ehrwürdigen Prospector Square Theatre und sah die Leute über seinen Film "Menschenliebe" lachen, hörte es vor allem. Die kafkaeske Geschichte über einen schüchternen Studenten und dessen gleichermaßen zynischen wie unsichtbaren Begleiter, der ihm in Don-Giovanni- und Mephisto-Manier Erfolg bei Frauen lehrt, kam beim Fachpublikum offenbar gut an. Gnadenlos überhöht wirkt der 80-Minüter, der im Original mit englischen Untertiteln gezeigt wurde, was dem Filmverständnis aber nicht geschadet habe. "Die Menschen haben an den richtigen Stellen gelacht", sagt Tuschinski - und sie hätten es lauthals getan. Die Satire erinnere ihn an Werke von Woody Allen, meinte einer. Ein anderer befand: "Junge, du gehörst nach Hollywood."
Der Erfolg kam unverhofft
Dass dieses Lob von Menschen kommt, die wissen müssten, wovon sie reden, hat Alexander Tuschinski beflügelt. Eigentlich ist es nur ein spontaner Einfall gewesen, den Film einzureichen. Dass er den Sommer 2011 damit verbringen würde, im Smoking über rote Teppiche zu spazieren, Fernseh- und Radiosendern Interviews zu geben und sich mit weitaus älteren und arrivierteren Kollegen über das Geschäft und die Traumfabrik auszutauschen, hätte er nicht gedacht. "Das kam für mich völlig unverhofft", sagt er. In Utah freundete er sich mit Michael Love an, dem Autor des Films "Cristiada" mit Andy Garcia, Eva Longoria und Peter O'Toole, in Los Angeles lernte er bei einem Jazzkonzert Don Peake kennen, der einst mit Ray Charles tourte und Komponist unter anderem für die Serie "Knight Rider" war.
Auch Tuschinski komponiert die Stücke für seine Filme zum Teil selbst - zuletzt etwa für das Musikvideo "Mutant Calculator", das auf der Internetplattform Youtube zu sehen ist und in Las Vegas einen Preis erhielt. "Ich dachte zuerst, da müsse ein Fehler vorliegen", sagt der 22-Jährige. Denn er habe den Clip doch nur gedreht, "um nach anstrengenden Wochen den Kopf etwas frei zu kriegen". Mehrere Stunden lang fuhr er Mitte Juli von North Hollywood aus mit dem Auto durch die Wüste Nevadas zur Preisverleihung im Hilton Hotel und eroberte die Herzen des Gastgebers unter anderem mit deutscher Schokolade. Dass er anschließend auf dem Action-on-Film-Festival im kalifornischen Pasadena leer ausging, ändert an seiner Euphorie nichts. Allein schon nominiert gewesen zu sein, als jüngster und einziger nicht- englischsprachiger Regisseur, sieht er als Erfolg an. Auf dem Festival waren mehr als 500 Filme gezeigt worden - und der Gründer Del Weston, das hat ihm imponiert, habe ihn persönlich begrüßt.
Tuschinski studiert audiovisuelle Medien
Inzwischen würdigt ihn die Hochschule der Medien Stuttgart mit einem Foto, das ihn während seiner Dankesrede zeigt, und dem Spruch "Werden Sie Medienprofi". Tuschinski studiert dort audiovisuelle Medien und arbeitet an der Abschlussarbeit. Noch im August möchte er diese zu einem Ende bringen, um sich dann neuen Projekten zu widmen. Nicht erst seit seinem Trip durch die USA strotzt er vor Ideen, "jetzt möchte ich den Schwung mitnehmen".
Über konkrete Projekte will er allerdings noch nicht sprechen, die meisten seiner Überlegungen seien dazu noch nicht reif. "Ich lasse mir gerade vieles offen." Eines hingegen ist sicher: hat er die Kosten für seine Filme bisher allesamt selbst mit Hilfe von Ersparnissen aufgebracht, will er sich nun um eine Produktionsfirma oder Mittel von der Filmförderung bemühen. Preise könnten gute Argumente sein.