Seit rund fünf Monaten herrscht Krieg in Gaza. Noch gibt es bei den Bemühungen der Vermittler um eine Feuerpause keinen Durchbruch. Jetzt soll es in die nächste Runde gehen. Die News im Überblick.

Gaza/Beirut/Washington - Während die USA mit dem Abwurf von Nahrungsmitteln aus der Luft für die verzweifelten Zivilisten im Gazastreifen begonnen haben, laufen die gemeinsamen Vermittlungsbemühungen um eine Feuerpause mit Katar und Ägypten unter Hochdruck weiter.

 

Heute sollen die Gespräche nach Informationen des ägyptischen Fernsehsenders Al Qahera News TV in Kairo weitergehen. Es gebe noch Hindernisse, für die die israelische Seite verantwortlich sei, sagte ein Vertreter der islamistischen Hamas in Beirut, der namentlich nicht genannt werden wollte, in der Nacht der Deutschen Presse-Agentur. Haupthindernis sei das Zeitlimit für eine mögliche Waffenruhe. Ranghohe Vertreter der US-Regierung hatten dagegen am Samstag gesagt, der Rahmen für eine mögliche Einigung stehe und die Israelis hätten diesen "mehr oder weniger akzeptiert". Das Zustandekommen einer Einigung hänge nun allein an der Hamas.

Weltsicherheitsrat mahnt Schutz der Zivilisten in Gaza an

Der Weltsicherheitsrat mahnte den Schutz der Zivilisten in dem abgeriegelten Küstenstreifen an. "Die Parteien wurden nachdrücklich aufgefordert, den Zivilisten im Gazastreifen die Grundversorgung und humanitäre Unterstützung nicht vorzuenthalten", heißt es in einer am Samstag (Ortszeit) in New York veröffentlichten Mitteilung der UN. In ihrer Erklärung hätten die Ratsmitglieder ihre "große Besorgnis" zum Ausdruck gebracht, dass die mehr als zwei Millionen Bewohner Gazas einem "alarmierenden Ausmaß an akuter Ernährungsunsicherheit ausgesetzt sein könnten". Israel wurde aufgefordert, die Grenzübergänge für humanitäre Hilfe geöffnet zu halten und die Öffnung zusätzlicher Übergänge zu ermöglichen. 

Auslöser des Gaza-Krieges war der Terror-Überfall der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres im Süden Israels. Die Terroristen töteten bei dem beispiellosen Massaker 1200 Menschen und verschleppten 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen: Israel griff das Küstengebiet militärisch an, um die Hamas zu zerschlagen. Dabei kamen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher mehr als 30.000 Palästinenser ums Leben, wobei diese Zahl sowohl Zivilisten als auch Kämpfer enthält.

Hamas: Werden zu weiteren Gesprächen in Kairo sein  

Der Hamas-Vertreter sagte, man sei mit den Vermittlern weiter in Kontakt und bestrebt, eine Lösung zu finden, "um die Aggression gegen unser Volk zu beenden." Eine eigene Delegation wolle bei den weiteren Vermittlungsgesprächen über eine Waffenruhe in Kairo dabei sein. Laut dem ägyptischen Fernsehsender werden auch Vertreter Israels vor Ort sein. Allerdings hatte das Nachrichtenportal "Axios" am Freitagabend noch berichtet, Israel wolle an keiner neuen Runde der von Ägypten, Katar und den USA vermittelten Gespräche teilnehmen, solange die Hamas keine Liste der noch lebenden Geiseln vorlegt. Nachdem während einer einwöchigen Feuerpause im November 105 Entführte im Austausch gegen palästinensische Häftlinge freigekommen waren, dürften sich nach israelischer Schätzung derzeit noch etwa 100 lebende Geiseln in der Gewalt der Hamas-Terroristen befinden.

Berichte: US-Vizepräsidentin empfängt israelischen Minister

Laut Medienberichten sollte einem Vorschlag der Vermittler zufolge möglichst noch vor dem muslimischen Fastenmonat Ramadan, der um den 10. März beginnt, eine sechswöchige Waffenruhe in Kraft treten. In der Zeit sollten 40 israelische Geiseln gegen rund 400 palästinensische Häftlinge ausgetauscht werden. Am Montag wird der israelische Minister Benny Gantz, Mitglied des Kriegskabinetts, zu Gesprächen mit US-Vizepräsidentin Kamala Harris im Weißen Haus erwartet, wie unter anderem die "New York Times" am Samstag (Ortszeit) berichtete. Harris dürfte demnach mit Gantz über die Dringlichkeit eines Geisel-Abkommens sprechen, das eine vorübergehende Feuerpause ermöglichen würde, und über die Notwendigkeit von mehr Hilfsgütern für die Zivilisten in Gaza.

USA bereiten weitere Abwürfe von Hilfsgütern vor 

Die humanitäre Lage in dem abgeriegelten Küstenstreifen spitzt sich seit Wochen dramatisch zu. Vertreter der Vereinten Nationen warnten zuletzt im Weltsicherheitsrat vor dem Hungertod Tausender Zivilisten. Transportflugzeuge des US-Militärs warfen am Samstag etwa 38.000 Mahlzeiten ab, wie das Regionalkommando des US-Militärs mitteilte. Es habe sich um eine gemeinsame Aktion mit der jordanischen Luftwaffe gehandelt. Es liefen Planungen für weitere solcher Einsätze. Die abgeworfene Hilfe mag die Not etwas lindern, vor allem in Gebieten, die wie der Norden Gazas mit Hilfslieferungen auf dem Landweg nur schwer oder gar nicht zu erreichen sind. UN-Organisationen weisen allerdings darauf hin, dass die Mengen, die durch Abwürfe geliefert werden können, eher gering sind.

WHO-Chef empört über Berichte von Angriff in Rafah

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat aufgebracht auf Berichte über den Tod mehrerer Palästinenser durch einen mutmaßlichen israelischen Luftangriff auf die im Süden Gazas gelegene Stadt Rafah reagiert. Diese seien "empörend und unsäglich", schrieb Tedros Adhanom Ghebreyesus am Samstag auf der Plattform X (vormals Twitter). Die Hamas- Gesundheitsbehörde hatte zuvor mitgeteilt, dass mindestens 11 Palästinenser getötet und weitere 50 verletzt worden seien. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Unter den Getöteten seien zwei Mitarbeiter des Gesundheitswesens, schrieb der WHO-Chef nun. Gesundheitspersonal und Zivilisten müssten jederzeit geschützt werden. "Wir fordern Israel dringend auf, das Feuer einzustellen". Israels Militär hatte am Abend mitgeteilt, die Armee habe eine Gruppe von Kämpfern der mit der Hamas verbündeten Miliz Islamischer Dschihad angegriffen. Auch dies ließ sich nicht unabhängig überprüfen. In Rafah leben derzeit rund 1,5 Millionen Menschen auf engstem Raum. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um Flüchtlinge, die aus anderen Teilen Gazas vor den Kämpfen geflohen sind. 

Israels Militär: Erneut Hisbollah-Stellungen im Libanon angegriffen

Das israelische Militär hat unterdessen im Süden Libanons nach eigenen Angaben erneut Stellungen der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz angegriffen. Kampfflugzeuge hätten zwei Militäranlagen der Schiiten-Miliz in der Gegend von Labuneh und eine weitere Anlage in der Gegend von Ramyah getroffen, teilte die Armee am Samstagabend mit. In den vergangenen 48 Stunden habe die Armee "insgesamt zehn Terroristen" getötet, darunter einen Kommandeur, teilte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Abend mit.  Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Seit Beginn des Gaza-Krieges kommt es in der Grenzregion zum Libanon immer wieder zu gegenseitigem Beschuss. Auf beiden Seiten gab es bereits Tote. Zehntausende Anwohner verließen in beiden Ländern ihre Heimatorte wegen der Kämpfe. Israels Verteidigungsminister Yoav Galant kündigte kürzlich an, den militärischen Druck auf die Hisbollah als Reaktion auf deren tägliche Angriffe auf Israel zu erhöhen, bis sie sich von der Grenze zurückgezogen habe.