Nahversorgung in Hoffeld Ist das kleine Ladenzentrum in Gefahr?
Ein Kiosk, ein Bäcker und ein Supermarkt: In Hoffeld gibt es noch alles, was man für das tägliche Leben braucht. Dennoch ist der Stadtteil in den Fokus gerückt. Warum?
Ein Kiosk, ein Bäcker und ein Supermarkt: In Hoffeld gibt es noch alles, was man für das tägliche Leben braucht. Dennoch ist der Stadtteil in den Fokus gerückt. Warum?
Markus Rapp ist der Mann für alle Fälle. Seit 18 Jahren betreibt er den Kiosk in Hoffeld. Dort gibt es unter anderem Zeitschriften, Schreibwaren und Geschenkartikel. Für viele Menschen im Stadtteil ist es auch ein Treffpunkt. Sie kommen nicht nur, um ihre Tageszeitung zu kaufen, sondern auch um ein Schwätzchen zu halten. Markus Rapp ist dafür immer zu haben. „Ich mache das gerne. Der Laden ist meine Erfüllung“, sagt der 40-Jährige. Er ist in Hoffeld aufgewachsen und hat als Bub seine Schulsachen in eben jenem kleinen Geschäft gekauft, hinter dessen Tresen er nun steht.
Von dem, was der Kiosk abwerfe, könne er gut leben. Obgleich er seit einigen Jahren den Rückgang der Kundenfrequenz sehr wohl spüre. Für ihn ist das vor allem ein strukturelles Problem. Denn viele jüngere Menschen hätten ein anderes Einkaufsverhalten und würden das, was sie brauchen, nicht mehr vor Ort besorgen. „In vielen Stadtteilen, zum Beispiel in Sonnenberg, kann man sehen, wo diese Entwicklung hinführt. Das ist traurig“, sagt Markus Rapp.
Colyn Heinze ist bewusst, wie wichtig Läden für ein Quartier sind. „Nahversorgung ist Lebensqualität“, sagt der Degerlocher Bezirksvorsteher. Noch sei die Situation in Hoffeld gut. „Aber das ist ein fragiles Gebilde“, so Heinze. Das müssten sich die Menschen im Ort klar machen und die Geschäfte vor Ort unterstützen. Aber auch die Einzelhändler seien gefordert und sollten mit kreativen Ideen gegensteuern. Um einen Anstoß zu geben und den Stadtteil wieder in den Fokus zu rücken, hatte der Bezirksvorsteher vor Kurzem zu einem Treffen eingeladen. Etwa 30 Menschen aus dem Stadtteil sowie Vertreter aus Politik und von der städtischen Wirtschaftsförderung kamen vor Ort.
Denn in der Tat ist in dem Quartier ein gewisser Trading-Down-Effekt zu beobachten, also eine sukzessive Abwärtsbewegung. In der ehemaligen BW-Bank-Filiale gibt es schon seit Jahren nur noch Automaten. Für eine persönliche Beratung müssen die Kundinnen und Kunden woanders hin. Die Steinbock-Apotheke hat Ende Juni zugemacht. „Es besteht Handlungsbedarf“, sagt Colyn Heinze. Immerhin: In Hoffeld kursiert aber bereits die gute Nachricht, dass dort bald ein neues Geschäft aufmacht.
Neu ist auch der Hoffelder Bäcker, dort hat es einen Pächterwechsel gegeben. Kreshnik Citaku hat den Laden am 1. August übernommen, dann umfangreich renoviert und am 1. September eröffnet. „Die Geschäfte laufen und werden immer besser“, sagt er und lächelt. Eigentlich ist er gelernter Kaufmann für Versicherung und Finanzen. Er steht aber lieber im Laden und bedient seine Kundinnen und Kunden. „Die Menschen sagen, ich sei ein netter Verkäufer. Ich habe mich schnell mit den Hoffeldern angefreundet“, sagt Kreshnik Citaku. Nun möchte er gern auch im Stadtteil wohnen und sucht ein Haus für sich und seine Familie.
In dem kleinen Ladenzentrum in Hoffeld gibt es auch einen Friseur und eine Arztpraxis. Ein Ankerpunkt ist der Frischkauf. Dort bekommen die Menschen im Ort alles, was man zum Leben braucht. Der Laden wird von der SBR betrieben. Die Abkürzung steht für Gemeinnützige Gesellschaft für Schulung und berufliche Reintegration. Das Unternehmen betreibt auch die Bonusmärkte, um in kleineren Stadtteilen die Nahversorgung sicherzustellen. Im Unterschied zu diesen, wird der Frischkauf in Hoffeld aber nicht staatlich gefördert. Er trägt sich also allein dank der Kundinnen und Kunden. „Der Markt läuft gut. Es ist ein Standort, der weiterhin gebraucht wird“, sagt der SBR-Geschäftsführer Tim Töpfer. Ein Problem sei allerdings der Personalmangel.
„Viele Menschen in Hoffeld sind dankbar, dass es uns noch gibt“, sagt Markus Rapp und meint damit die verschiedenen Läden am Platz. Vor allem die ältere Generation, die zum Beispiel im Lothar-Christmann-Haus wohne, komme regelmäßig zum Einkaufen. Und als inoffizieller Quartiersmanager, wie Colyn Heinze Markus Rapp anerkennend bezeichnet, hilft dieser in so mancher Lebenslage. So zum Beispiel an diesem Morgen, als ein älterer Mann Probleme mit seiner Geldkarte und den Automaten in der kleinen Bankfiliale hat.