An der Helfferichstraße in Stuttgart-Nord ist die Nahversorgung erst einmal gesichert.

Vor allem die Bewohner der Stadtteile Mönchhalde und Relenberg sind erfreut, dass die Nahversorgung mit der Eröffnung des Cap-Lebensmittelmarktes auch nach dem Ende der Ära Feinkost Weckert erst einmal gesichert ist. Eine Cap-Mitarbeiterin überreichte den Kunden vor dem Geschäft am Eröffnungstag eine pinkfarbene Rose.

 

Der Neustart ist genau genommen auch ein Happy End: „Als ich vor etwa einem Jahr von Frau Weckert gehört habe, dass die Familie nach 67 Jahren diesen Standort aufgeben muss, ist mir erst einmal das Herz in die Hose gerutscht“, sagte Bezirksvorsteherin Sabine Mezger. Der Wegfall dieses Angebotes an der Eduard-Pfeiffer-Straße 120 wäre ein harter Schlag ins Kontor der Vorort-Versorgung gewesen. Doch dann taten sich verschiedene Akteure schnell zusammen. Sie tüftelten an einer Nachfolgelösung, die nun neben dem Ersatz der Nahversorgung auch eine dauerhafte berufliche Perspektive für Menschen mit Behinderung ermöglicht. „Hier wurde ein inklusives Arbeitsfeld geschaffen“, sagte Mezger.

Cap kommt von Handicap

Auch Jennifer Langer, die städtische Beauftragte für Inklusion und Teilhabe, betonte, dass hier „Menschen mit Behinderungen ihr tägliches Brot verdienen können“. Im neuen Cap-Markt arbeiten insgesamt 13 Personen, sechs der Beschäftigten sind Menschen mit einer Behinderung.

Das Stuttgarter Sozialunternehmen Neue Arbeit und die Tochter NintergrA gGmbH betreiben 17 Märkte im Großraum Stuttgart, deutschlandweit gibt es rund 100 Cap-Märkte. Der Begriff „Cap“ komme vom Wort Handicap, erklärte Ralf Ehring. Der in der Geschäftsleitung des Unternehmensverbundes Neue Arbeit für den Bereich Dienstleistung und Integration Verantwortliche stellte klar: „Wir sind eigentlich keine Einzelhändler, sondern eine Plattform, um die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu realisieren.“ Geschäftsführer Marc Hentschke versprach auch mit Blick auf die Feinkost-Weckert-Nachfolge: „Wir werden unser Bestes geben.“ Kontinuität sei gewahrt, denn das Warensortiment von Edeka und auch der Lieferservice werde fortgeführt.

Stadt hilft bei der Finanzierung

Die Stadt unterstützt den Cap-Markt finanziell. Aus dem Förderprogramm „Nahversorgung konkret“ steuerte die Kommune rund 50 000 Euro als Starthilfe bei. Gemeinsam mit dem Amt für Stadtplanung habe die Wirtschaftsförderung dieses Programm entwickelt und aufgelegt, sagte Iris Gebauer von der Abteilung Wirtschaftsförderung: „Wir haben als Stadt ein großes Interesse daran, die Nahversorgung zu sichern, speziell in denjenigen Räumen, die von einer Unterversorgung bedroht sind und in denen ein relativ hoher Anteil an Menschen lebt, die über 65 Jahre alt sind.“