Das Nairobi Hope Theatre ist zu Gast im Mörike-Gymnasium und auf dem Marienplatz. Einmal im Jahr kommt die Truppe für zwei Monate nach Deutschland und zieht durch die Schulen in Baden-Württemberg.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Marienplatz - Terry Awiti aus Kenia ist seit Beginn beim Nairobi Hope Theatre dabei. Seit fünf Jahren setzt sich die 23-Jährige mit Tanz und Theater für fairen Handel zwischen Afrika und Europa ein. „Wir wünschen uns zum Beispiel faire Bedingungen für unsere Landwirte und deren Arbeiter“, sagt sie, und ergänzt: „Theater ist in Kenia nicht wie in Deutschland.“ Es werde kein Stück mit zusammenhängender Handlung aufgeführt, sondern eine Sammlung vieler kleiner Geschichten. Aus Collagen, Videoclips, Interviews, Songs und Tänzen hat die Gruppe ihre Show zusammengesetzt. Themen wie die faire Produktion und den Handel mit Kaffee, Blumen und Kleidung stellt sie in den Szenen dar.

 

Von der Umwelt- zur Nachhaltigkeits-AG

Einmal im Jahr kommt die Truppe für rund zwei Monate nach Deutschland und zieht durch die Schulen in Baden-Württemberg. In Stuttgart war sie zu Gast im Mörike-Gymnasium und hat dort am Mittwochvormittag vor rund 300 Schülern der zehnten Klasse und der Oberstufe ihr Theaterstück aufgeführt. Später sind die Afrikaner dann noch auf dem Marienplatz aufgetreten. Organisiert hatte den Auftritt die Umwelt-AG des stellvertretenden Schulleiters Volker Störzinger. Seit mehreren Jahren leitet er die Arbeitsgemeinschaft am Gymnasium. „Inzwischen hat sich die AG von einer Umwelt- in eine Nachhaltigkeits-AG gewandelt“, sagt er. Zusätzlich biete er in der Jahrgangsstufe zwei einen Seminarkurs zur Nachhaltigkeit an. „Vor allem der faire Handel ist den Schülern immer wichtig“, sagt Störzinger. Das Mörike-Gymnasium habe eine Selbstverpflichtung, nach der die Schule nur regionale oder faire Produkte verwende. „Was es nicht regional zu kaufen gibt, beschaffen als fair gehandeltes Produkt.“

„Die Leute sollen selber denken“

Der Kontakt zum Nairobi Hope Theatre ist über Stephan Bruckmeier, Vater eines ehemaligen Schülers, entstanden. Bruckmeier war jahrelang der Intendant des Theaters Rampe im Süden. Inzwischen leitet er ehrenamtlich die Theatergruppe aus Nairobi. „Ich bin etwa drei Monate im Jahr vor Ort in Kenia“, erzählt er. In der restlichen Zeit probe die Gruppe allein. Für seine Arbeit bekomme er viel Unterstützung von befreundeten Künstlern.

Die Stücke entstehen laut Bruckmeier im Team. „Wir wollen Informationen liefern, aber auch Theaterspaß“, sagt er. Die Inszenierungen sollen keine reinen Lehrstücke sein. „Die Leute sollen selber denken“, sagt der Projektleiter. Die Botschaft der Gruppe sei, Afrika nicht nur als Problemfall zu sehen. Dadurch gehe dem Land die Selbstständigkeit verloren. „Es bringt nichts, zuerst die Bodenschätze auszubeuten und dann Kleider nach Afrika zu spenden“, lautet Bruckmeiers Meinung. Bezirksvorsteher Rupert Kellermann freut sich, dass die Gruppe zu Gast im Stadtbezirk ist, vor allem jetzt, wo der Bezirk auf dem Weg zum Fair-Trade-Stadtbezirk sei. „Der Süden kann eine solche Aktion gut gebrauchen“, sagt er. Zudem könne jeder intensiver darüber nachdenken, welche Produkte er kaufe und was er am Körper trage.