Spielwaren Kurtz darf nicht Spielwaren Kurtz heißen. Um den Namen des Stuttgarter Traditionsgeschäftes in der Sporerstraße ist ein erbitterter Streit entfacht. Gut möglich, dass es bald zwei Läden mit dem Namen Kurtz gibt.

Aufmerksamen Passanten in der Sporerstraße sind die Wortspiele an der Fassade des Hauses mit der Nummer 8 nicht verborgen geblieben: Eines Tages fehlten im Schriftzug „Spielwaren Kurtz“ die letzten vier Buchstaben. Doch damit endete die Sache nicht: Kurze Zeit später blieb nicht mal „Spielwaren K.“ an der Hauswand übrig. Der gesamte Schriftzug fehlte – bis heute.

 

Der Hintergrund ist ein Streit ums Namensrecht. Und hier sieht sich die Firma Bellybutton International GmbH im Recht. Mehr noch: Das Landgericht Stuttgart gab Bellybutton zuletzt in dieser Sache Recht: Die Wortmarke Spielwaren Kurtz gehört Bellybutton, die im Jahr 2020 alle Spielwarenhäuser mit dem Namen Kurtz aus der die insolvente Muttergesellschaft Kanz Financial Holding GmbH herausgekauft hatten.

Hepperle war schneller

Tatsächlich war der Bellybutton-Geschäftsführer Harald Hepperle zwei Tage schneller als der neue Inhaber von „Spielwaren Kurtz“, Bernd Stocker. Hepperle hatte die Rechte an der Wortmarke am 16. Dezember 2021 geltend gemacht, Stocker machte am 18. Dezember sowohl sein Recht auf die Bildmarke (Reiter auf dem Schaukelpferd) sowie an der Wortmarke „Spielwaren Kurtz“ geltend.

Dass Bellybutton mit seinem Konzept, auf Umstands- und Kindermode, Pflegeartikel, Kinderausstattung sowie Geschenkartikel statt auf Spielwaren zu setzen, eine Bauchlandung hinlegte, war für den Richter damit ohne Belang. Genauso wie die Tatsache, dass sich die Firma aus Stuttgart zurückgezogen hatte oder, dass der alte und neue Geschäftsführer, Bernd Stocker, seit März dieses Jahres die Marke Kurtz wieder mit Spielwaren-Sortiment sowie allerlei Emotionen aufgeladen hat. Fakt ist: Bernd Stocker darf das Traditionsgeschäft aus dem Jahr 1833 nicht mehr „Spielwaren Kurtz“ nennen.

Stocker will mit Tradition punkten

Zum Start im März hatte Stocker noch gesagt: „Wir wollen mit Regionalität, Identifikation und Vertrauen punkten.“ Und damit auch mit dem Markenkern: dem Namen des Traditionsgeschäftes. Dies sei gerade in diesen Zeiten auch für Stuttgarter so wichtig. Die Traditionsgeschäfte und ihre Namen bilden aus Sicht des Kaufmannes in diesen schnelllebigen und krisenbehafteten Zeiten eine Konstante. „Wir kennen doch die Reaktionen der Stuttgarter, wenn wieder mal ein Traditionsgeschäft aufgibt. Man empfindet es beinahe als einen persönlichen Verlust“, sagt er, „mit Läden wie Tritschler, Wittwer oder Merz und Benzing sind wir doch aufgewachsen. Sie sind ein Teil der Stuttgarter Identität.“ Jetzt bleibe ihm jedoch vorerst nur eines: Auf das gute Gefühl der Kunden zu bauen. „Im Bewusstsein aller Stuttgarter bleiben wir das, was wir schon immer waren. Ganz gleich, wie wir am Ende genannt werden dürfen“, sagt er, „dafür steht der Standort, dafür stehen mein Team und ich sowie die Geschichte des Hauses.“

Es geht ums Geld

An ein versöhnliches Ende im Zwist mit der Firma Bellybutton sieht es derzeit jedoch nicht aus. Aus dem Vorschlag des Richters, sich außergerichtlich zu einigen, ist nichts geworden. „Bellybutton verhandelt nicht einmal über den Preis, sie haben mein Angebot schlicht ignoriert“, sagt Stocker. Doch Harald Hepperle will das so nicht stehen lassen: „Wir sind die Eigentümer der Marke Spielwaren Kurtz und sind der Meinung der Name darf nicht aus Stuttgart verschwinden. Es gab in der Vergangenheit einige Anfragen zum Erwerb der Marke. Aktuell scheint aber kein konkretes Interesse eines potenziellen Käufers zu bestehen und es gibt trotz der Gerüchte kein ernst gemeintes Angebot. Sollte sich dies zur gegebenen Zeit ändern und ein seriöses Angebot mit einem entsprechenden Konzept eingehen, würden wir dies natürlich prüfen.“ Mehr noch. Harald Hepperle lässt offen, ob man in Stuttgart wieder unter dem Namen „Spielwaren Kurtz“ einen Laden eröffnen werde: „Wir prüfen aus diesem Grund die Möglichkeit ein Geschäft unter diesem Namen auch wieder in Stuttgart zu etablieren.“

Sollte es soweit kommen, würde das Bernd Stocker nicht unbedingt den Schlaf rauben. Aus vielerlei Gründen. Erstens glaubt er nicht, dass Bellybutton noch mit Spielwaren beliefert wird. Zweitens glaubt er nicht an den Erfolg des Konzeptes mit 80 Prozent Textilien und nur 20 Prozent Spielwaren. Und drittens würden die Stuttgarter den Laden im Stammhaus an der Sporerstraße 8 immer mit dem verbinden, was der Traditionsladen in ihrem Herzen ausmache.