Trotz der Jubelstimmung bleibt es bei „großen Herausforderungen“, wie Rabe und Weishaupt unisono betonten. Da ist erstens der erwähnte schleppende Ausbau der Kita-Plätze. Zweitens treibt die Bildungsforscher die Situation von Schülern aus Migrantenfamilien um. Das System kennt seine Verlierer. Man habe schon große Anstrengungen unternommen, sagt Rabe, um die Benachteiligungen der Migrantenkinder zu beheben und gerade die Kitas mit ihrer Sprachförderung haben eine Schlüsselrolle inne. „Trotz Verbesserungen haben Jugendliche und Erwachsene mit Migrationshintergrund nach wie vor einen deutlich niedrigeren Bildungsstand. Unter den 30- bis 35-Jährigen haben zehn Prozent gar keinen Schulabschluss, mehr als ein Drittel hat keinen Berufsabschluss.“ Und die Gruppe der Migrantenkinder wächst: Unter den 24-jährigen sind es 23 Prozent, bei den unter Einjährigen bereits 35 Prozent. Einig sind sich die Kultusminister in der Analyse, dass die Bildungswege vielfältiger und flexibler werden, und sie schlagen eine stärkere Koordination im Bildungswesen vor – wie das konkret aussehen sollte, bleibt aber offen: „Die Bildungspolitik muss die notwendigen Rahmensetzungen vornehmen“, heißt es vage.

 

Die musischen Fächer gehen oft unter

Nicht vergessen, aber nur am Rande behandelt wurde die musisch-ästhetische Bildung, die im Mittelpunkt des Berichts stehen sollte. Schon die Pisa-Studien fragen stets nur nach Kernfächern wie Lesen, Schreiben und Rechnen. „Wir wollten den Fokus auf die musischen Fächer setzen, weil die oft untergehen und beim Unterrichtsausfall rascher betroffen sind“, sagte Niedersachsens Kultusministerin Johanna Wanka (CDU). Unbestritten ist der hohe Wert von Musik und Kunst für die Persönlichkeitsentwicklung. Überraschendes ist hierzu wenig zu finden im Bericht: Kinder aus Elternhäuser mit niedrigem Sozialstatus spielten seltener Theater oder ein Instrument, heißt es beispielsweise. Und wenn Eltern musizieren, tun dies auch ihre Kinder öfter. Geöffnet wird immerhin der Begriff der musischen Bildung in Richtung neue Medien wie Internet, in denen Jugendliche neue Ausdrucksformen finden. Am stärksten ist musische Bildung im frühen Kindesalter verankert, 90 Prozent der Kinder malen, basteln und machen Musik. Erschreckend ist das im Bericht zitierte Eingeständnis von 57 Prozent der Fachkräfte in Kindergärten, dass sie sich bei der Vermittlung von Musik, Rhythmik, Tanz und Theaterspiel „nicht sicher“ fühlten.

Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen, die die abwesende Bundesbildungsministerin Annette Schavan vertrat, will künftig auch benachteiligte Kinder für kulturelle Bildung gewinnen: „Ab 2013 fördern wir außerschulische Angebote für diese Kinder unter dem Motto: Kultur macht stark!“