Erstmals seit vergangenen März gehört Bastian Schweinsteiger wieder zum Kader der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und hat nicht nur dort neue Konkurrenz.

Düsseldorf - Die Rudas Studios am schicken Düsseldorfer Medienhafen sind ein Ort, an dem sich Bastian Schweinsteiger normalerweise sehr wohl fühlen müsste. Einer der angesagtesten Clubs der Stadt ist hier untergebracht – nur die Schönen, die Reichen und die Berühmten schaffen es gewöhnlich am Türsteher vorbei und trinken unter den Scheinwerfern und der Discokugel ihre Feierabendcocktails.

 

An diesem Mittag jedoch gibt es in den Rudas Studios nur Cola und Mineralwasser, im Trainingsanzug sitzt Bastian Schweinsteiger vor der Werbetafel des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf dem Podium. Der Mittelfeldspieler ist nicht in Feierlaune, das ist deutlich zu sehen, was auch daran liegt, dass er Fragen beantworten muss, „die ich nicht verstehe“. Sie drehen sich um seine Rolle, seine Position und darum, wie es in Zukunft mit ihm weitergeht, beim FC Bayern, in der deutschen Nationalmannschaft und überhaupt.

Erstmals seit März wieder dabei

Erstmals seit dem 3:0-Sieg Ende März steht Schweinsteiger wieder im Kader der DFB-Auswahl. Er hat eine schwere Knöchelverletzung hinter sich, er musste operiert werden, noch immer ist er regelmäßig in Behandlung. Keine Frage: sein Körper ist anfälliger geworden. Gegen Irland will er am Freitag (20.45 Uhr/ARD) in Köln mithelfen, die Qualifikation für die WM in Brasilien perfekt zu machen, ehe vier Tage später in Stockholm die Kür folgen soll: Gegen Schweden will Schweinsteiger sein 100. Länderspiel bestreiten, er sagt: „Das ist eine Zahl, die einen mit Stolz erfüllt.“

Allerdings ist dem 29-Jährigen auch nicht entgangen, dass die Nationalmannschaft inzwischen auch ohne sein Mitwirken erfolgreich Fußball spielen kann. Sehr häufig war er in der Vergangenheit verletzt, von den letzten zwölf Testspielen der Nationalmannschaft hat er kein einziges mitgemacht. Er sei „eine große Persönlichkeit“ und „als Führungsspieler wichtig“, sagt der DFB-Manager Oliver Bierhoff. Man wisse aber auch, „dass sich die Zeiten ändern“. Gerade im Mittelfeld sei der Konkurrenzkampf besonders ausgeprägt – in der Nationalmannschaft und nicht zuletzt auch in München.

Mit großem Erfolg hat der Bayern-Trainer Pep Guardiola den Außenverteidiger Philipp Lahm zum zentralen defensiven Mittelfeldspieler umfunktioniert. Das Gerangel um die Plätze ist dadurch noch größer geworden. In elf von zwölf Pflichtspielen stand Schweinsteiger bei den Münchnern trotzdem auf dem Platz und bot größtenteils starke Leistungen. Auf der offensiveren Halbposition verrichtet er nun seinen Dienst. „Philipp macht das im Mittelfeld überragend“, sagt Schweinsteiger – und sieht bei sich selbst „keinen großen Unterschied zu früher“. Am liebsten jedoch hatte er immer zentral vor der Abwehr gespielt.

Auf welcher Position spielt Lahm in der Nationalelf?

In der Nationalmannschaft wird sich nun die spannende Frage stellen, ob Lahm auch hier von hinten rechts in die Mitte rücken könnte. Bierhoff erinnert daran, dass Lahm schon einmal dort gespielt habe, beim 2:1-Sieg in England im August 2007. Die Versetzung war aus der Personalnot heraus geboren – „wir haben damals noch gefrotzelt“. Jetzt will sich der Manager in die Diskussion um Philipp Lahms weitere Zukunft, die auch Auswirkungen auf die von Schweinsteiger haben könnte, lieber nicht einmischen und belässt es bei einem Pauschalurteil: „Es ist gut zu wissen, dass wir Spieler haben, die auf verschiedenen Positionen einsetzbar sind.“

An Lahm dürfte es nicht scheitern – der durchaus machtbewusste Kapitän scheint Gefallen an der neuen Rolle im Zentrum des Spiels gefunden zu haben, die ihm mehr Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet. Allerdings gibt es gerade auf den Außenpositionen in der Viererabwehrkette schon seit Jahren praktisch keine Alternativen, wie die Rückkehr des Hamburgers Marcell Jansen zeigt, der auf links den verletzten Marcel Schmelzer ersetzen soll. Auf rechts gilt Lahm als unverzichtbar.

Im zentralen Mittelfeld hingegen haben sich auch so mehrere Spieler darangemacht, den Platzhirschen Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira von Real Madrid Konkurrenz zu machen. Der Dortmunder Ilkay Gündogan, schon länger verletzt, hat Schweinsteiger in der Vergangenheit glänzend im Nationaltrikot ersetzt; Toni Kroos, bei den Bayern in starker Form, pocht auf mehr Einsatzzeiten. Schweinsteiger, Tripelsieger mit den Münchnern und Fußballer des Jahres 2013, bleibt gelassen: „Ich bin seit Jahren dabei“, sagt er, „ich weiß, was zu tun ist.“