Titelträume sind wieder angesagt im Kreise der DFB-Elf. Der große Triumph soll es bitteschön sein bei der Heim-EM – also gab Bundestrainer Julian Nagelsmann bei seinem Besuch des DFB-Pokalfinales am Samstagabend im Berliner Olympiastadion den Vorträumer. „Ich habe auf der Tribüne an den 14. Juli gedacht“, sagte Nagelsmann – an diesem Tag steigt in Berlin das EM-Finale.
Damit aus dem Traum Realität wird, machte sich der Coach am Sonntag mit Sportdirektor Rudi Völler aus der Hauptstadt nach Thüringen auf, wo sich die DFB-Elf von diesem Montag an in Blankenhain im ersten Trainingslager auf die EM vorbereitet – ehe es am Freitag weiter ins Turnierquartier nach Herzogenaurach geht.
Bis zum Sonntagabend nun trafen die Nationalspieler im Golfhotel Weimarer Land ein. Darunter waren in Torhüter Alexander Nübel, den Abwehrspielern Maximilian Mittelstädt und Waldemar Anton sowie den Offensivkräften Chris Führich und Deniz Undav fünf Profis des VfB Stuttgart.
„Wir haben alle ein sehr gutes Gefühl, es wird eine tolle Reise, jeder freut sich darauf“, sagte Mittelstädt am Sonntagabend nach seiner Ankunft – der Senkrechtstarter rechnet in den kommenden Tagen eher mit einem lockeren Aufgalopp. „Wir werden uns nicht kaputt trainieren“, sagte er. Dass die Familien im Weimarer Land sind, findet der ehemalige Berliner gut. „Das bringt noch einmal ein bisschen Lockerheit rein“, sagte Mittelstädt und formulierte hohe Ziele: „Wenn wir nicht das Ziel hätten, Europameister zu werden, dann bräuchten wir nicht mitspielen.“
Das Quintett des VfB Stuttgart jedenfalls kann nun im Weimarer Land erst einmal Werbung in eigener Sache betreiben, weil einige andere EM-Nominierte noch nicht dabei sein werden im ersten Trainingslager der Nationalmannschaft.
So sind von den 27 vorläufig nominierten Spielern zum Auftakt in Thüringen nur zwei Drittel dabei. Das Pokalsiegertrio von Bayer Leverkusen (Jonathan Tah, Robert Andrich und Florian Wirtz) kommt wie Kapitän Ilkay Gündogan und Torwart Marc-André ter Stegen wegen deren letztem Ligaspiel für den FC Barcelona mit Verspätung. Die vier Champions-League-Finalisten von Real Madrid (Toni Kroos und Antonio Rüdiger) und Borussia Dortmund (Niclas Füllkrug und Nico Schlotterbeck) wiederum stoßen wegen ihres Endspiels am 1. Juni in London sogar erst nach dem ersten EM-Test gegen die Ukraine (3. Juni/Nürnberg) zur DFB-Auswahl.
Dort wiederum soll Manuel Neuer nach eineinhalb Jahren sein Comeback im Tor der Nationalelf feiern. Der 38-Jährige konnte aber am Sonntag noch nicht nach Blankenhain anreisen – Neuer leidet an einem Magen-Darm-Infekt.
Wenn der Keeper dann in den nächsten Tagen in Thüringen ankommt, soll er als prominentes Zugpferd die EM-Euphorie im Osten des Landes mit entfachen. Denn erstmals bereitet sich die Nationalmannschaft dort auf ein großes Turnier vor – für Rudi Völler ist das ein wichtiges Signal mit Blick auf das Zusammengehörigkeitsgefühl beim Turnier. „Wir wollten zeigen, dass wir alle zusammengehören“, sagte der Sportdirektor. Was Völler meint: Im Osten fühlt man sich noch immer oft zu kurz gekommen, was den großen Fußball angeht. So ist Leipzig wie bei der WM 2006 der einzige EM-Spielort in den neuen Bundesländern.
Dem Wunsch der Fans in Thüringen nach Nähe zu den prominenten Gästen soll nun vor dem Heimturnier auch Rechnung getragen werden. Los geht es an diesem Montag mit einem öffentlichen Training der DFB-Elf vor 15 000 Fans in Jena.