Inmitten des Schwebezustands um Trainerin Martina Voss-Tecklenburg melden sich die DFB-Frauen sportlich zurück. Die Fans in Bochum sind begeistert.

Die deutschen Fußballerinnen können es doch noch. Ohne die weiter erkrankte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg feierte das Team von Assistentin Britta Carlson am Dienstagabend den ersten Sieg in der Nations League und wahrte damit die Olympia-Chance. Kapitänin Alexandra Popp und ihre Mitspielerinnen setzten sich vor 14 998 Zuschauern in Bochum hochverdient mit 4:0 (2:0) gegen Island durch. 

 

Im ersten Heimspiel seit dem WM-Debakel von Australien erzielten die starke Klara Bühl (19. Minute und 78.), Giulia Gwinn (35./Foulelfmeter) sowie Lea Schüller (68.) die Tore. Vier Tage nach dem enttäuschenden Auftritt beim 0:2 in Dänemark zeigten sich Vize-Europameisterinnen wesentlich mutiger und aggressiver. Die drei Punkte vor den Augen des neuen DFB-Geschäftsführers Andreas Rettig waren allerdings bitter nötig: Nur die Gruppenersten qualifizieren sich für die Endrunde, wo lediglich zwei Tickets für Olympia in Paris 2024 vergeben werden. 

Auch wenn die DFB-Frauen sportlich die nächste Pleite verhindert haben: Unklar bleibt die Zukunft von Voss-Tecklenburg, deren Erkrankung am 8. September vom Verband vermeldet worden war und deren Vertrag bis 2025 läuft. Carlson hatte bereits erklärt, dass sie nicht Cheftrainerin werden will. Der Schwebezustand belastete das Team zuletzt sichtlich. „Schnellstmöglich“ eine Lösung hatte die dieses Mal nahezu beschäftigungslose Torhüterin Merle Frohms gefordert. Ein klares Bekenntnis von Spielerinnen für Voss-Tecklenburg, an der es bei der noch nicht abgeschlossenen WM-Analyse intern Kritik gegeben hatte, ist bisher ausgeblieben.

Drei Wechsel im Vergleich zum Dänemark-Spiel

Vor den beiden nächsten Spielen in der Gruppe 3 der Liga A am 27. Oktober in Sinsheim gegen Wales und am 31. Oktober auf Island wird jedenfalls eine Weichenstellung erwartet. Auch der Posten in der Sportdirektion für die Frauen-Auswahl ist vakant.

Voss-Tecklenburgs Vertreterin Carlson nahm im Vergleich zum Dänemark-Spiel drei Wechsel vor: Gwinn, Lena Lattwein und Jule Brand standen für Felicitas Rauch, Lina Magull und Nicole Anyomi in der Anfangsformation. Die Isländerinnen, die zum Auftakt 1:0 gegen Wales gewonnen hatten, liefen ohne die angeschlagene Wolfsburger Stürmerin Sveindís Jónsdóttir auf und strahlten praktisch keine Torgefahr aus.

Kapitänin Glódís Perla Víggósdottir vom FC Bayern München musste ihre Abwehr gleich lautstark dirigieren: Die DFB-Frauen gingen die Partie sichtlich angriffslustiger an als zuletzt in Viborg. Gudny Arnadottir hätte per Kopf beinahe ein Eigentor erzielt, dann traf Bühl mit rechts aus 20 Metern ab. 

Nachdem die Außenstürmerin eine weitere große Chance vergeben hatte, wurden Lattwein im Strafraum die Beine weggezogen. Den fälligen Strafstoß verwandelte Gwinn bei ihrem ersten Startelf-Einsatz im Nationalteam seit ihrem Kreuzbandriss vor knapp einem Jahr. Auch nach der Pause hielten die deutschen Frauen den Druck hoch. Die eingewechselte Schüller schraubte mit einem Kopfball ihre bemerkenswerte Bilanz auf 33 Tore in 52 Länderspielen, ehe Bühl erneut traf.