Um die Wasserqualität zu verbessern, liegen Teile des Bärensees in Filderstadt derzeit trocken. Doch reicht diese Maßnahme aus, um künftig ein Fischsterben zu verhindern? Die Anglergruppe Bärensee jedenfalls fordert mehr.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Filderstadt - Es ist ein trauriges Bild gewesen. Im Winter 2016/2017 musste etwa eine Tonne toter Fische aus dem Bärensee zwischen Stetten und Plattenhardt entfernt werden. „Das war fast ein komplettes Aussterben“, sagt Frank Weissert von der Anglergruppe Bärensee. Der See hat ein Problem: Der Nährstoffgehalt ist zu hoch, das Gewässer überdüngt, es fehlt an Sauerstoff, die Fische ersticken.

 

Spätestens seitdem steht der Bärensee im Fokus. Die frühere Baubürgermeisterin Susanne Schreiber erklärte vor knapp einem Jahr im Technischen Ausschuss, dass der See dauerhaft wohl nicht zu halten sei und verlanden werde. Doch die Anglergruppe Bärensee will das Gewässer nicht vorschnell aufgeben. Vor einer Woche hat sie eine Mail an die Stadtverwaltung geschickt mit der Bitte, den Schlamm großflächig aus dem See zu baggern, und ihm so überschüssige Nährstoffe zu entziehen. Die Gelegenheit dafür sei günstig, sagt Weissert. Denn das Wasser wurde teilweise abgelassen, an vielen Stellen liegt der Seegrund offen. Teilwinterung heißt das im Fachjargon. Das Ziel ist es, die Wasserqualität zu verbessern. Denn wo der Boden jetzt durchfriert, bindet er einen Teil der überschüssigen Nährstoffe, die er dann zumindest für einen gewissen Zeitraum nicht mehr an das Wasser abgibt. Damit das gelinge, müsse es aber mehrere Tage hintereinander richtig kalt sein, sagt Weissert, und danach sehe es aktuell nicht aus.

Im Schlamm leben viele Kleinstlebewesen

Ein Teil des Sees soll auch entschlammt werden, nämlich der Bereich rund um den Zulauf. Damit beschränke man sich aber mit Blick auf die derzeit freiliegende Bereiche auf etwa einen Bruchteil der möglichen Fläche, so die Kritik der Angler. Frank Weissert fordert auf der Filderpinnwand in dem sozialen Netzwerk Facebook „emotions- und ideologiefrei, die aktuelle Chance zu nutzen“ und ergänzt: „Uns geht es nicht darum, frei angeln zu können. Wir wollen ein funktionierendes Biotop für alle Lebewesen.“

Exakt das gleiche Argument nennt Claudia Arold, die Leiterin des Filderstädter Umweltschutzreferats. Eine umfassende Entschlammung des Sees sei schon mehrfach im Gespräch gewesen, aber stets, auch von Seiten des Landratsamts, vehement abgelehnt worden. Eine solche Maßnahme sei ein sehr großer ökologischer Eingriff. Denn mit dem Schlamm würden auch zahlreiche Kleinstlebewesen mit entsorgt werden. „Wir wollen alle Lebewesen berücksichtigen und nicht zugunsten einer Tierart handeln“, sagt Claudia Arold. Hinzu komme, dass der Seegrund die Deckschicht einer ehemaligen Deponie sei. Bei einer umfassenden Entschlammung bestehe die Gefahr, dass eine Undichtigkeit entstehe, und das wolle man vermeiden.

Die Teilwinterung sei breit abgestimmt gewesen und von den zuständigen Gremien beschlossen worden. „Wir denken, dass wir so zu einem akzeptablen Ergebnis kommen. Mit der Maßnahme wird sich der Sauerstoffgehalt erhöhen, und wir greifen nicht zu stark in die Ökologie ein“, so das Fazit der Referatsleiterin.