Durch das Naturschutzgebiet Greutterwald rollt regelmäßig der Berufsverkehr. Dagegen gehen Anwohner und Naturschützer seit einiger Zeit vor. Nun beschäftigt sich auch der Gemeinderat mit dem Thema, die Sperrung des Vicinalwegs wird beantragt.
Weilimdorf/Zuffenhausen - Seit geraumer Zeit machen sich Anwohner und Umweltschützer dafür stark, die Durchfahrt durch das Naturschutzgebiet Greutterwald für den motorisierten Verkehr komplett zu verbieten (wir berichteten). Im September vergangenen Jahres hat sich der Weilimdorfer Bezirksbeirat bereits zum wiederholten Male einstimmig für diese Maßnahme ausgesprochen, im Mai 2015 hatte dies auch schon die AfD-Gemeinderatsfraktion gefordert. Noch nutzen Pendler, die auf dem Porsche-Gelände arbeiten, den Vicinalweg durch den Greutterwald. Nun beschäftigen sich erneut die Stadträte mit dem Thema. Unabhängig voneinander haben sich am vergangenen Montag zwei Fraktionen diesbezüglich an die Stadtverwaltung gewandt: Während die Freien Wähler nachfragen, ob es künftig tatsächlich eine Alternative zum Vicinalweg zwischen Weilimdorf und Zuffenhausen geben wird, haben die Fraktion SÖS-Linke-Plus sowie Grünen-Stadträtin Clarissa Seitz eine sofortige Sperrung des Verbindungssträßchens beantragt.
Seitz und die Stadträte von SÖS-Linke-Plus begründen ihren Antrag in erster Linie mit dem Artenschutz. So seien auf dem Vicinalweg neben Grasfröschen jüngst auch zwei Springfrösche entdeckt worden. Diese Tierart sei streng geschützt, ihr Vorkommen in dem Naturschutzgebiet gering. „Deshalb ist Gefahr im Verzuge und durch die beginnende Amphibienwanderung eine sofortige Sperrung aus Artenschutzgründen angezeigt“, heißt es im Antrag. Zudem sei der Greutterwald ein wertvolles Naherholungsgebiet im dicht besiedelten Stuttgarter Norden, der Vicinalweg eine wichtige Radwegverbindung zwischen Zuffenhausen sowie Weilimdorf und Korntal.
Damit gebe es mittlerweile genügend öffentliche Gründe, um vom Widerrufsrecht Gebrauch machen zu können, das der Stadt in dem 1963 abgeschlossenen Vertrag über das Durchfahrtsrecht eingeräumt wurde. Schließlich, wird weiter argumentiert, habe sich das Naturschutzrecht zwischenzeitlich verschärft. Zudem enthalte der Vertrag, den die Stadt seinerzeit mit der SEL AG – die seit Januar zu Nokia gehört – abgeschlossen hat, keine Rechtsnachfolge und damit auch keinen Anspruch auf das Durchfahrtsrecht. Das Heft zum Handeln liege bei der Stadt. Seitz und die Fraktion SÖS-Linke-Plus fordern daher, den Vicinalweg sofort für die Dauer der Amphibienwanderzeit zu sperren. Über eine dauerhafte Sperrung solle entschieden werden, wenn die Ergebnisse von derzeit laufenden artenschutzrechtlichen Untersuchungen im Greutterwald vorliegen.
Stadt soll über die Verkehrsplanung berichten
Die Gemeinderatsfraktion der Freien Wähler hat derweil eine Anfrage an die Verwaltung gerichtet, um zu erfahren, ob die Erschließung des einstigen SEL-Geländes durch den Greutterwald ab 2017 verzichtbar ist. Bis dahin soll, wie berichtet, die Bahnunterführung, die Porsche derzeit zwischen der Otto-Dürr- und der Waldheimstraße baut, fertiggestellt sein. Die Freien Wähler wollen wissen, ob diese Verbindung nur von Firmenangehörigen genutzt werden kann oder ob es sich um eine öffentliche Straße handelt. Die Verwaltung soll zudem Auskunft darüber geben, ob die Befahrbarkeit des Vicinalwegs dann geändert wird.
Darüber hinaus fragen die Freien Wähler, inwieweit die Vorschläge des Automobilherstellers zur Umgestaltung der Kreuzung Lorenz-/Schwieberdinger Straße der Stadt bekannt sind, was dort geplant ist und inwiefern dadurch eine Verbesserung des Verkehrsflusses zu erwarten sei.