Forscher finden in Zentralasien Knochen einer jungen Frau und erleben eine Überraschung: Ihre Eltern gehören zu zwei verschiedenen Menschheitslinien. Was verrät die Entdeckung über die frühen Menschen?

Leipzig - Als die junge Frau damals durch ein Tal im Altai-Gebirge in Zentralasien wanderte, ahnte sie nicht, dass 90 000 Jahre später Svante Pääbo und Viviane Slon vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (EVA) in Leipzig und ihre Kollegen einen ihrer Knochen untersuchen und als wissenschaftliche Überraschung präsentieren würden: Die Mutter der mindestens 13-Jährigen war eine Neandertaler-Frau, während der Vater zu einer anderen Menschenlinie gehörte, die „Denisovaner“ genannt werden. „Die Chance war sehr gering, auf das Erbgut eines solchen Kindes zu stoßen“, erklärt Johannes Krause von der Universität Tübingen und dem Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena, der im Dezember 2009 in den Leipziger Labors von Svante Pääbo mit einer Erbgut-Analyse die Denisovaner-Linie entdeckt hatte.