Man hat sich daran gewöhnt, und manche finden es auch längst selbstverständlich: Wo gebaut wird, zumal von der öffentlichen Hand, wird vieles am Ende viel teurer als geplant. Für Groß- und Prestigeprojekte gilt das erst recht. Das Nachsehen hat am Ende der Steuerzahler, der geradestehen muss für die Nachträge und die Erhöhungen, die die zuständigen Gremien nolens, volens genehmigen. Schließlich will keiner einen halbfertigen Kulturtempel oder Tunnelbau, nur weil sich die genehmigten Kosten schon bei Halbzeit des Projekts verdoppelt haben - so wie jetzt bei dem Straßentunnel in Neckargemünd im Rhein-Neckar-Kreis.

 

Bessere Risikoabwägung ist nötig

Was der Landesrechnungshof hier bei seiner Prüfung zu Tage gefördert hat, nährt die schlimmsten Befürchtungen im Hinblick auf solche Projekte - Stuttgart 21 inklusive. Die Kritik der Prüfer könnte kaum umfassender sein: die staatlichen Straßenbehörden, so ihr Urteil, haben nicht sorgfältig geplant und Gutachten zu den Bodenverhältnissen zu wenig beachtet. Das Land hat nicht ausreichend kontrolliert und lückenhafte Förderanträge einfach abgehakt.

Nun, wo das Kind im Brunnen liegt, reden sich die Verantwortlichen damit heraus, dass eine komplexe Großmaßnahme nicht mit einfachem Straßenbau vergleichbar und ein schwieriger Untergrund im Voraus undurchschaubar sei. Aber genau das weiß man doch, seit Tunnel gebaut werden. Für die Zukunft braucht es deshalb wieder eine bessere Risikoabwägung - und gegebenenfalls den Verzicht auf einen zweifelhaften oder nicht allzu nötigen Bau.