Die Warmbronner Hobbybergsteiger Elke und Jörg Möbius überbringen ihre gesammelte Spende in Nepal – in ein 100 Kilometer von Kathmandu entferntes Bergdorf.

Leonberg - Die Gefühle haben uns einfach überwältigt“, sagen die Hobbybergsteiger Jörg und Elke Möbius aus Warmbronn, als sie mit ihrem Sherpa Singi Lama, dessen Tochter Sangmo und seinem Neffen Sonam im Oktober die Schule im 2000 Meter hoch gelegenen Bergdorf besuchten. Im 100 Kilometer von Kathmandu entfernten Helambu, dem Geburtsort des Bergführers Singi Lama, fehlt es an altersgerecht aufbereiteten Unterrichtsmaterialien sowie an einem Englischlehrer.

 

Dort überbrachten die Warmbronner ihre in Leonberg und Umgebung gesammelten Spenden. „Kinder, Eltern und Dorfbewohner, die uns mit selbst gepflückten Blumen aus ihren Gärten begrüßten und Gebetsschals, sogenannte Katas, als Zeichen der Dankbarkeit überreichten, machen uns stolz und demütig zugleich“, sagt Jörg Möbius.

Rucksäcke, Schulhefte und Unterrichtsmaterial

Von den Geldern privater Spender – insgesamt 4800 Euro – aus Buchverkäufen und Video-Vorträgen des Warmbronner Ehepaars, kaufte Singi Lama in ihrem Auftrag für etwa 60 Kinder Pullover, Rucksäcke, Schulhefte, Unterrichtsmaterial sowie zwei Computer. Die Suche nach einem Englischlehrer war nicht einfach. Mit Dawa, einem sympathischen jungen Mann und ausgebildeten Lehrer, wurde Schuldirektor Som Joti aber fündig.

Das monatliche Lehrergehalt von 150 Euro kann für eineinhalb Jahre durch die Spenden finanziert werden. Das Gebersheimer Backhausteam spendete bereits vor der Coronapandemie einen nicht unerheblichen Beitrag aus dem Erlös des Brot- und Kuchenverkaufs – davon kann der Englischlehrer für weitere drei Monate bezahlt werden.

Das verheerende Erdbeben verschlimmert die Situation

Nicht nur das verheerende Erdbeben 2015 verschlimmerte für Tausende Familien die Situation, sondern auch flutartige Überschwemmungen mit riesigen Steinen fegten die Häuser unten im Tal hinweg. Bis heute leiden noch viele unter den anhaltenden Folgen und leben in Zelten.

Hinzu kommt das Coronavirus, das auch vor den Ärmsten nicht Halt macht. Da wegen der Pandemie die Touristen ausbleiben, ist die finanzielle Lage in Nepal höchst kritisch. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen soll knapp 700 US-Dollar betragen, also 620 Euro. „Die Familien führen ihren alltäglichen Kampf um ein würdiges Leben, geprägt von Naturgewalten und Einsamkeit. Deshalb steht die Förderung der Bildung mit dem Erlernen der englischen Sprache im Mittelpunkt unserer Hilfe“, sagen Jörg und Elke Möbius.

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Vor knapp zehn Jahren unternahmen die Hobbybergsteiger ihre erste Trekkingtour im Himalaja zum Everest-Base-Camp und bestiegen ihren ersten Sechstausender. Die Expedition in diesem Jahr führte sie ins abseits gelegene Rolwaling zum 6273 Meter hohen Parchamo Peak. Nach der Spendenübergabe wanderten sie zusammen mit ihrem Team, bestehend aus elf Sherpas, durch einsame, fast unberührte Gebirgslandschaften mit kleinen Weilern, in denen einfache, zumeist alte Menschen von etwas Landwirtschaft und der Yak-Aufzucht leben.

Sechs Tage später verließen sie dann besiedeltes Gebiet. Zur Akklimatisation erklommen sie den 5630 Meter hohen Yalung Ri, einen etwas abseits gelegenen eisigen Gipfel mit traumhafter Rundumsicht bis zum heiligen Berg Gaurisankar (7134 Meter). Im Zelt herrschten Temperaturen bis minus zehn Grad am Abend, tagsüber wurde es schon mal bei Sonne 20 Grad warm.

Mit dem Helikopter ins Krankenhaus

Weglos über Geröll, Gletschermoränen, steile Felswände, Schnee und Eis erstieg die Gruppe weitere sechs Tage später einen der schwierigsten Pässe Nepals, den Tashi Lapcha mit 5755 Metern Höhe. „Nicht nur wir mussten dabei an unsere Grenzen gehen, sondern auch unsere Porter mit dem schweren Expeditionsgepäck auf dem Rücken“, sagt Jörg Möbius. Übernachtungs- und Kletterausrüstung, Brennstoff und Verpflegung für 13 Personen – da kam einiges zusammen. Nicht ganz nach Plan verlief dann die Gipfelbesteigung. Die musste auf etwa 6100 Metern wegen der stürmischen Bedingungen abgebrochen werden.

Und beim Abstieg passierte es: Elke Möbius stürzte in einem Gelände mit großen Geröllblöcken und zugeschneiten Spalten und brach sich das Fußgelenk. Nach einer Nacht im Notlager – da kein Empfang über das Satellitentelefon möglich war – musste sie mit dem Helikopter ins Krankenhaus nach Kathmandu geflogen werden. Mittlerweile sind die Abenteurer wieder zu Hause und verarbeiten ihre intensiven Erlebnisse.