Der US-Independentfilm „Blue Valentine“ zeigt den Beginn und das Ende einer Liebe zwischen einer Krankenschwester und einem Möbelpacker.  

Stuttgart - Ein Kerl, der die Trennung nicht verwinden kann, taucht am Arbeitsplatz seiner Frau auf. Er pöbelt herum, bedroht seine Frau und deren Arbeitskollegin, wird handgreiflich. Das ist eine jener Geschichten, die man fast täglich in den Lokalnachrichten findet. In Derek Cianfrances "Blue Valentine" wird dem Auftritt des frustrierten Dean (Ryan Gosling) auch gar nichts von seiner Bedrohlichkeit genommen. Trotzdem ist dies einer der schönsten, da ehrlichsten Liebesfilme der vergangenen Jahre.

 

Er zeigt mit vielen Zeitsprüngen nicht nur das Ende einer Beziehung, sondern den Anfang des Zueinanderwollens, nicht nur Hass und Ekel, sondern Glück und Beschwipstsein vom anderen, nicht nur das kalte Fremdsein, sondern das neugierige Erkunden der Andersartigkeit.

Ist die Ehe zum Scheitern verurteilt?

Cindy (Michelle Williams, die für den Oscar nominiert wurde) ist Krankenschwester. Dean jobbt als Möbelpacker. Daraus könnte man die schlichten Erklärungsmuster sozialer Differenz und mangelnden Aufstiegswillens ziehen. Aber "Blue Valentine" geht in seinen wunderbar entwickelten, oft halb improvisierten Szenen viel vorsichtiger zu Werke. Er zeigt zwar die einschlägigen Reibereien aneinander gewöhnter Menschen. Aber weil er Verlieben und Entlieben ständig gegeneinanderstellt, hält er nichts für endgültig oder folgerichtig. Ist der Verfall dieser Ehe, in der es auch eine Tochter gibt, wirklich unumkehrbar, darf man fragen. Man kann aber auch umgekehrt daran zweifeln, dass das je Liebe war, kann nach dem Irrtum in Ryans witzig-ausgelassenem Werben und Cindys Nachgeben suchen. Williams und Gosling spielen großartig, ihre Figuren sind nicht knapp zu bilanzieren - und man hätte auch keine guten Ratschläge für die beiden.

Blue Valentine. USA 2010. Regie: Derek Cianfrance. Mit Michelle Williams, Ryan Gosling, John Doman, Mike Vogel. 112 Minuten. Ab 12 Jahren. Delphi