Was Frauen so von Männern denken: von den Fallstricken der Liebe erzählt die Thrillerkomödie „Cat Person“.

Boy meets girl – die einst harmlose Prämisse romantischer Komödien birgt heute Sprengstoff. Seit der Metoo-Debatte ist es komplizierter zueinanderzufinden. Margot (Emilia Jones), die 20-jährige Protagonistin in Susanna Fogels schwarzhumoriger Thrillerkomödie „Cat Person“, gehört zur Generation junger Frauen, die in ihren Teenagerjahren konfrontiert wurden mit Serien über Mobbing und sexuelle Gewalt wie „Tote Mädchen lügen nicht“ und Berichten um den Harvey-Weinstein-Skandal .

 

Vielleicht deshalb serviert sie Robert (Nicholas Braun), den Stammgast an ihrer Kinokasse, erst einmal arrogant ab, obwohl ihr der geheimnisvoll einsilbige Mann mit Vorliebe für klebrige Süßigkeiten und alte Filme auf den ersten Blick gefällt. Weil Robert wiederum von Margots lässig wirkender Unfreundlichkeit fasziniert ist, kommen die beiden doch ins Gespräch. Bei einem spontanen Rendezvous in Margots Fakultät an der Uni will sie Robert mit antiken Knochenfunden beeindrucken, die sie für ihre Dozentin (Isabella Rosselini) archiviert. Als die Tür der engen Kammer zufällt, offenbart der angeblich sanfte Katzenliebhaber einen speziellen Sinn für Humor – oder, wie Margot es sich ausmalt, schlimmste Hintergedanken.

Man kann beiden Sichtweisen folgen

Ob Robert bloß ein mit Frauen unerfahrener Tollpatsch ist oder doch ein potenzieller Sextäter, hält Fogel über die spannungsgeladene Dauer des Films in der Schwebe – sie thematisiert neben Margots berechtigtem Unbehagen auch deren mögliche Überreaktionen und Fehlinterpretationen. „Wir haben zwei sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht“, beschreibt Margot gegenüber Robert ihre Wahrnehmung der Beziehung, und Susanna Fogel ermöglicht es, beiden Sichtweisen zu folgen.

Eindeutige Zuschreibungen, wer hier Macht ausübt und wer unterlegen ist, fehlen, das hebt „Cat Person“ ab von der Masse an Werken, die klare Opfer-Täter-Konstellationen und damit auch simple Schuldmuster anbieten. Frauen hätten Angst, von Männern getötet zu werden. Und Männer hätten Angst, von Frauen ausgelacht zu werden, heißt es zu Beginn des Films. Die fatale Wirkung beider Ängste beschreibt Susanna Fogel unheimlich unterhaltsam. Auch in Stuttgart im Kino.

Cat Person. F/USA 2023. Regie: Susanna Fogel. Mit Emilia Jones, Nicholas Braun. 120 Minuten. Ab 16 Jahren.