Bevor Harrison Ford Hut und Peitsche an den Nagel hängt, beschert ihm „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ ein spektakuläres Kinofinale.

Freizeit & Unterhaltung : Gunther Reinhardt (gun)

Grabräuber sind aus der Mode gekommen, ein Relikt des Kolonialismus. Heute reißt man nicht mehr einfach an sich, was man in verborgenen Grabkammern oder in verschütteten Ruinen antiker Kulturen findet, sondern gibt kostbare Fundstücke zurück an die Völker, deren kulturelles Erbe diese darstellen. Selbst der Satz, mit dem Dr. Henry Walton Jones jr., besser bekannt als Indiana Jones, sich immer als der zivilisierteste aller Abenteuer positionierte, ist in Zeiten der Restitution nicht mehr zeitgemäß: „Das gehört in ein Museum!“

 

Erstmals führt nicht Steven Spielberg Regie

Dass mit „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ die Filmreihe mit Harrison Ford in der Rolle des Abenteuer-Archäologen zu Ende geht, ist allerdings kein Fall von Cancel-Culture, sondern hat damit zu tun, dass der Schauspieler mit 80 findet, dass es an der Zeit ist, Indiana Jones’ Hut und Peitsche an den Nagel zu hängen. Bevor er aber endgültig in den Ruhestand geht, beschert ihm der fünfte Film der Blockbuster-Reihe eine spektakuläre Abschiedsparty. Und das, obwohl erstmals nicht Steven Spielberg, sondern James Mangold („Walk the Line“) Regie geführt hat.

Indiana Jones wacht verstrubbelt in den 1960ern auf

Nach der im Zweiten Weltkrieg spielenden Eröffnungssequenz, bei der man noch einmal einen (dank Computertechnik) jungen Harrison Ford erleben darf, beginnt die eigentliche „Happy Retirement“-Party im Jahr 1969. Ein gealterter, verstrubbelter, verwahrloster Indy wacht in einem Apartment in New York City auf, aufgeschreckt von seinen Hippie-Nachbarn, die viel zu laut den Beatles-Song „Magical Mystery Tour“ hören. Für sie und für die Archäologiestudenten, die er an der Uni unterrichtet, ist Professor Jones nur ein kauziger, alter Mann, der längst vergangenen Zeiten hinterhertrauert.

Verfolgungsjagd durch das New York des Jahres 1969

Doch zum Glück hat sich auch die Tochter eines ehemaligen Weggefährten in den Hörsaal verirrt. Und statt mit seinen Kollegen widerwillig auf seinen Ruhestand anzustoßen, reitet Indy bald schon von einem Motorrad verfolgt auf einem Pferd tollkühn erst durch die Konfettiparade, die auf Manhattans Straßen für die vom Mond heimkehrenden Astronauten veranstaltet wird, und schließlich durch die New Yorker Subway.

Die Zeitmaschine des Archimedes

Der Film hat alles, was ein „Indiana Jones“-Film braucht: Es gibt den fiesen Nazi Dr. Voller (Mads Mikkelsen, der ein bisschen an Karl Lauterbach erinnert), der nach einem antiken Artefakt, dem Mechanismus von Antikythera sucht, der von Archimedes stammen und eine Art Zeitmaschine sein soll. Es gibt die tough-spröde Helena (Phoebe Waller-Bridge aus „Fleabag“), bei der man nie weiß, ob sie Indys Verbündete ist oder ihn reinlegen wird. Es gibt atemraubende Schauplätze in Marokko, Sizilien, England und Schottland. Es gibt zahllose Anspielungen an die früheren Filme und Gastauftritte von Antonio Banderas, Karen Allen, John Rhys-Davies, Thomas Kretschmann. Und es gibt wieder Platz für lakonischen Humor. Etwa als Voller einen Scherz macht, und Indy sagt: „Sie sind Deutscher, versuchen Sie besser nicht, lustig sein zu wollen!“

Indiana Jones und das Rad des Schicksals. USA, 154 Minuten. Regie: James Mangold. Mit Harrison Ford, Phoebe Waller-Bridge und Mads Mikkelsen. Ab 12 Jahren.