Als wäre die Welt eine Bühne, überspielt der Schauspieler Sven seine Leukämie-Erkrankung durch originelle Auftritte – während seine Schwester Lisa wirbelt, um ihn zu retten. Der Film mit Nina Hoss und Lars Eidinger läuft vom 29. Oktober an in den Kinos.

Stuttgart - Es lohnt sich fast immer, der Schauspielkunst von Nina Hoss und Lars Eidinger zuzuschauen, die in diesem Drama als zweieiige Zwillinge auftreten: Sven ist wie der reale Eidinger ein Bühnenstar, kämpft im Film aber mit einer Leukämie-Erkrankung; Lisa war eine erfolgreiche Autorin, folgte aber ihrem Mann in die Schweizer Provinz, wo sie nun die beiden Kinder versorgt und eine Schreibblockade hat.

 

Alles beginnt im Berliner Theatermilieu. Sven hofft, bald wieder auf die Bühne zu können, und sein Regisseur lässt ihn zunächst hoffen – in Gestalt von Thomas Ostermeier, dem realen Intendanten der Schaubühne, wo der reale Eidinger tatsächlich „Hamlet“ spielt. Doch Mutter Kathy (Marthe Keller), die ihn versorgen soll, macht eine Szene nach der anderen und ist als ehemalige Diva völlig überfordert – also nimmt Lisa ihn mit in die Schweiz. Er hasst die Provinz, doch die Kinder lieben ihn, und Lisa steuert auf eine Ehekrise zu, weil ihr Mann Martin (Jens Albinus) um weitere fünf Jahre als Rektor eines Luxusinternats verlängern will, statt wie versprochen mit ihr nach Berlin zurückzugehen.

Ein dichtes Beziehungsdrama

Ein dichtes Beziehungsdrama haben die Schweizer Filmemacherinnen Stéphanie Chuat und Véronique Reymond inszeniert. Dabei setzen sie weniger auf eine übliche Plot-Dramaturgie, sondern empfinden eher die Wirrungen des wirklichen Lebens nach, das bei einer ernsten Erkrankung oft kaum noch planbar ist.

Eidinger nimmt der Situation lange die Schwere, Sven ist ein lebensfroher Charakter, der die Welt als großen Spielplatz sieht, auf dem er einen originellen Auftritt an den nächsten reiht. Lisa dagegen stemmt sich gegen das Schicksal und versucht alles, Sven zu retten. Atemlos wirbelt Nina Hoss durch den Film wie die Managerin einer Großbaustelle – um schließlich völlig außer sich zu sein.

Wer großes Schauspielerkino mag, ist in diesem Film richtig.

Schwesterlein. Schweiz 2020. Regie: Stéphanie Chuat, Véronique Reymond. Mit Nina Hoss, Lars Eidinger. 99 Minuten. Ab 12 Jahren. Start: 29. Oktober, Atelier am Bollwerk.