Lokales: Mathias Bury (ury)

Dabei hatten sich die Grünen lange für diese verkämpft. Im Streit über Stuttgart 21 galt die Devise: die Strecke brauchen wir, der Tiefbahnhof ist unsinnig - das eine ist notwendig, das andere ein Prestigeprojekt. Diese Position hat noch ihre Anhänger in der Partei, nicht wenige aber sehen das ganz anders, allen voran der Berliner Verkehrspolitiker Winfried Hermann. Er hat die geplante ICE-Verbindung bei der Stuttgart-21-Schlichtung wortreich infrage gestellt. Hört man sich vor den Koalitionsverhandlungen zu dem Thema bei den Grünen um, vernimmt man Sätze wie diesen: "Die Lage ist total verworren."

 

Dabei weiß man auch bei den Grünen, dass die Schnellbahnstrecke nur realisierbar ist, wenn der Bahnknoten Stuttgart ebenfalls ertüchtigt wird. Aber wie? Das Alternativkonzept K 21 ist in weiter Ferne, so es realisierbar wäre. Warum also nicht einfach die ICE-Gleise in Wendlingen an die bestehenden Schienen durchs Neckartal anhängen? Das hatte Boris Palmer vor Jahren vorgeschlagen. Doch das wird wohl nicht gehen. Ein Grund dafür: wegen längerer Fahrzeiten etwa von Ulm nach Stuttgart und zum Flughafen würde sich die Kosten-Nutzen-Rechnung verschlechtern. Auch als Zwischenlösung ließe sich diese Idee nicht zügig verwirklichen, selbst wenn man für den Anschluss die Pläne der Bahn aufgreifen würde, die im Rahmen von Stuttgart 21 dort eine eingleisige Güterbahnanbindung vorsieht. Für den Bereich müsste ein neues Planfeststellungsverfahren aufgerollt werden, sagen Fachleute, die derzeitigen Pläne stehen kurz vor der Genehmigung.

Für Jürgen Wurmthaler, den Direktor Infrastruktur beim Regionalverband, sind solche Planspiele "kein Thema", deren Folgen nämlich "gar nicht abschätzbar". Wurmthaler ist überzeugt, dass selbst eine Minimallösung für den Anschluss der ICE-Strecke ans Netz bei Wendlingen erhebliche Kapazitätserweiterungen der Gleisinfrastruktur in Plochingen erfordern würde. Fragt man Ivo Gönner, den SPD-Oberbürgermeister von Ulm, der für Stuttgart 21 wirbt, nach solchen Überlegungen, fällt sein Urteil kurz und bündig aus. Die geplante ICE-Verbindung sei für Ulm, aber auch für Oberschwaben und Ostwürttemberg elementar, "aber sinnvoll nur, wenn sie über den Flughafen nach Stuttgart geführt wird." Werde diese nicht bald gebaut, fürchtet Gönner, "dann freuen sich andere Bundesländer auf das Geld aus Berlin".