Szenen wie hier bei den Mönsheimer Ritterspielen könnte es bald auch in Markgröningen zu sehen geben. Foto: Simon Granville
In Markgröningen soll ein neuer Freizeitpark entstehen. Ohne Achterbahnen, aber komplett im Mittelalter-Stil. Ein im Kreis Ludwigsburg einzigartiges Projekt – das aber noch einige Hürden überwinden muss.
Gleich mehrere Soldaten greifen Marguerite an, doch sie weiß sich zur Wehr zu setzen. Sie wirbelt ihre magische Lanze durch die Luft, schleudert die Angreifer zu Boden, um sie herum lodern Flammen – ein beeindruckendes Schauspiel. Zu sehen gibt es „La secret de la Lance“, eine fiktive Geschichte inmitten des 100-jährigen Krieges, im „Puy du Fou“. Der historische Themenpark in der Vendee ist mit rund zwei Millionen Besuchern jährlich eines der beliebtesten Ausflugsziele Frankreichs. Ähnliche Bilder, wie es sie dort zu sehen gibt, könnten bald auch im Kreis Ludwigsburg Schaulustige anziehen.
So könnte der Markgröninger Freizeitpark aussehen. Foto: privat
„Puy du Fou ist deutlich größer als wir es uns vorstellen“, sagt Christoph Schlude zwar. Aber zumindest ein mittelalterlicher Freizeitpark schweben ihm und seiner Projektpartnerin Ariane Fingerle vor. Und zwar am liebsten in Markgröningen, der einstigen Residenz- und Amtsstadt. Eine Fläche für den Park gibt es noch nicht, Schludes Vorstellungen sind dennoch schon bemerkenswert konkret.
Das Herzstück soll ein großer Bereich im Freien werden, ein mittelalterliches Dorf samt Stadtmauer, Schenke und Rittersaal. Außerhalb der Mauern sind unter anderem eine Bogenschießanlage, Felsenverstecke mit Wasserfällen und ein Baumhäuserwald geplant. Zweitens kommt ein Schauplatz mit Tribünen hinzu, wo die Besucher Shows oder Ritterturniere zu sehen bekommen – genau wie im Puy du Fou. Dritter Bereich soll ein Indoor-Spielplatz in einer Burg werden, dazu soll vor der Stadtmauer eine mittelalterliche Taverne entstehen, die auch unabhängig vom Eintritt in den Park besucht werden kann.
„Nicht jeder Freizeitpark braucht Achterbahnen“
„Es ist für alle etwas dabei“, findet Schlude. „Man muss sich auch nicht unbedingt fürs Mittelalter interessieren, um den Park zu besuchen.“ Nur Achterbahn-Fans werden nicht auf ihre Kosten kommen, denn Fahrgeschäfte schweben den Parkplanern nicht vor. „Nicht jeder Freizeitpark braucht Achterbahnen“, findet Schlude.
Was die Anbindung angeht, setzen die Verantwortlichen Hoffnungen in die neue Ludwigsburger Stadtbahn, die auch Markgröningen anfahren soll. Von der Haltestelle sollen dann Busshuttles zum Park fahren. „Aber auch Parkplätze sind Pflicht“, so Schlude. Etwa 350 Plätze seien notwendig, sie sollen im Idealfall möglichst flächensparend entstehen. „Sollte beispielsweise ein Gewerbegebiet neben dem Park bestehen, könnten Parkplätze gemeinsam genutzt werden.“ Schlude kalkuliert mit einem zweistelligen Millionenbetrag, die Kosten seien aber nicht das Problem, denn es liefen schon erste Gespräche mit Sponsoren. Allerdings müssen noch administrative Hürden überwunden werden. In erster Linie braucht es jetzt Genehmigungen von der Stadt und der Region Stuttgart. Größte Baustelle ist aktuell die Suche nach einer geeigneten Fläche. Zwei Möglichkeiten haben sich bereits zerschlagen, wegen des Flächendrucks steht der Markgröninger Gemeinderat dem Park eher skeptisch gegenüber.
„Ich verstehe die Bedenken“, sagt Schlude. „Aber wir treten dafür ein, dass nicht nur an Wohn- und Gewerbegebiete gedacht wird, sondern auch jemand die Lebensqualität im Auge behält. Da gibt es im Kreis Luft nach oben.“ Zudem soll der Park nur etwa sieben Hektar groß werden, also nur ein Bruchteil der 2000 Hektar Landwirtschaftsfläche, die es laut Schlude um Markgröningen herum gibt.
Die Stadt sendet positive Signale, Bürgermeister Jens Hübner ist im regelmäßigen Austausch mit den Parkplanern. „Aber wir müssen sorgsam mit unseren Flächen haushalten und Konflikte mit der Landwirtschaft vermeiden“, mahnt der städtische Wirtschaftsförderer Andreas Huth. „Da braucht es Fingerspitzengefühl.“ Dennoch, das sehen alle Seiten so, könnten Stadt und Umland vom Park auch wirtschaftlich profitieren. „Es gibt immer einen indirekten Effekt, da gibt es keinen Unterschied zu einem neuen Arbeitgeber im Ort“, sagt Huth.
„Es wird ein Nischenpark bleiben“
Der Verband Region Stuttgart zeigt sich ebenfalls grundsätzlich aufgeschlossen für das Projekt, rechnet aber nicht mit größeren wirtschaftlichen Effekten. „In unserer prosperierenden Region hätte das keine großen Auswirkungen“, sagt der Technische Direktor Thomas Kiwitt. „Wir haben als Region ein attraktives Angebot. Wer da etwas bieten will, braucht ordentlich Qualität.“
Das neue große Ding in der Region Stuttgart will Christoph Schlude aber auch gar nicht auf die Beine stellen. „Es wird ein Nischenpark bleiben“, erklärt er. „Aber wenn ein kleiner Park mit geringen Eintrittspreisen für Tagesausflüge entsteht, wäre das doch schon was.“
Website Auf der Website des Parks geben Christoph Schlude und Ariane Fingerle detaillierte Einblicke in ihre Vorstellungen. Ebenso besteht dort die Möglichkeit, an dem Projekt mitzuwirken. Entweder gleich als Investor, als Ideengeber oder aber als Schausteller bei den Märkten, Shows oder Workshops. Mehr unter https://www.mittelalterpark-markgroeningen.de
Freizeitparks In Baden-Württemberg gibt es gleich mehrere Freizeitparks. Der Europa-Park in Rust (Ortenaukreis) zählt mit mehr als fünf Millionen Gästen zu den besucherstärksten Vergnügungsparks der Welt. In der Metropolregion Stuttgart sind vor allem der Erlebnispark Tripsdrill in Cleebronn (Kreis Heilbronn) und der Schwaben-Park bei Kaisersbach (Rems-Murr-Kreis) bekannt und beliebt.