Die ehrgeizigen Wohnbaupläne der Ludwigsburger Firma Strenger sind geschrumpft: Wo sie noch 2016 in der Karlstraße ein Hochhaus errichten wollte, baut die Immobiliengesellschaft nun für sich selbst.

Ludwigsburg - Die Immobilienfirma Karl Strenger zieht um – innerhalb von Ludwigsburg. Der bisherige Standort an der Myliusstraße soll gegen einen neuen an der Karlstraße eingetauscht werden. Die Distanz zwischen den beiden Orten mag gering sein, planerisch mussten jedoch einige Umwege und Umschwünge bewältigt werden. Nachdem Strenger nun also Eigenbedarf angemeldet hat, hat sich die Geschäftsgrundlage für das Bauprojekt „Half Long Charles“ verändert.

 

Mit der Ankündigung, er werde in der Nähe des Zentralen Omnibusbahnhofs ein elfgeschossiges Hochhaus errichten, das „Long Charles“ – in Anlehnung an die Adresse – hatte der Firmeninhaber Karl Strenger im Februar 2016 die Ludwigsburger geschockt. Er verwies auf einen Bebauungsplan aus den siebziger Jahren, der so etwas zulasse, und auf bereits vorhandene Hochbauten wie etwa das Gebäude der mh-Plus-Krankenkasse unweit des Bahnhofs. Die Verwaltung fühlte sich provoziert: Ein Haus dieser Größenordnung passe nicht ins Ensemble, versicherte der Stadtplaner Martin Kurt.

Eine abgespeckte Version

Inzwischen scheinen die Wogen geglättet und die Differenzen zwischen dem Ludwigsburger Rathaus und der Immobiliengesellschaft in dieser Sache ausgeräumt: Strenger hat Anfang 2017 einen Rückzieher gemacht und will seither am Gelände Karlstraße 8 nur noch halb so hoch bauen. Aus dem „Long Charles“ ist ein „Half Long Charles“ geworden. Kürzlich sollte im Bauausschuss des Gemeinderates die abgespeckte Version des Bauprojekts im Grundsatz beschlossen werden, als es einen neuerlichen Rückzug gab: Diesmal ging es nicht um die Maße des Bauwerks, sondern um dessen künftige Nutzung.

Keine Mikroapartments mehr

Weil die Immobilienfirma ihre Mitarbeiter an der Karlstraße unterbringen will, hat sich nicht nur die Zahl der Wohnungen verringert, die dann noch gebaut werden: Statt Eigentumswohnungen wird es nur noch Mietwohnungen geben. Die Stadt begrüße diese Pläne dennoch, versichert Martin Kurt. Zum einen, weil Strenger damit seinen Firmensitz in Ludwigsburg stärke, zum anderen, weil doch „noch eine hohe Anzahl an Wohnungen erhalten“ bleibe. „Was wegfällt, sind vor allem die Mikroapartments“, sagt der Stadtplaner.

Die Planung, die Strenger nach langer Debatte im Gestaltungsbeirat der Stadt und einem Architektenwettbewerb im Februar 2017 vorgestellt hatte, sah vor, dass auf der 2200 Quadratmeter großen Baufläche drei Gebäude entstehen werden, in denen 50 sogenannte Mikroapartments (in einer Größe bis 30 Quadratmeter) und 38 Eigentumswohnungen entstehen (jeweils an die 100 Quadratmeter groß).

Platz für 70 Mitarbeiter

Nun soll eines der drei Gebäude vollständig Bürohaus werden, während die beiden anderen so konzipiert sind, dass jeweils im Erdgeschoss Büros entstehen. „In den Stockwerken darüber werden 19 Wohnungen entstehen“, sagt die Firmensprecherin Daphne Demetriou. „Das werden Mietwohnungen sein, die von unserer Bestandsgesellschaft betreut werden.“ Zwei der Gebäude werden fünfgeschossig, eines viergeschossig gebaut. Anders als bisher geplant, werden die drei Häuser ebenerdig miteinander verbunden sein.

Etwa zehn der 80 Strenger-Mitarbeiter sind meist in den Niederlassungen in München oder Frankfurt tätig. Die übrigen 70 aber werden künftig ihren Arbeitsplatz an der Karlstraße 8 haben. Künftig – das heißt von Ende 2020 an, wenn es nach den Vorstellungen des Unternehmens geht. Allerdings wird offenbar noch um die tatsächliche Höhe der „Half Long Charles“-Gebäude gefeilscht: „Es geht um Zentimeter“, sagt Kurt. Sobald es hier eine Einigung gibt, soll der Gemeinderat entscheiden.