Neue Führung will Nachwuchs erreichen Neustart beim Böblinger Kunstverein

Ivan Zozulya will neue Akzente beim Böblinger Kunstverein setzen. Foto: Eibner/Tyson Jopson

Ivan Zozulya (32) ist der neue Vorsitzende des Böblinger Kunstvereins. Der Stuttgarter Künstler mit ukrainischen Wurzeln will mit dem Verein nach schwieriger Umbruchphase vor allem wieder junge Menschen erreichen.

Auf das Jubeljahr folgte die Ernüchterung. Der Kunstverein Böblingen feierte im Jahr 2021 sein 60-jähriges Bestehen. Trotz aller Corona-Widrigkeiten zeigte man sich im Künstlerhaus Altes Amtsgericht auf dem Schlossberg überaus vielfältig und vital.

 

Ein Jahr später sah die Situation deutlich anders aus. Erst zog sich die bisherige Vorsitzende Vera Reschke aus der Vereinsführung zurück, später gab auch ihre Stellvertreterin Berit Erlbacher die Leitung ab. Sie verknüpfte damit die Hoffnung, dass bisher weniger sichtbare und aktive Mitglieder Verantwortung übernehmen und sich mehr für den Verein einsetzen würden.

In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im November 2022 erklärte sich der Stuttgarter Künstler Ivan Zozulya bereit, den Vorsitz kommissarisch zu übernehmen. Ein Vierteljahr später, bei der Hauptversammlung, wurde er offiziell zum Vorsitzenden gewählt. Neuer Stellvertreter ist sein ehemaliger Studienkollege Fabian Holzwarth aus Leonberg. Vera Reschke bleibt dem Verein als Kassenwartin erhalten.

Enge Bindung an Böblingen über Schlossbergstipendium

Ivan Zozulya ist gebürtiger Ukrainer. Mit elf Jahren zog er mit seiner Familie nach Deutschland. Er studierte in der Klasse von Cordula Güdemann an der Kunstakademie in Stuttgart. Im Pandemiejahr 2020 entstand im Rahmen des von Kulturamt und Kunstverein ausgelobten Schlossbergstipendiums eine enge Bindung nach Böblingen – nicht zuletzt, weil Kurator und Galerist Günter Baumann sein Prüfer an der Akademie war.

Der 32-Jährige übernimmt den Kunstverein nach einem kritischen Umbruch. Es gab einige Austritte, erfahrene und gut vernetzte Mitglieder stehen nicht mehr zur Verfügung. Ivan Zozulya sieht das aber nicht nur negativ. „Es ist die Chance, etwas zu verändern“, sieht er den Weg frei für einen Neuanfang. Er setzt dabei zum einen auf die Stammkräfte des rund 150 Mitglieder zählenden Vereins. Mit regelmäßigen Treffen (zum Beispiel zum gemeinsamen Aktzeichnen) sowie mit Freiräumen für eigene Ausstellungen und Aktionen möchte er die Mitglieder aktivieren und besser miteinander vernetzen.

Verein will auch weit über die Region hinaus strahlen

Zugleich möchte Zozulya junge Kunstschaffende für den Verein gewinnen. Auch hier baut er auf Vernetzung und Kooperationen – etwa mit dem dem Künstlerhaus Stuttgart und der damit verbundenen Organisation „Viertes Organ“. In direkter Nachbarschaft zu Städtischer Galerie, Fleischermuseum und der Böblinger Schacher-Galeriefiliale sieht er ebenfalls großes Potenzial.

Darüber hinaus soll der Kunstverein nach Zozulyas Willen aber nicht nur lokale Strahlkraft haben, sondern immer wieder auch als renommierte Adresse für ranghafte Profis in Erscheinung treten. „Es soll etwas bedeuten, wenn man bei uns ausgestellt hat“, sagt er.

In diese Kategorie fällt auch die Kölner Künstlerin und Güdemann-Schülerin Agnes Mrowiec, die ab dem Wochenende im Alten Amtsgericht ausstellt. Die Vernissage ist am Samstag, 13. Mai, um 18 Uhr. Öffnungszeiten sind samstags, sonntags und neuerdings auch montags jeweils von 14 bis 17 Uhr.

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