Walter Gehring müsste es wissen. Er wolle dazu eigentlich nichts anmerken, erklärt er, um dann doch noch eine ganze Menge zu sagen. Seine Bilanzen seien keinesfalls manipuliert gewesen. "Das weise ich zurück. Unsere Zahlen waren hundertprozentig richtig!" Auch könne keine Rede davon sein, dass er das Publikum von Liederhalle und Schleyerhalle eingerechnet habe, wie das sein Vorgänger in einem Interview angedeutet hatte. Nein, die 1,65 Millionen Besucher aus dem Jahr 1996 seien tatsächlich durch die Pforten der Messehallen auf dem Killesberg gegangen. So stehe es im Gutachten von Prognos, das im späteren Planfeststellungsverfahren eine wichtige Rolle spielte, und so sei das auch durch unabhängige FMK-Prüfer bestätigt worden. FMK steht für "Freiwillige Kontrolle von Messezahlen".

Wer aber hat nun recht? Roland Klenk, der Rathauschef der neuen Messestadt, mag sich da nicht festlegen. Bedauerlich sei in jedem Fall, dass die Glaubwürdigkeit öffentlicher Institutionen durch den Streit Kratzer bekommen habe. Die Bürger würden solche Spielchen nicht honorieren. "Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Offenheit gemacht", sagt Klenk und grinst.

Landwirt verkaufte hinter dem Rücken seiner Kollegen ans Land


Die steigenden Besucherzahlen, so viel jedenfalls ist unbestritten, galten als wichtiger Grund für den Bau der neuen Messe. Sie waren nicht der einzige. Die 55.000 Quadratmeter großen Hallen auf dem Killesberg entsprachen nicht mehr den Anforderungen, bei großen Veranstaltungen gab es zu wenig Platz für die Aussteller. Vor diesem Hintergrund drängte die Landesregierung mit Nachdruck auf einen Neubau auf den Fildern, gegen den sich heftiger Protest regte. Es kam zu Enteignungsverhandlungen der Bauern und zu Gerichtsprozessen. Am Ende brach der Widerstand zusammen, weil ein Landwirt hinter dem Rücken seiner Kollegen ans Land verkaufte. Er ist dabei reich geworden, aber nicht unbedingt glücklich. In der örtlichen Kneipe weigerte sich der Wirt, ihn zu bedienen. Manche wechselten die Straßenseite, wenn er vorbeikam, und seine Gesundheit hat bei alledem auch gelitten. So heftig ging es damals in Leinfelden-Echterdingen zur Sache.