Neuer Diskussionsstoff für die Gemeinderatsklausur am Wochenende: Die S-21-Befürworterkoalition aus CDU, SPD, Freien Wählern und FDP fordert, die Pläne für die Bebauung des Rosensteinquartiers neu aufzurollen. Die Grünen sprechen von unnötiger Hektik.

Stuttgart - Kurz vor der Klausur des Gemeinderats am Wochenende macht die S-21-Befürworterkoalition im Rathaus Druck bei der Konkretisierung der Pläne für das geplante Rosensteinviertel und das unmittelbare Bahnhofsumfeld. CDU, SPD, Freie Wähler und FDP fordern einen neuen, international ausgerichteten städtebaulichen Ideenwettbewerb für die Bebauung und Gestaltung des Quartiers, das die S-21-Flächen B und C umfasst, sowie eine Entscheidung darüber, welcher Gebäudekomplex unmittelbar hinter dem Bonatzbau auf der Fläche A 3 entstehen soll. Auch dafür soll es einen Architektenwettbewerb geben. Zur Auswahl stellen die Fraktionen dabei ein Kultur- und Kongresszentrum, den Neubau des Linden-Museums oder eine Konzerthalle. Während die bürgerlichen Fraktionen ein Kongresszentrum – möglicherweise mit angedocktem Konzertsaal – präferieren, favorisiert die SPD eher den Museumsbau.

 

Zwölf Jahre nachdem der renommierte Stuttgarter Architekt und Stadtplaner Franz Pesch den Realisierungswettbewerb für das Rosensteinquartier gewonnen hat, sollen die Pläne nun also noch einmal neu aufgerollt werden. Zur Begründung heißt es in einem gemeinsamen Antrag der Fraktionen, die damaligen Wettbewerbsideen könnten heute nicht mehr unverändert gelten. Mit dem neuen Wettbewerb wolle man den veränderten Rahmenbedingungen, etwa im Baurecht, durch bereits realisierte Projekte wie der Sanierung der Wagenhallen oder dem Neubaus zweier Schulen auf dem Areal Rechnung tragen. Neue Erkenntnisse zu einer modernen Mobilitätsstruktur sowie die im Bürgerbeteiligungsverfahren Rosenstein artikulierten Wünsche nach verdichteten, kleinteiligen Bauformen sowie Wasserflächen sollen ebenfalls in den Wettbewerb einfließen.

Verwaltung soll noch vor der Sommerpause Kosten- und Zeitplan vorlegen

„Wir wollen Impulse setzten und damit zeigen, dass wir nicht reagieren, sondern gestalten wollen“, erklärte CDU-Fraktionschef Alexander Kotz am Freitag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz. Noch vor der Sommerpause solle die Verwaltung Eckpunkte für die Wettbewerbe sowie einen groben Zeitplan und eine Kostenschätzung vorlegen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Martin Körner sagte, Teile des Pesch-Entwurfs wie urbanes Wohnen mit bis zu 7000 Wohnungen oder die Erweiterung des Parks um 20 Hektar seien unverändert aktuell: „Wir wollen aber, dass die Planungen konkret werden.“ Eine Absage erteilte Körner Überlegungen, das frühere Paketpostamt an der Ehmannstraße, dass als Interimsspielstätte für die Oper im Gespräch ist, zu erhalten und anschließend anderweitig zu nutzen: „Dort soll der Rosensteinpark erweitert werden.“

Erhalten wollen die den Antrag stützenden Fraktionen dagegen die PanoramaGäubahntrasse, auf der weiterhin Züge zwischen Vaihingen und Feuerbach verkehren sollen, sowie zumindest Teile des sogenannten Überwerfungsbauwerks auf dem heutigen Gleisgelände.

„Der Baufortschritt bei S 21 fordert geradezu zum Handeln auf“, so Rose von Stein (Freie Wähler). Die Bahn könnte etwa auf dem A-3-Fläche vorbereitende Arbeiten ausführen, „wenn sie denn wüsste, was da hinkommt“. Es gehe auch darum, eine positive Grundstimmung in der Stadt zu erzeugen. Alexander Kotz wollte das aber nicht falsch verstanden wissen. Zwar gebe es die eine oder andere Einschränkung im Verkehr durch die S-21-Großbaustelle: Ihm sei aber nicht bekannt, dass dies zu massiven Verstimmungen bei den Bürgern führe. Matthias Oechsner (FDP) sagte, ein Neubau auf A 3 müsste mit der vorgesehenen Nutzung des Bonatzbaus korrespondieren.

Grüne halten den Vorstoß für „überflüssig“

Die Grünen sind bei der neuen Initiative nicht mit im Boot, obwohl es Gespräche im Vorfeld des Antrags gegeben hatte. Die Fraktion erklärte den Vorstoß „in der Sache für überflüssig, weil schon geregelt.“ Gute Planung brauche Zeit. Die Verwaltung arbeite bereits daran, vor der Sommerpause eine Strategie für den weiteren Planungs- und Beteiligungsprozess zu erarbeiten und könne „kein Störfeuer brauchen“, so Grünen-Fraktionschef Andreas Winter.