Neue Regeln zum Umweltschutz Europas Kampf gegen die Müllberge
Das Europaparlament verabschiedet mehrere Regelungen, die der Umwelt nutzen, aber auch tief in den Alltag der Konsumenten eingreifen.
Das Europaparlament verabschiedet mehrere Regelungen, die der Umwelt nutzen, aber auch tief in den Alltag der Konsumenten eingreifen.
Die Deutschen sind Recycling-Weltmeister. Das ist eine gute Nachricht, doch die Sache hat einen Haken. Die Menge der der Verpackungsabfälle steigt nicht nur in Deutschland schneller als das Recycling. Aus diesem Grund wird das Europaparlament in diesen Tagen mehrere Gesetze beschließen, die das Anwachsen der Müllberge zumindest bremsen sollen. Die neuen Regelungen werden bisweilen tief in den Alltag der Konsumenten eingreifen.
Ziel der Parlamentarier ist es etwa, über verschiedene Maßnahmen die schnell zunehmenden Verpackungsabfälle in Europa zu reduzieren. Damit erst gar kein Müll anfällt, wollen die EU-Abgeordneten zudem das Recht auf Reparatur verabschieden, womit der nachhaltige Konsum gefördert werden soll. Und schließlich wird eine Ökodesign-Regel beschlossen. Die soll dafür sorgen, dass in der EU verkaufte Produkte langlebiger und leichter zu reparieren, nachzurüsten und wiederzuverwerten sind.
Grund für die neuen Gesetze ist die Tatsache, dass in den vergangenen zehn Jahren die Menge der Verpackungsabfälle nach Angaben der EU-Länder um fast 25 Prozent gestiegen ist. Es werde erwartet, dass sie bis 2030 um weitere 19 Prozent zunehmen wird, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden. Für Kunststoffverpackungsmüll wird den Angaben nach bis 2030 ein Anstieg von 46 Prozent erwartet.
Nach jüngsten Zahlen der EU-Statistikbehörde Eurostat fallen in der EU im Jahr fast 190 Kilogramm Verpackungsmüll pro Einwohner an - Tendenz steigend. Spitzenreiter ist Deutschland mit jährlich 237 Kilogramm. Ziel der geplanten Verpackungsverordnung ist, den Verpackungsmüll in der EU bis 2040 schrittweise um mindestens 15 Prozent im Vergleich zu 2018 zu reduzieren.
Für den Einkauf im Supermarkt heißt das, dass die leichten Plastiktüten für Obst und Gemüse in den kommenden Jahren verboten werden, ebenso die dünnen Einwegverpackungen aus Plastik. Selbst bei diesem vermeintlich nebensächlichen Thema stießen die Abgeordneten auf überraschende Schwierigkeiten. Es habe sich im Laufe der Verhandlungen gezeigt, dass jedes Land beim Thema Verpackungen seine ganz eigenen Befindlichkeiten habe, sagte die CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler. So ist es Spanien ein Dorn im Auge, dass Salatgurken nicht mehr einzeln in Folie verpackt werden sollen. Das mindert die Haltbarkeit – ein wichtiges Argument beim Export.
Veränderungen wird es auch für die Gastronomen geben. Stehcafés und Fastfood-Restaurants dürfen Getränke und Speisen nicht mehr in Einweggeschirr servieren, wenn die Kunden ihr Essen vor Ort konsumieren. Aber auch für ihre To-Go-Produkte müssen sie allmählich auf Mehrweggeschirr umstellen. Sie sollen auch verpflichtet werden, von den Verbrauchern mitgebrachte Behälter für die Mitnahme von Speisen zu akzeptieren.
Mit den neuen Regeln soll auch ein Pfandsystem für Einwegplastikflaschen und Aluminiumdosen kommen. Ziel ist, dass 90 Prozent dieser Getränkeverpackungen getrennt gesammelt werden. Länder, die bereits erfolgreich sammeln, sollen von der neuen Vorschrift ausgenommen sein.
Der beste Müll ist allerdings der, der nicht anfällt. Aus diesem Grund setzen sich die EU-Parlamentarier dafür ein, dass etwa Elektrogeräte in Zukunft besser reparierbar und damit länger genutzt werden. Damit sich die Verbraucher für eine Reparatur entscheiden, gebe es für Garantiefälle zwölf Monate extra Garantiezeit bei einer Reparatur, erklärt René Repasi, Sprecher für Verbraucherfragen bei der Europa-SPD. Die EU-Richtlinie will zudem unabhängige Reparaturbetriebe stärken. Aktuell sähen sich Verbraucher häufig vor dem Dilemma, dass ein neues Produkt günstiger ist als die Reparatur, räumt René Repasi ein. Durch die breitere Verfügbarkeit von technischen Reparaturinformationen und sinnvollen Preisen für Ersatzteile, könnten unabhängige Reparierer künftig attraktive Preisangebote machen.
In dieselbe Richtung geht die Ökodesign-Richtline, die im Parlament beschlossen werden soll. Ist ein Handy kaputt, landet es schnell im Müll. Eine Reparatur ist meist umständlich oder oft auch nicht möglich. Dieser Wegwerfmentalität soll nach dem Willen der EU gegengesteuert werden. Ziel ist es, dass Gebrauchsgegenstände länger funktionieren, sie sollen aber auch leichter zu reparieren oder einfacher wiederzuverwerten sein. Das gilt nicht nur für komplizierte Elektronikprodukte, wie Smartphone, oder Tablet, sondern auch für Kühlschränke, Lampen, Möbel oder Textilien.