Die StZ startet mit der Bosch Stiftung und dem Staatsschauspiel eine Reihe. Zum Auftakt am 11. Januar 2015 diskutiert Jan Philipp Reemtsma mit Ex-General Wolfgang Schneiderhan.

Stuttgart - Kehrt die Gewalt als Faktor machtvoll zurück in die europäische Politik? Wie sollen die westlichen Demokratien reagieren, wenn eine Großmacht wie Russland plötzlich in die Innenpolitik ihrer kleineren Nachbarländer eingreift? Wie sollen sie reagieren, wenn in den Bürgerkriegen der arabischen Welt Terrororganisationen wie der Islamische Staat (IS) zu immer brutaleren Mitteln greifen? Sind Ziele und Mittel der IS überhaupt noch mit den üblichen Maßstäben zu begreifen? Oder begegnet den Menschen hier schlicht etwas, was frühere Zeiten „das Böse“ zu nennen pflegten? Müssen wir beim Bedenken der Strategien dagegen stärker einkalkulieren, dass dieses Böse just in seiner Hemmungslosigkeit manche Zeitgenossen auch zu faszinieren vermag?

 

Diese Fragen beschäftigt nicht nur die Politik, diese Fragen spielen auch in der Kultur, im Theater eine Rolle – insbesondere dann, wenn es sich mit seiner künstlerischen Arbeit auch als Ort und als Faktor der gesellschaftlichen Debatte versteht, wie es beim Stuttgarter Staatsschauspiel unter Leitung seines Intendanten Armin Petras der Fall ist. Das Schauspiel Stuttgart, die Robert Bosch Stiftung und die Stuttgarter Zeitung haben sich nun zusammengetan, um mit einer neuen Debattenreihe unter dem Titel „Theater x Wirklichkeit“ einen Ort des konzentrierten öffentlichen Gedankenaustausches zu schaffen. Gleich zum Auftakt am 11. Januar werden zwei illustre Gäste erwartet: der Hamburger Germanist und Publizist Jan Philipp Reemtsma sowie der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan. Ihr Thema: „Die Rückkehr der Gewalt“.

Der Intellektuelle diskutiert mit dem Ex-General

Jan Philipp Reemtsma (62) gehört seit vielen Jahren zu den führenden Intellektuellen im Land. Das von ihm gegründete Institut für Sozialforschung in Hamburg ist eines der unabhängigen deutschen Denkzentren. Die Frage, wie es der modernen Gesellschaft gelingen kann, Gewalt zu unterbinden und zu unterdrücken, wie sie andererseits aber auch Formen der Gewalt selbst in ihr eigenes Herrschaftssystem einbinden muss, beschäftigt Reemtsma seit vielen Jahren. Mit zahllosen Beispielen aus Geschichte, Kunst und Kultur erörtert er diese Fragen beispielsweise in seinem Buch „Vertrauen und Gewalt“ aus dem Jahr 2013. Sein Gesprächspartner Wolfgang Schneiderhan (68) war von 2002 bis 2009 der oberste General der Bundeswehr. Die Frage, wie militärische Mittel zum Einsatz kommen müssen, um politische Ziele und Vorgaben zu erfüllen, gehörte für ihn zum Tagesgeschäft, vor allem natürlich bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr, etwa im Kosovo oder in Afghanistan.

Die Reihe „Theater x Wirklichkeit“ soll nicht durch Vorträge geprägt sein, sondern vom offenen Austausch und vom Gespräch – ein Gespräch, an dem sich das Publikum aktiv beteiligen kann. Rainer Pörtner, der Leiter des StZ-Politikressorts, und der StZ-Kulturchef Tim Schleider werden die Veranstaltung moderieren. Künftig soll es zwei- bis drei Mal pro Theatersaison solche Sonntags-Matineen geben. Das Theater, das mit seinen Inszenierungen im ständigen Austausch mit gesellschaftlicher Wirklichkeit steht, soll so zum Ort intensiver Reflexion werden – ein Ziel, dem sich auch die Robert Bosch Stiftung und die Stuttgarter Zeitung verpflichtet haben.

Termin: Sonntag, 11. Januar 2015, 11 Uhr, Schauspielhaus Stuttgart

Karten zum Preis von 5 Euro gibt es beim Staatstheater per Telefon 0711 – 20 20 90, im Internet unter www.schauspiel-stuttgart.de und an der Tageskasse