Der Verein Heimstatt Esslingen baut in Ostfildern-Nellingen sieben barrierefreie Wohnungen für Menschen ohne Dach über dem Kopf. Damit soll Wohnungslosen ermöglicht werden, wieder Fuß im Leben zu fassen.

Bezahlbarer Wohnraum ist ein rares Gut. Menschen am Rande der Gesellschaft, wie etwa Wohnungslose, hätten da kaum eine Chance, sagt Michael Waldmann, Vorsitzender des Vereins Heimstatt Esslingen. Deshalb will der gemeinnützige Verein wohnungslosen Menschen zu einem Dach über dem Kopf verhelfen – und ihnen damit ermöglichen, wieder Fuß im Leben zu fassen. Jetzt baut der Verein in Ostfildern sieben neue Appartments.

 

Gerade weil es für wohnungslose Menschen fast unmöglich sei, eine Bleibe zu finden, baue der Verein selbst, sagt Waldmann. „Wir trauen uns, wovor derzeit viele zurückschrecken“, so der Vorsitzende von Heimstatt Esslingen. Bereits seit dem Jahr 2016 habe der Verein nach einem geeigneten Baugrundstück gesucht. 2022 habe sich dann der Kontakt mit der Evangelischen Kirchengemeinde Nellingen-Parksiedlung-Scharnhauser Park ergeben. In der Kirchengemeinde und ihrem Vorsitzenden Manfred Bretschneider habe man einen wohlwollenden, offenen und fairen Verhandlungspartner gehabt, betonte Waldmann. So habe sich die Möglichkeit ergeben, das Grundstück, auf dem bis vor kurzem das Martin-Luther-Gemeindehaus stand, in Erbpacht von der Pfarreistiftung zu erwerben.

Erstes Stammhaus von Heimstatt auf den Fildern

Nun baut Heimstatt in der Riegelstraße im Ostfilderner Stadtteil Nellingen sieben kleine Appartements. Damit entstehe das erste Stammhaus von Heimstatt auf den Fildern, erklärte Waldmann beim symbolischen Spatenstich. Schon bisher betreue man Menschen dort in den Notunterkünften, so der frühere evangelische Dekan von Nürtingen. Eine Wohnung zu haben bedeute auch die Hoffnung auf ein gelingendes Leben, betonte Waldmann. „Wir setzen uns, auch wenn wir ein kleiner Verein sind, mit viel Herzblut für die Menschen am Rande ein.“

Konkret sollen bis zum nächsten Jahr an der Riegelstraße sieben maximal 31 Quadratmeter große, barrierefreie Ein-Zimmer-Appartements mit Küchenzeile und Bad entstehen. Die Barrierefreiheit sei Heimstatt besonders wichtig, weil der Verein bisher kaum über Wohnungen für Menschen verfüge, die schlecht zu Fuß seien, erläutert Heimstatt-Geschäftsführerin Janina Baaken. Im Erdgeschoss sind zudem zwei Büros für Heimstatt-Mitarbeitende geplant, die damit nah an den Klienten seien. Mit dem neuen Standbein auf den Fildern könne Heimstatt auch seinen präventiven Aufgaben besser nachkommen, betont Waldmann. Das Grundstück in der Riegelstraße sei auch wegen seiner zentralen Lage mit Einkaufsmöglichkeiten, Ärzten, Banken und der guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ein wahrer Glücksgriff, so Baaken.

Nachhaltigkeit sei ein wichtiges Kriterium bei dem Vorhaben, erklärte Architekt Till Heller vom Kirchheimer Büro LP und H beim Spatenstich. Gebaut wird komplett mit Holz. Das verkürze die Bauzeit, so Heller. Die Fassade des dreigeschossigen Baus wird durch senkrechte Holzlatten und bodentiefe Fenster, die viel Tageslicht ins Innere lassen, strukturiert. Die Heizung mit Wärmepumpe und Solarenergie ist laut Heller CO2-neutral.

Das Gebäude soll 2025 bezogen werden. Die Gesamtkosten sind mit knapp zwei Millionen Euro kalkuliert. Die Aktion Mensch bezuschusst das Bauprojekt mit 380 000 Euro, die Stadt Ostfildern mit knapp 78 000 Euro und das Diakonische Werk Württemberg gibt ein Siedlungsfonds-Darlehen über gut 164 000 Euro. „Wir hoffen auch noch auf einen Zuschuss aus dem Landeswohnbauförderprogramm“, sagte Baaken. Dort habe man gut 468 000 Euro beantragt.

Stadt spricht von zukunftsorientiertem Wohnungsbau

Für die Ostfilderner Baubürgermeisterin Monika Bader ist das Projekt ein Zeichen zukunftsorientierten Wohnungsbaus, das man gerne unterstütze. Eine dezentrale Verteilung von Wohnraum für Menschen am Rande der Gesellschaft erleichtere die Integration in die Stadtgesellschaft. Die Nachbarn, so Waldmann, stünden dem Verein und seinem Vorhaben aufgeschlossen gegenüber.

Der Verein Heimstatt Esslingen wurde 1987 gegründet mit dem Ziel, wohnungslosen Menschen zu einem Zuhause zu verhelfen. Hinzu kommt die Beratung und Begleitung dieser Menschen im eigenen Wohnraum oder in Notunterkünften. Der Verein hat 43 Mitglieder und besitzt derzeit 56 eigene Wohnungen. Weitere Wohnungen werden dringend gesucht. Betreut werden rund 100 Frauen und Männer von insgesamt sieben Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern. Der Dachverband von Heimstatt ist das Diakonische Werk Württemberg.